Alpenmilch ist nicht gleich Alpenmilch
Ernährung
Grasbasierte Milchviehhaltung hat die gesündeste Milch
>Allergien haben sehr viel mit Verdauung zu tun, sagt Prof. Dr. Ton Baars auf der Nürnberger BioFach. Der Ernährungsexperte für biologisch-dynamische Ernährung von der Universität Kassel führt verschiedene Studien an, die aufzeigen, dass Kinder von Bauernhöfen weniger Asthma, weniger Heuschnupfen und weniger Sensibilitäten aufweisen als Kinder, die in der Stadt groß werden.Bereits der amerikanische Zahnarzt Weston Price fand bei seiner Untersuchung zwischen 1925 und 1935 bei indigenen Völkern heraus, dass die Ernährungsweise ohne raffinierte Produkte und mit wenig Zucker für gesunde Zähne sorgt. Wenn sie fermentierte Nahrung zu sich nahmen, waren es roh fermentierte Speisen, wie beispielsweise das Sauerkraut bei uns. Die aktiven Milchsäurebakterien werden heute bereits Joghurts zugesetzt, um ihnen einen höheren ernährungsphysiologischen Wert zu geben. Heute findet die Wissenschaft mehr und mehr Belege, dass der Satz „A little dirt, does not hurt“ auch mikrobiologisch begründet ist. Rohmilch und der Kontakt zu Kühen als Symbol für eine natürliche Lebensweise fördern die Gesundheit.
CLA, Omega-3 und Keimflora
Warum das so ist, verdichtet sich seit Jahren. Konjugierte Linolensäuren (CLA) in der Milch wirken entzündungshemmend. Sie wirken beispielsweise senkend auf den Gehalt von Eicosanoiden, die Prof. Dr. Gerhard Jahreis, Ernährungswissenschaftler von der Friedrich-Schiller Universität als „Fetthormone“ bezeichnet. Sie bilden sich aus den Fetten heraus und wirken begünstigend auf das metabolische Syndrom.
In Nürnberg zeigte er eine normale Jugenddiät mit rund 3400 kcal am Tag. Das Problem sind dabei vor allem die Fettsäuren. Es sind fast ausschließlich Omega-6-Fettsäuren und gehärtete Transfettsäuren aus Sonnenblumenöl und Margarine. Milch, und vor allem Alpenmilch, hingegen hat ein ganzes Sortiment gesunder Inhaltsstoffe. CLA, Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und Rohmilchbakterien bilden den Gesundheitscocktail. Weiterverarbeitung wie Homogenisierung oder Erhitzen hingegen reduziert die guten Eigenschaften, so Dr. Baars. Das erste erhöht die Sensibilisierung der Menschen und das zweite tötet offenbar die für den Darm günstige Keimflora ab.
Lactococcus lactius und Acinetobacter Iwoff
Im Februar 2009 hat Prof. Dr. Erika Mutius von der Ludwig-Maximilians-Universität München endlich zwei Keime namhaft gemacht, die bei den Kindern so positiv auf die Gesundheit wirken, indem sie das Immunsystem fördern und die Kinder robuster machen. In der Milch ist es das Bakterium Lactococus lactius und im Kuhstall das Bakterium Acinetobacter Iwoff. Werden Mäusenasen mit den Bakterien bestrichen und dann Allergenen ausgesetzt, bekamen die Tiere kein Asthma, so Dr. Jahreis.
Die Keime alleine sind aber nur ein Bestandteil des Cocktails. CLA und Omega-3 sind die anderen Teile. Ihre Anteile variieren nicht nur zwischen den Tierarten.
Anteile CLA am Milchfett | |||
Schafsmilch |
1,2 % |
Humanmilch |
0,4 % |
Ziegenmilch |
0,7 % |
Pferdemilch |
0,08 % |
Kuhmilch |
0,5 % |
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Q: Prof. Jahreis |
Untersuchungen zeigen eindeutig, dass die Gehalte auch zunehmen, je mehr Gras die Tiere zu fressen bekommen und je höher die Tiere grasen.
Weidemilch
Daniel Kusche, Doktorant an der Universität Kassel , fasst die Kriterien zusammen , die für hohe CLA-Werte gegen Entzündungen und hohe Omega-3-Fettsäuren für ein ausgewogenes Fettsäuremuster sorgen. Zum einen ist es das Dauergrünland, das einen höheren Kräuteranteil aufweist als ein- oder zweijährige Wiesen. Die energiereichen Kraftfuttergaben sind auf ein Minimum beschränkt und im Winter wird Heu gefüttert. Die Faktoren sind je nach Standort und Höhenlage unterschiedlich und die besten Werte zeigt die Alpenmilch. Ein Alpenbauer nimmt zwischen 500 und 1.000 Milligramm Omega-3-Fettsäuren auf. Allerdings sind die ernährungsphysiologischen Wirkungen von CLA höher als bei den Fettsäuren, so Jahreis.
Aber Alpenmilch ist nicht gleich Alpenmilch. Kusches Untersuchungen zeigten, dass beispielsweise die Allgäuer Alpenmilch weniger CLA aufweist, weil dort mehr Maissilage verfüttert wird. Wer also die ernährungswertvollste Milch mit hohen Anteilen CLA und Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen will, der sollte darauf achten, dass die Milch von grasbetonten Betrieben kommt. Die das Immunsystem stärkenden Keime gibt es gratis dazu.
roRo
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