Als der Main sich für den Rhein entschied

Ernährung

Würzburger Stein-Berg

Ob früher alles besser war, darüber scheiden sich die Geister. Die Weingeister hingegen plädieren für das Jetzt. Auch wenn das Jetzt seit zwei Millionen Jahren anhält.

Wie der Würzburger Stein-Berg entstand

Einst floss der Main in Richtung Donau.  Auch die Donau floss lange Zeit von Osten in den Westen. Der Main traf bei Dollnstein auf die Donau, die durch das heutige Altmühltal strömte. Westlich lag das Oberkreide-Meer und nahm die Wasser von Main und Donau auf. Die Donau schob allerdings so viel Schutt und Geröll aus dem Alpenraum mit sich, dass sie sich selbst ihr Bett zuschotterte. Die Donauwasser verlagerten sich nach Süden und flossen gen Osten. Übrig blieb das Wellheimer Trockental. Dem Main fehlte der Anschluss, gleichzeitig sank das Rheintal und der Fluss der Franken begann nach Norden in mäandrierende Schleifen dem Rhein entgegen zustreben. Das passierte knapp zusammengefasst vor zwei Millionen Jahren.

Der Main, heute wegen der Bischofsstädte Bamberg und Würzburg, sowie der Klöster in Banz und Münsterschwarzach auch als „Pfaffengasse“ bezeichnet begann in seinen Mäandern Prall- und Gleithänge einzurichten. Erleichtert wurde die geologische Gestaltung des Mains durch den Muschelkalk. Muschelkalk zeichnet sich durch ein geringes Porenvolumen und damit hoher Wäremspeicherkapazität aus. Die Prallhänge ragen steil hoch. Zum Beispiel in Würzburg. Genauer gesagt im Würzburger Stein-Berg.

Terroir

Der Stein-Berg ist einer der steilsten Uferhänge in Deutschland. Zudem ist er nach Südwesten, der Sonne entgegen ausgerichtet, die den Muschelkalk nachhaltig erwärmt. Die Form eines Hohlspiegels fängt die Wärme richtiggehend ein. Erster urkundlicher Weinbau nahe Würzburg geht auf den Frankenkaiser Karl der Große aus dem Jahr 779 zurück. Den Stein-Berg hat Abt Alberich Degen aus Ebrach erstmals 1665 mit der Silvaner-Rebe bepflanzt. Bald schon wurde der Wein vom Stein-Berg im fränkischen Bocksbeutel gefüllt.

Die lange Tradition hat schnell die Steillage am Würzburger Stein-Berg zu einem hochqualitativen Getränk gemacht. Der Main selbst dient dem Stein-Berg ebenfalls als Wärmespeicher und reflektiert noch einmal das Sonnenlicht auf die Lage. Heute verbessert auch die Wärmewirkung der Stadt Würzburg das Mikroklima. Über den Muschelkalk ziehen sich dünne Lehm- und Tonschichten.  

Das alles hebt den Stein-Berg von den benachbarten Lagen ab und sorgt für besondere Reben. Sie wachsen zwischen 190 und 285 Meter über NN. Der Hang weist eine Neigung von 45 bis 65 Prozent auf. Ausgangsgestein, Klima, Bodenart, Exposition sowie Hangneigung und Schutz vor Kaltlufteinzug sind etwas Besonderes.

Geschützte Ursprungsbezeichnung

Am Dienstag hat die Europäische Kommission dem Wein vom Würzburger Stein-Berg das g.U.-Siegel zugesprochen. Erzeugung, Herstellung und Verarbeitung müssen in einer Region stattfinden.

Für den Namen „Würzburger Stein-Berg“ dürfen die Winzer nur Silvaner, Riesling und Weißen Burgunder für Qualitätswein, Prädikatswein Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese und Eiswein mit definierten Analysewerten anbauen.

Die Flurstücke sind genau bezeichnet. Die Winzer dürfen nicht mehr als 5.000 Liter pro Hektar und Jahr keltern. Im Vergleich: Auf den Nachbarflächen dürfen mehr als 70 Rebsorten angebaut werden und sind Erträge von 10.800 Litern pro Hektar und Jahr erlaubt.

Mit der Ertragsbegrenzung sichern sich die Winzer eine hohe Qualität der Weine und ein scharf abgegrenztes Rebsortenprofil zu. Außerdem müssen die Rebstöcke für die Weine mindestens acht Jahre alt sein. Dann erst haben sie das Optimum für die Durchwurzelung des Bodens erreicht und können bei unterschiedlichen Wachstumsbedingungen stabilere Qualität erzeugen.

Roland Krieg

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