Ampel wirkt nicht allein

Ernährung

„Public Health“ als Runder Tisch

Als Anfang Juni das erste deutsche Lebensmittelunternehmen bekannt gab, die Nährstoffampel freiwillig auf seine Produkte zu kleben, kochte die Diskussion um die Ampelkennzeichnung wieder auf. Ist sie schnelle und leichte Orientierung für Verbraucher oder verführt sie zu schnellen und leichten Vorverurteilungen der Produkte? Sachlich gesehen bleibt die Ampel nur ein Teil der Wirklichkeit. Das ist auch das Ergebnis einer aktuellen Studie der englischen Public Health Commission, einem Forum aus Verbraucherorganisationen, Gesundheitsarbeitern, Industrie und Wissenschaft.
Quasi an einem Runden Tisch entstanden setzt sich der Report das Ziel, die nationale Gesundheit durch verbesserte Lebensmittelqualität, mehr Bewegung und Reduzierung des übermäßigen Alkoholgenusses zu verbessern. Hintergrund sind die statistischen Aussagen, dass sich Übergewicht in den letzten 20 Jahren verdreifacht hat, die Todesrate durch übermäßigen Alkoholgenuss um 15 Prozent angestiegen ist nur 40 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen den empfohlenen Bewegungsanspruch erreichen. England kosten ernährungsbedingte Krankheiten um sechs Milliarden Pfund im Jahr.
Dr. Nick Sharon, einer der Leitautoren von der Universität Southampton: „Wir haben den Punkt erreicht, dass gefährlicher und übermäßiger Alkoholgenuss drei Viertel des verkauften Alkohols verbrauchen.“

Schlüsselelemente des Gesamtpakets:
Kontinuierliche Wiedergabe standardisierter Kerninhalte gesunder Ernährung über eine einzige Informationsstelle, die Verpackung und Außer-Haus-Verzehr einschließt.
Reduzierung von Salz, gesättigten Fettsäuren und vollständige Eliminierung industrieller Transfettsäuren.
Kleinere Portionen im Außer-Haus-Verzehr.
Restriktionen bei der Kinderwerbung und vollständige Analyse der Exposition zu Alkoholwerbung.

Thema Ernährung
Die Engländer essen zu salzig, zu viele gesättigte Fettsäuren, zu viel Zucker und zu wenig Obst und Gemüse, so die Studie. In den letzten Jahren seien zwar Fortschritte „an diesen Fronten“ erzielt worden, aber zu wenig.
Ernährungserziehung ist der wesentliche Grundpfeiler einer langfristigen Strategie zur Verbesserung des Ernährungsverhaltens, meinen die Experten. Ziel ist eine ausgewogene Ernährung, mehr Bewegung und weniger Alkoholkonsum.
Zu weiteren Aspekten des Gesamtpakets gehören die Nährwertinformationen auf der Verpackung, die Verschärfung der Richtlinien bei Werbung für Kinder und Rezepturänderungen in der Lebensmittelindustrie – aber immer mit Verbraucheraufklärung verbunden.
Die Autoren sehen in keinem der verwendeten Nährwertkennzeichnungen ein System, dass allen Anforderungen genügt. Das gilt für die Ampel, die täglichen Verzehrsempfehlungen oder ein Hybridmodell.
Als Mindeststandard sollen Angaben über Kalorien, Zucker, Salz, Fett und gesättigte Fettsäuren angegeben und in kcal und Gramm gegenüber dem täglichen Bedarf in realistischen Portionen wiedergegeben werden. Die Industrie kann darüber hinaus auf freiwilliger Basis andere Kennzeichnungen wie die Ampel und zusätzlichen Text verwenden.

Lesestoff:
Die Studie „We´re all in this together“ ist online verfügbar: www.publichealthcommision.co.uk

roRo

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