Angst vor Kaffee?
Ernährung
Regelmäßiger Konsum macht unempfindlich
Kaffee, Tee, Cola und Kakao sind bei den Menschen deshalb so beliebt, weil sie mit eine anregende Wirkung haben. Anderen Menschen macht genau das aber zu schaffen und verspüren beim Genuss von koffeinhaltigen Getränken Herzrasen, Schweißausbruch, Unruhezustände und Schlafstörungen. Vielfach auch Angstzustände.
Angst vor Kaffe genbedingt
Nach Psychiater Prof. Jürgen Deckert aus Würzburg erleben die Menschen Angstzustände, die von beiden Eltern eine Genvariante des Adenosin-A2A-Rezeptors mitbekommen haben. Während normalerweise der Botenstoff Adenosin in bestimmten Bereichen des Gehirns an diesen Rezeptor andockt und eine beruhigende Wirkung auslöst, kann Koffein das Adenosin verdrängen und diese Wirkung verhindern. Aber genauso wie die anregende Wirkung des Koffeins, lässt auch dieser Effekt mit der Zeit wieder nach.
Auf die Dosis kommt es an
Die Angstreaktion tritt nur bei einer mittleren Dosis von 150 Milligramm Koffein, das sind etwa zwei Tassen Kaffee, auf. Bei einer niedrigeren Dosis von 50 Milligramm treten keine Angstzustände auf und bei hoher Dosis von 400 Milligramm zeigten alle Versuchspersonen Angstzustände. Prof. Deckert: „Das Ergebnis überrascht nicht. Ähnliche Verläufe findet man auch in anderen Bereichen.“ So fürchten sich bei einem Liebesfilm normalerweise keine Zuschauer, bei einem Horrorfilm jedoch alle. Bei der mittleren Dosis, einem Krimi, fürchten sich nur die Menschen, die dafür empfänglich sind.
Kaffee-Training ist möglich
Nach Prof. Deckert müssen die Menschen, die beim Kaffeegenuss Angstzustände erleiden, das nicht ihr ganzes Leben lang hinnehmen. Bei Menschen, die regelmäßig eine mittlere oder hohe Dosis Kaffee zu sich nehmen, wird der Geneffekt schwächer. „Wahrscheinlich kann sich die anlagebedingte Unverträglichkeit bei schrittweiser Steigerung der Dosis und regelmäßiger Konsum zurückbilden“, so Prof. Deckert.
Lesestoff:
Peter J Rogers, Jürgen Deckert et al.: „Association of the Anxiogenic and Alerting effects of Caffeine with ADORA2 and ADORA1 Polymorphisms and Habitual Level of Caffeine Consumtion“; Neuropsychopharmacology (2010) 35, 1973 – 1983 doi:10.1038/npp.2010.71
roRo Foto: Gunnar Bartsch