Appetitregulierung durch Transportgen?

Ernährung

Verändertes ABCG1 erhöht den Energieverbrauch

Es gibt sie nicht im Feld und nicht im Wald: Die New-Zealand Obese Mouse (NZO) verbringt ihr Leben im Labor und wurde für Untersuchungen über Adipositas gezüchtet. Mit ihrer Hilfe gelang es jetzt Wissenschaftlern des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam, genetische Zusammenhänge zu entdecken. Seit längerem vermuten Wissenschaftler, dass Übergewicht auch durch die Gene induziert werden kann.

ABCG1-Transporter
ABC-Transporter gibt es bei Säugetieren und sind quasi ATP-bindende „Kassetten“. Der englische Begriff „ATP-binding cassette“ gibt den Kästchen den Namen. Die Transporter sind eine ganze Familie von Membranproteinen, die Ionen, Aminosäuren, Peptide, Zucker und Fette NZO-Maus mit polygener Adipositas links und Kontrollmausdurch die Zellmembran verfrachten. Der Transporter G1 schleust Cholesterol. In der Neuseeländischen Fettmaus ist das Gen für diesen Transporter verändert und liegt auch noch in einem Genabschnitt, der „mindestens ein Adipositas-Gen enthält.“ Das führt dazu, dass der Cholesterintransporter im Fettgewebe der NZO-Maus verstärkt synthetisiert wird.
ABCG1 findet sich in Makrophagen, Lunge, Thymus und im Gehirn und weniger häufig in Leber und Niere. Die Induzierung des Transporters wird durch Aufnahme von Cholesterin hervorgerufen.

Gen ausgeschaltet
Um die Funktion des ABCG1 Besser zu verstehen, haben Wissenschaftler um Prof. Dr. Annette Schürmann das Gen ausgeschaltet:“ Mäuse, denen das Cholesterintransporter-Gen fehlt, fressen weniger, haben einen erhöhten Energieverbrauch und nehmen unter einer fettreichen Diät nur halb so viel zu wie Tiere, bei denen das Gen intakt ist. Zudem ist die genetisch veränderte Maus widerstandsfähiger gegenüber einer Fettdiät-induzierten Insulinresistenz“, berichtet Jana Buchmann, Erstautorin der Studie.
Das Ziel ist nicht ein genetischer Eingriff beim Menschen, sondern die Entwicklung wirksamer Medikamente für eine Adipositas-Therapie. „Man könnte das neue Wissen nutzen, um Medikamente zu entwickeln, die einer Insulinresistenz entgegenwirken. Dieses ist eine der Hauptursachen von Typ-2-Diabetes und kann bei Menschen durch eine fettreiche Ernährung ausgelöst werden“, fasst Hans-Georg Joost, wissenschaftlicher Direktor des DIfEden Ausblick zusammen.

Lesestoff:
Der Artikel wird im April 2007 in der amerikanischen Fachzeitschrift „Endocrinology“ erscheinen. Online ist er bereits unter http://endo.endojournals.org/cgi/rapidpdf/en.2006-1244v1 einzusehen.

roRo; Foto: DIfE NZO-Maus mit polygener Adipositas (links) und Kontrollmaus

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