Arzneibuchqualität

Ernährung

Ein Kraut gegen jedes Zipperlein?

> Die Sonne wärmt noch am Tag, jedoch werden die Nächte bereits kühler. In den Abendstunden zieht noch leichtfertige Kleidung rote Nasen, Kratzen im Hals und manchmal auch schon Fieber an. Die Erkältungszeit beginnt. Was liegt näher als einen Tee oder andere Hausmittel zu nehmen, weil diese Form der Medikamentation auch keine Praxisgebühr kostet? Kräuter sind natürlich ? schon das alleine hilft!?

Zweierlei Kamille
Im neuesten ReformhausKurier beschreibt Dr. Susanne Poth, dass es durchaus zweierlei Kamillen gibt: Den Lebensmitteltee, der den Durst löscht und schmeckt und hauptsächlich aus Blättern und Stängeln besteht. Nach dem Lebensmittelrecht darf er keine Schadstoffe aufweisen. Für einen Arzneitee eignet er sich jedoch nicht. Arzneipflanzen müssen darüber hinaus noch Kriterien erfüllen, die in Arzneibüchern und so genannten Monographien festgeschrieben sind. Darin steht beispielsweise auch welche Pflanzenteile denn für eine Medikamentation überhaupt zugelassen sind. Das sind in der Regel die, welche die höchsten Wirkgehalte beinhalten. Das sind bei der Kamille die Blütenköpfchen. Ein Teebeutelvergleich zeigt bereits deutlich, ob es sich um einen Durstlöscher oder um eine Arzneipflanze handelt.

Im Zweifel die Experten fragen
Im momentanen Wellness- und Gesundheitsboom werden sehr viele pflanzliche Heilkräuter empfohlen und ausprobiert. Prof. Peter Houghton, Pharmakologe des King?s College in London warnte auf dem BA Festival of Science allerdings vor den Risiken, die oft auch noch durch eine fehlerhafte Selbstdiagnose hervorgerufen werden können. Etliche Pflanzenteile beinhalten giftige Komponenten, mit denen eher das Gegenteil einer Gesundung erzielt wird. Weniger das Risiko an falschen Arzneipflanzen zu sterben, sei anzumerken, als unangenehme Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, so Peter Houghton. Herzmedikamente, Antidepressiva oder oral eingenommene Kontrarezeptiva können an Wirkung verlieren. Daher sollen, so der Pharmakologe, Patienten Kräuter dort kaufen, wo es auch eine professionelle Beratung gibt. Die EU arbeitet an Richtlinien, um qualitativen pflanzlichen Produkten eine Kräuterlizenz zu vergeben.

Nachwachsende Rohstoffe
So sind Arzneikräuter genauso wie Raps für den Biodiesel nachwachsende Rohstoffe, die Bauern eine zusätzliche Einkommensquelle bescheren können. So stehen Baldrian, Pfefferminze, Dill und Melisse mancherorts ganz selbstverständlich neben dem Kartoffelacker. Allerdings ist das auch ein hartes Geschäft, denn hier ist sehr viel Handarbeit gefragt. Verarbeiter haben natürlich ein großes Interesse daran größere Mengen geliefert zu bekommen, weswegen die meisten Arzneipflanzen im Vertragsanbau angebaut werden. Auf mehreren tausend Hektar wachsen die Kräuter bereits und das Erzgebirge hat sich mit der Bezeichnung Kräuterland auch schon überregional einen Namen geschaffen. Für Reformhäuser findet der Anbau, so Susanne Poth, vielfach sogar im Ökoanbau statt. Jede Partie einer Pflanzendroge, wie Arzneipflanzen in der Pharmazie genannt werden, müsse analytisch bestimmt werden, ob vorgegebene Werte, wie ätherische Öle, auch eingehalten sind. Das ist bei ?Wildbeständen? aus dem Ausland nicht immer gegeben. So warnte die Fachpresse bereits vor fast zehn Jahren.

VLE

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