Aspartam wird neu bewertet
Ernährung
Ratten bekommen Leukämie
>Aspartam ist ein weltweit eingesetztes Süßungsmittel, dass von Millionen Menschen rund um den Globus mitverzehrt wird. Aspartam findet sich in mehr als 6.000 Produkten vom Softdrink, Kaugummi, Joghurt, als Süßungsmittel pur und in einigen pharmazeutischen Produkten, wie Vitaminpräparate und zuckerfreie Hustenbonbons.Seit langer Zeit ist der Zusatzstoff E 951 mit einer 200-mal größeren Süßkraft als Zucker in vielen Ländern zugelassen - jedoch immer wieder umstritten. Diskutiert wird nicht nur der Stoff Aspartam selbst, sondern auch seine Abbauprodukte Asparaginsäure, Phenylalanin und Methanol. Diese Metaboliten werden genauso verstoffwechselt, als würden sie einzeln aufgenommen. Zahlreiche klinische Studien über gesundheitsschädliche Wirkungen wurden angefertigt, doch bis heute gilt der Süßstoff als unbedenklich. Seit den 1980er Jahren ist Aspartam in der EU zugelassen. In dem Jahrzehnt gab es alleine drei Sicherheitsbewertungen. Die letzte resultiert vom Dezember 2002 bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und ist eine Zusammenfassung aller bisher vorliegenden Daten über Aspartam.
Aspartam induziert Leukämie in Ratten
Die Forscher Morando Soffritti, Fiorella Belpoggi, Davide Degli Esposti und Luca Lambertini vom Krebsforschungszentrum in Bologna haben im European Journal of Oncology (vol 10; n.2; 2005) ihre aktuelle Studie über Aspartam veröffentlicht. Pro Kilogramm Körpergewicht nehmen Erwachsene 2 bis 3 mg Aspartam pro Tag auf. Kinder und Schwangere etwas mehr. Die in den USA und Europa zur Zeit empfohlene täglich akzeptierte Aufnahmemenge liegt bei 40 bis 50 mg/kg Körpergewicht.
Die Forscher haben sich zu einer neuen Studie entschlossen, weil neueste Untersuchungsanforderungen in de Methodik eine neue Bewertung brauchen. Die Ergebnisse zeigen, dass bei allen Stufen verschiedener Aspartam-Dosen die Ratten gegenüber der Kontrollgruppe ohne Süßstoff deutlich höhere Leukämieraten aufweisen. Der Anstieg der Erkrankung ist direkt abhängig von der verabreichten Dosis. Unter den vorliegenden Versuchsbedingungen, so fassen die Experten in der Studie zusammen, konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass bei weiblichen Ratten ein statistisch eindeutiger Zusammenhang zwischen Leukämie und verabreichter Aspartam-Dosis existiert - und das bei einem Verabreichungsgrad, der den Tagesmengen bei Menschen entspricht. Die Forscher fordern auf Grund ihrer Ergebnisse dringend zu einer Neubewertung des Aspartam auf.
EFSA reagiert
Die Italiener hatten einen Teil ihrer Ergebnisse bereits im Juni der EFSA vorgestellt. Zur Zeit werden die Pathologieberichte der Nager noch ausgewertet, so dass die Daten der neuen Studie noch nicht vollständig vorliegen. Das wird noch einige Monate dauern, doch hat die EFSA den Kontakt zu den Experten aufgenommen. In einer Pressemitteilung hält die EFSA es zur Zeit nicht für angebracht, "den Verbrauchern auf Basis der bisherigen Datenlage eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten in Bezug auf Aspartam zu empfehlen. Das Thema wird im Rahmen der vorgesehenen Risikobewertung neu aufgegriffen werden."
In der letzten Bewertung von 2002 fand auch eine im Journal of Neuropathology and Experimental Neurology (55; 1115- 1123) von JW Olney aus dem Jahr 1996 Beachtung. Der Amerikaner fand einen möglichen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Gehirntumors und dem Verzehr von Aspartam in den USA. Mitte der 1980er Jahre stieg mit der Markteinführung des Süßstoffes auch die Zahl der Erkrankten an. Mehrere Wissenschaftler allerdings kritisierten die Methodik und die Schlussfolgerungen der Studie und kamen mit den zugrunde liegenden zahlen zu anderen Schlüssen. Informationen über die EFSA finden Sie unter www.efsa.eu.int
roRo