Bio-Infomarkt für die Gastronomie

Ernährung

CMA und ÖGS werben für Bio-Gemeinschaftsverpflegung

Die aktuellen Zahlen aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium zeigen, dass der Biomarkt immer weiter wächst. Zudem zeigt verändertes Konsumverhalten, dass die Außer-Haus-Verpflegung (AHV) an Bedeutung gewinnt: Mensen, Schulen, Krankenhäuser, Gastronomie und Betriebskantinen sind nicht nur umsatzstarke Nachfrager für landwirtschaftliche Produkte, sondern sind auch Trendsetter für gesundheitsbewusste Ernährung, wie Dr. Margit Bölts von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung auf einer Fachtagung im letzten Jahr aufzeigen konnte. Warum also AHV und Bio nicht miteinander verbinden?
Um Caterer, Betriebskantinen und Mensen für das Thema Bio zu gewinnen, veranstalteten die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) und der Ökologische Großküchen Service (ÖGS) am vergangenen Donnerstag einen Bio-Infomarkt in der Mensa der TU Berlin.

Hohes Wachstum und kleiner Anteil
Mit 15 Prozent Umsatzwachstum in 2005 weist der Biomarkt außerordentliche Zahlen auf. Trotzdem ist der Marktanteil mit drei Prozent des Lebensmittelumsatzes, entsprechend rund vier Milliarden Euro, recht klein. Das liege vor allem daran, das Bio bisher nicht schwerpunktmäßig dort verkauft werde, wo die meisten Kundenkontakt bestehen, führte Julia Elke von der CMA aus. Mehr als jeder vierte esse mindestens einmal am Tag außer Haus und beschert der Wirtschaft ca. 41 Milliarden Umsatz.
CMA Bio Mir zuliebeBei der Gemeinschaftsverpflegung können die gleichen Kunden für den Biomarkt angesprochen werde, die auch im Privathaushalt Bio konsumieren: Nach einer Milieustudie sind das Menschen mit traditionellen Werten, moderne Menschen mit „hedonistischem Lebensstil des Postmaterialismus“ und die „Neuorientierer im Patchworklebensstil“. Alle Haushalte gehören nicht der unteren Mittelschicht oder Unterschicht an. Kenngrößen: Über 2.500 Euro monatliches Haushaltseinkommen, mindestens Hochschulreife, wohnen in Ortschaften mit über 100.000 Einwohnern und haben entweder kein Kind, ein Kleinkind, oder das Kind als Erwachsenes bereits aus dem Haus. Ein Blick auf die Sorgen dieser Menschen weist mit Arbeitslosigkeit, Rentenproblematik und wirtschaftliche Stabilität längst ganz andere Werte auf, welche einst die Biobranche begründet haben. Nur noch drei Prozent der Befragten sorgten sich um die Umwelt. Deshalb steht das Image der 68er und der Friedensbewegten Anfang der 1980er Jahre dem Biokonsum im Wege.
Die CMA bewirbt den zukünftigen Biokunden mit ganz anderen Bildern: frisch, emotional und selbstbewusst mit Lifestyle, Wellness und Genuss. Hier sieht die CMA noch zu erschließende Marktchancen für die AHV und führt Vor-Ort-Beratungen durch, die Gästeansprache der Gastronomen zu optimieren.

Realistisch bleiben
Im Gespräch mit Herd-und-Hof.de verwies Anja Erhart von der ÖGS auf die Unterschiede zwischen den Gemeinschaftsverpflegern. Selbst wenn man einen Koch leicht überzeugen kann, Bio in einer Kantine zu integrieren, dann muss er zumeist auf wesentliche Rahmenbedingungen achten. Gerade Kliniken und Heime sind mit äußerst knappen Budgets ausgestattet, so dass dort kaum noch Spielraum vorhanden ist, überhaupt noch Änderungen durchzuführen. Durchaus am leichtesten sei es bei Schulen und Kindertagesstätten, weil dort neben der gesellschaftlichen Aufgabe meist die Eltern aktiv daran beteiligt sind. Gemeinschaftsverpfleger sind für den Biomarkt ideale Ansprechpartner, weil sie die größten Multiplikatoreneffekte haben.
Der Flaschenhals in der Argumentationskette ist der Preis. Bei einem Kartoffel-Linsen-Eintopf für 0,61 Euro pro Portion können die Kosten bei Verwendung aller Zutaten aus dem ökologischen Landbau leicht auf über 1,00 Euro steigen. Das muss allerdings nicht sein, denn sobald nur einige Zutaten umgestellt werden, sind vergleichbare Preise zu erzielen. In dem Rechenbeispiel der ÖGS wird der Eintopf nur um 3 Cent teurer, wenn lediglich Möhren und Zwiebeln vom Biomarkt stammen. Dann sei das Essen als ganzes zwar kein Biomahl mehr, soll aber zeigen, was auch für Caterer realistisch sein kann. Der Eintopf könne durchaus marketinggerecht als Eintopf mit Biokomponenten Möhren und Zwiebeln beworben werden. Der ÖGS räumt auch mit falschen Vorstellungen auf, dass für die Lagerung von Ökolebensmitteln separaten Räume erforderlich sein müssten. Ende 2005 gab es bereits über 750 Küchen mit Bio-Zertifikat.

Der Nachschub
Auch wenn der Biomarkt beständig wächst, so werden Bio-Ferkel in Brandenburg immer noch steckbrieflich gesucht. Bio-Rindfleisch weist auf der Versorgungskarte Deutschlands noch Lücken auf. Soviel, wie nachgefragt wird, können die Bauern gar nicht produzieren. Die Bio Fleisch Nord Ost GmbH ist eine Erzeugergemeinschaft für Bauern aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und vermarktet Fleisch von 40 Betrieben an über 200 Kunden. Das sind zu 80 Prozent Fachgeschäfte, aber auch Wiederverkäufer und Caterer sagte Vertriebsleiter Reinhard Manger zu Herd-und-Hof.de. Rindfleisch kommt überwiegend von den großen Betrieben aus MV, während die Brandenburger mit Schweinefleisch und vor allem Lämmern glänzen können. 3.000 Mutterschafe liefern den Nachwuchs für die Biolämmer. Allerdings gehe von der Brandenburger Landesregierung eine „schlechte Grundstimmung“ aus, weil keine Neueinsteiger gefördert werden, beklagte Manger. Für zwei Neukunden wäre zur Zeit keine Vertragsabschluss möglich. Die Erzeugergemeinschaft vermarktet neben 3.000 Lämmern, etwa 5.000 Schweine und 1.000 Rinder. Aktuell sind drei Auszubildende in der Erzeugergemeinschaft tätig.

Lesestoff:
Im letzten Jahr hatte die ÖGS zusammen mit dem Verbraucherschutzministerium und den Verbraucherzentralen in Berlin die Rahmenkriterien für eine Schulverpflegung vorgestellt. Den Bericht darüber finden Sie hier.
Weitere Informationen gibt es unter: www.oegs.de, www.biokannjeder.de und www.bio-mirzuliebe.de. Unter dieser Adresse gibt es auch ein detailliertes Programm des dritten bundesweiten Bio-Infomarktes am 06. Juli im Haus der Amadeus Germany GmbH in Bad Homburg ab 14.00 Uhr.

Roland Krieg; Foto: CMA

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