Bio-Konsum nicht nur eine Frage des Preises
Ernährung
Kaufbarrieren beim Einkauf von Bioprodukten untersucht
Keine Frage, Bio ist mehr als nur ein Trend. Dennoch
ist Bio-Konsum in Reinform bei weitem noch kein Massenphänomen. Und das, obwohl
sich die Einkaufsmöglichkeiten für Öko-Lebensmitteln in den letzten Jahren
spürbar verbessert haben. Fakt ist: Selbst die so genannten Öko-Intensivkäufer
geben im Schnitt weniger als die Hälfte ihres Lebensmittelbudgets für
Bioprodukte aus. Das Umsatzpotential dieser Kundengruppe für den gesamten
Ökomarkt ist also - rein von der Betrachtung des Marketings - längst noch nicht
ausgeschöpft.
Doch welche individuellen Kaufbarrieren halten
bioaffine Verbraucher davon ab, ihren Bedarf mehr oder weniger komplett mit
Öko-Produkten zu decken? Mittels einer
computergestützten Befragung haben Agrarmarketingexperten der Universität
Kassel jene Lebensmittel ermittelt, die von Öko-Konsumenten häufig in
konventioneller Qualität gekauft werden, und die jeweiligen Gründe für diese
Kaufentscheidung. Die wichtigsten Argumente für den Kauf der konventionellen
Produktvarianten sind der Preis, Unterschiede bezüglich des Geschmacks
beziehungsweise des Aussehens und die mangelnde Verfügbarkeit ökologischer
Alternativen.
Kaufbarrieren
Bei Tiefkühl-Pizza, Nuss-Nougat-Creme oder
Fertigdesserts, aber auch bei Wein ist es schlichtweg eine Frage des
Geschmacks. Den Bio-Herstellern empfiehlt Dr. Fabian Buder vom Fachgebiet
Agrar- und Lebensmittelmarketing der Universität Kassel, sich bei diesen
Produkten geschmacklich sowie vom Aussehen her stärker an den konventionellen
Produktvarianten zu orientieren. Aber auch der Handel ist gefragt, wenn es
darum geht, geschmackliche Vorhalte abzubauen. „Sehr wirksam und von den Kunden
gerne angenommen sind Verkostungen“, erläutert Buder. Durch eigenes Probieren
könne man den Kunden am ehesten überzeugen.
Der Studie zufolge fehlt es insbesondere bei Fleisch,
Wurstwaren und Geflügel sowie Fisch an entsprechenden Angeboten in Bioqualität.
Hier vermissen die Kunden vor allem frische Ware aus Bedienung. Aber auch mit
Tiefkühl-Pizza, Margarine, Käse, Fertigdesserts und Süßwaren in Bioqualität ist
das Handelssortiment nicht ausreichend bestückt. „Der Handel würde gut daran tun,
diese Sortimentslücken zu schließen“, so Buder.
Besonders preissensibel reagieren die Verbraucher bei Fleisch, Wurst,
Fruchtsäften, Käse, Gemüse und Obst. Für den Handel kann es sich hier - so die
Empfehlung von Buder - als betriebswirtschaftlich sinnvoll erweisen,
potentielle Spielräume in ihrer Preispolitik zugunsten des Biosortiments zu
nutzen.
Lesestoff:
Das Forschungsvorhaben „Ausweitung der individuellen Bedarfsdeckung mit Öko-Lebensmitteln - Identifikation von Sortimentslücken und produktspezifischen Kaufbarrieren für Öko-Käufer“ wurde im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert. Dessen Abschlussbericht ist vollständig herunterladbar unter http://orgprints.org/18433//
Nina Weiler, www.aid.de