Blau-violett für die Gesundheit
Ernährung
Blau-violettes Obst und Gemüse = ausgewogen?
Wer blau-violettes Obst und Gemüse oder roten Traubensaft verzehrt, isst vermutlich insgesamt mehr pflanzliche Produkte und nimmt mehr Vitamin C und Kalium auf als Personen, die dies nicht tun. Zu diesem vielleicht nicht ganz überraschenden Ergebnis kommt eine neue US-amerikanische Studie durch Auswertung von 24-Stunden-Ernährungsprotokollen. Doch das Erfreuliche dabei: Die Forscher fanden Hinweise darauf, dass eine solche Ernährungsweise bei Erwachsenen mit einem signifikant geringeren Risiko für erhöhten Blutdruck, niedrige HDL-Cholesterinwerte und einen erhöhten Taillenumfang einherging.
5 am Tag
In Obst und Gemüse sind zahlreiche Vitamine, Mineral-
und Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe enthalten. Um mit diesen
Nährstoffen ausreichend versorgt zu sein, empfehlen nationale und
internationale Fachgesellschaften fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag zu
essen, unabhängig davon, ob frisch, getrocknet, gefroren, konserviert oder in
Form von Saft. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass ein hoher Obst-
und Gemüsekonsum das relative Risiko für verschiedene Krankheiten zu reduzieren
vermag. Speziell zu rotem Traubensaft sind positive Studienergebnisse im
Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen publiziert worden. All diese
Aspekte veranlassten amerikanische Wissenschaftler zu untersuchen, ob mit einem
hohen Verzehr an blau-violettem Obst und Gemüse ein besseres
Ernährungsverhalten und eine höhere Nährstoffaufnahme einhergeht und ob der
Verzehr dieser Produkte das Risiko eines Metabolischen Syndroms, einem
Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen, senken kann. In einem nächsten
Schritt untersuchten sie, ob das Trinken von rotem Traubensaft – als eines der
beliebtesten Produkte dieser Obst- und Gemüsekategorie – in Zusammenhang mit
einem besseren Ernährungsverhalten und einer höheren Nährstoffaufnahme steht.
Für ihre Analyse verwendeten die Wissenschaftler Daten
aus den NHANES-Studien (National Health and Nutrition Examination Survey) der
Jahre 1999 bis 2002. So erhielten sie Informationen über die Gesundheit und die
Ernährungsgewohnheiten von 6.345 Kindern und Jugendlichen (5-18 Jahre) sowie
von 8.827 Erwachsenen (> 19 Jahre). Die Auswertung von
24-Stunden-Ernährungsprotokollen ergab, dass rund 10 % der Studienteilnehmer am
Vortag blaues oder violettes Obst und Gemüse verzehrt haben. Auf den vorderen
Plätzen lagen mengenmäßig Trauben, Traubensaft und Rosinen.
Betrachtung des Ernährungsverhaltens und der Nährstoffaufnahme
Diejenigen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die zu blau-violettem Obst und Gemüse gegriffen haben, hatten im Vergleich zu den Nicht-Konsumenten insgesamt signifikant mehr Früchte (+ etwa 2 Portionen) gegessen und wiesen eine signifikant höhere Aufnahme an Ballaststoffen (+ 14–30 %), Vitamin C (+ 30–44 %) und Kalium (+ 15–17 %) auf. Gleichzeitig nahmen sie signifikant weniger zusätzlichen Zucker (- 4 Teelöffel) zu sich. Bei den erwachsenen Konsumenten wurde zudem eine signifikant höhere Zufuhr an Vollkorngetreide (+ 50 %), Gemüse (+ 15 %) und Hülsenfrüchten (+ 100 %) sowie eine signifikant geringere Aufnahme an Fleisch (- 12 %), Fett (- 7 %) und gesättigten Fettsäuren (- 11 %) beobachtet.
Auswirkungen auf Körpergewicht, BMI und Taillenumfang
Obwohl alle Konsumenten im Durchschnitt eine um etwa 10 % signifikant höhere Energieaufnahme als die Nicht-Konsumenten aufwiesen, wirkte sich das nicht negativ auf Körpergewicht oder BMI aus. Im Gegenteil, die Forscher stellten sogar fest, dass die erwachsenen Konsumenten ein signifikant geringeres Durchschnittsgewicht (- 3,6 kg), einen niedrigeren BMI (- 1,2 BMI-Punkte) und einen geringeren Taillenumfang (- 3 %) aufwiesen. Bei den Kindern und Jugendlichen unterschieden sich Körpergewicht und BMI trotz der höheren Kalorienaufnahme nicht signifikant.
Einfluss auf die Risikofaktoren des Metabolischen Syndroms
Bei der Untersuchung einiger Risikofaktoren für das Metabolische Syndrom stellten die Forscher fest, dass die Erwachsenen, die blau-violettes Obst und Gemüse verzehrten, ein um jeweils etwa 30 % signifikant geringeres Risiko für einen erhöhten Blutdruck, niedrigere HDL-Cholesterinwerte und einen zu hohen Taillenumfang aufwiesen als die Nicht-Konsumenten. Die Autoren vermuten, dass die Antioxidantien bzw. Polyphenole aus dem Obst und Gemüse zu den beobachteten Effekten geführt haben könnten. Bei den Kindern und Jugendlichen wurden ähnliche Untersuchungen nicht durchgeführt.
Wie sieht es bei rotem Traubensaft aus?
Zum Schluss interessierten sich die Forscher für die
Wirkungen eines der beliebtesten Produkte aus der untersuchten Obst- und
Gemüsekategorie: denen des roten Traubensaftes. Insgesamt haben 270 Teilnehmer
der Studie am Vortag roten Traubensaft getrunken. Auch diese Gruppe wies eine
signifikant höhere Obst- (+ 2–3 Portionen), Vitamin C- (+ 35–64 %) und
Kaliumaufnahme (+ 18 %) auf als die Nicht-Konsumenten. Die
traubensafttrinkenden Kinder aßen zudem signifikant weniger Zucker (- 8
Teelöffel), die Erwachsenen nahmen um etwa 10 % signifikant weniger gesättigte
Fettsäuren und Natrium auf. Weder bei den Kindern noch bei den Erwachsenen
unterschieden sich Kalorienzufuhr, Gewicht, BMI oder Taillenumfang signifikant
von denen, die keinen Traubensaft tranken.
Diese Studie deutet darauf hin, dass bei Kindern und
Erwachsenen der Verzehr von blau-violettem Obst und Gemüse mit einer
ausgewogeneren Ernährungsweise einhergeht. Die Aufnahme von Obst allgemein,
Ballaststoffen, Kalium und Vitamin C war bei ihnen höher als bei den
Nicht-Konsumenten. Bei Erwachsenen könnte eine solche Ernährungsweise eventuell
zu einer Reduktion des Risikos für ein Metabolisches Syndrom führen. Zu beachten ist bei dieser Studie allerdings,
dass es sich bei den ausgewerteten Daten nur um eine Momentaufnahme handelt.
Denn die Forscher betrachteten die Lebensmittelauswahl anhand eines
24-Stunden-Protokolls. Insofern kann diese Studie nur Indizien liefern.
Lesestoff:
McGill CR et al. (2011): Consumption of Purple/Blue Produce Is
Associated With Increased Nutrient Intake and Reduced Risk for Metabolic
Syndrome: Results From the National Health and Nutrition Examination Survey
1999 – 2002, American Journal of Lifestyle Medicine 5:279 – 290.
VdF (juice news)