Blei im Wildbret
Ernährung
BfR veröffentlicht Bewertung von Blei im Wildbret
Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist Wildfleisch das am meisten mit Blei belastete Lebensmittel. Im Wesentlichen liegt das an der Bleimunition, die von Jägern verwendet wird. Die Bleimunition kann tief in das Gewebe eindringen und Fragmente sind kaum noch zu erkennen. Während für Rinder, Schweine und Schafe Höchstgehalte festgelegt sind, gibt es keine entsprechende EU-Verordnung für Blei im Wildbret.
Gesundheit und Verzehr
Blei kann schon in geringsten Mengen die Blutbildung,
innere Organe wie die Nieren und das zentrale Nervensystem beeinträchtigen. Die
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat einen neuen Bewertungsansatz
durchgeführt, worauf das BfR am Montag eine Risikobewertung für Blei in
Lebensmitteln vorgelegt hat. Die EFSA hält die wöchentliche tolerierte Aufnahmemenge
von 25 Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht nicht mehr für angemessen. Die
EFSA hat einen größeren Sicherheitsabstand vorgeschlagen und für Kinder das
Nervensystem und bei Erwachsenen die Nieren als die sensibelsten Organsysteme für
die Berechnungen ermittelt.
Nach Daten der Nationalen Verzehrstudie nehmen die
Verbraucher Blei vor allem über Grundnahrungsmittel wie Getreide, Gemüse, Obst
und Getränke auf. Zusätzliche Bleimengen sollen vermieden werden, so die BfR. Das
gelte für alle Personengruppen. Bei Kindern unter sieben Jahren gelte das aber
im besonderen Maße, weil bei ihnen neurotoxische Effekte auftreten können, die
das Nervensystem bei seiner Entwicklung behindern können.
Mit Bleimunition erlegtes Wild sollte daher nur in
geringem Umfang verzehrt werden, so das BfR. Die durchschnittliche Verzehrmenge
an Wildfleisch ist bei den Deutschen aber gering und wird mit zwei Gramm am Tag
bei bis zu zwei Wildmahlzeiten im Jahr angegeben. Selbst bei Vielverzehrern mit
10 Wildfleischportionen im Jahr wird die aufgenommene Bleimenge als unbedeutend
gegenüber der Aufnahme über Getränke, Getreide oder Obst bezeichnet.
Kindern bis sieben Jahren und Schwangere sollten kein
Wildfleisch verzehrt, das mit Bleimunition erlegt wurde. Bei Schwangeren wird
das Blei dem Ungeborenen weitergegeben.
Als wirkliche Risikogruppe identifiziert das BfR
Jägerfamilien, die bis zu 50 Wildportionen im Jahr verzehren. Hier empfiehlt
das BfR sogar, auf die Jäger einzuwirken, auf Munition umzusteigen, die kein
Blei im Wildbret hinterlässt.
Verbot von Bleimunition
Im Jahr 2009 hatte die Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen den Antrag gestellt, Jagdmunition aus Blei zu verbieten. Der Antrag wurde abgelehnt. Die CDU/CSU-Fraktion führte an, es sei noch kein abschließendes Urteil über die Bleimunition möglich. Insbesondere sei nicht untersucht, welche Schäden nicht bleihaltige Geschosse hervorrufen. Die FDP führte an, dass die Bleibelastung in den Jahren zuvor zurückgegangen sei.
DJV startet Umfrage
Der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) nimmt die Bewertung des BfR zum Anlass, im Oktober eine Umfrage bei Jägern zu starten. Dabei sollen sie Angaben über ihr Verzehrverhalten machen und angeben welche Jagdmunition sie verwenden. Alternative Jagdmunition wird bereits getestet. Doch ein Abschlussbericht liege erst 2012 vor. Angesichts der BfR-Bewertung warnt der DJV vor Panikmache, so Dr. Wolfgang Bethe, DJV-Vizepräsident. Der Schusskanal werde von den Jägern großzügig entfernt und Wildbret sei weiterhin ein hochwertiges Lebensmittel.
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