Brandenburg ist gewappnet
Ernährung
Minister Birthler besucht Landeslabor in Potsdam
> Das Landeslabor Brandenburg (LLB) hat sich in dieser Form in der Potsdamer Pappelallee neu gegründet und nutzt personelle sowie technische Synergieeffekte bereits vorhandener Kapazitäten für den Verbraucher- und Umweltschutz. Dr. Roland Körber, Direktor des LLB, fühlt sich damit dem neuen Gentechnikgesetz gewappnet und hat die Arbeit, die Untersuchung von Futter- und Lebensmittel auf gentechnisch veränderte Bestandteile, begonnen. Jährlich werden zwischen 50 und 175 Proben untersucht. Für das laufende Jahr werden es bereits 200 sein.Damit ist die Wissenschaft weiter als die Politik. Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Wolfgang Birthler bedauerte bei seinem Besuch des LLB, dass das am 09. Juli beschlossene Gentechnikgesetz wegen der Union noch im Vermittlungsausschuss liegt. Das Gesetz regele besonders die Frage der Koexistenz von gentechnisch freiem und gentechnisch veränderten Pflanzenanbau, der Haftung bei auftretender Verunreinigung und bietet ein Anbauregister. Die immer noch währende Diskussion werde ?verantwortungslos auf dem Rücken der Landwirte? ausgetragen.
Koexistenz ? Beauftragter
Der Deutsche Bauernverband hat den Bauern bereits abgeraten, gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen. Keine Versicherung ist bereit, dass Risiko einer Übertragung des Genmaterials auf andere Bestände finanziell abzusichern. Ein auftretender Schaden kann den Ruin des Betriebes bedeuten. Für alle Fälle hat Brandenburg jedoch bereits Dr. Peter Rudolph, Gentechnikreferent aus dem Verbraucherschutz, als Ansprechpartner und gegebenenfalls auch Moderator bei Konflikten um die Koexistenz berufen.
Den Genen auf der Spur
Leiter Dr. Holger Pilsl führte durch sein Labor. Da gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet werden müssen, überprüft das LLB im Eigentlichen die Angaben auf dem Etikett. Vor allem importiertes Soja und importierter Mais werden nach vorliegenden DNA-Sequenzen geprüft. Da die angebauten Pflanzen genehmigungspflichtig sind, sind deren veränderte Bestandteile auch öffentlich bekannt. Qualitativ wird mit dem so genannten Screening bestimmt, ob gentechnisch veränderte Bestandteile vorhanden sind. Falls ja kann mit der Sequenzmethode mengenmäßig bestimmt werden, wie hoch der Anteil in der Probe ist. Der Schwellenwert liegt bei 0,9 Prozent GVO-Anteil.
Dr. Pilsl wies darauf hin, dass Futter- und Lebensmittel mittlerweile rechtlich gleichgestellt sind. Auch Futtermittel etikettiert werden, sobald sie gentechnisch veränderte Bestandteile aufweisen. Das LLB konnte bereits bei einer Sojaprobe darauf hinwirken. Schließlich darf man nicht vergessen: Fast alles in Europa verwendete Soja wird importiert. Vor allem aus den USA, Brasilien und Argentinien. In Argentiniern beispielsweise sind 98 Prozent des angebauten Soja gentechnisch verändert. Das verdeutlicht einerseits, wie wichtig Regelungen und Entschädigungen für Verbraucher und Bauern sind, die auf gentechnisch veränderte Futter- und Lebensmittel verzichten wollen, jedoch auch andererseits, wie einsam das Gentechnikgesetz im Welthandel walten muss. Werden übrigens gentechnisch veränderte Futtermittel verfüttert, so sind die Produkte Milch, Fleisch oder Eier rechtlich gentechnikfrei.
Arbeit im Labor
Es gibt keine Sicherheitsschleusen und nirgendwo stehen dampfende Reagenzgläser in fleckigen Regalständern. Zwei erstaunlicherweise kleine Labore reichen aus, um modernste Computertechnik und Gefrierschränke für die Proben aufzunehmen.
Ob gentechnisch veränderte Organismen oder artfremde Gensequenzen in der Probe enthalten sind wird mittels der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) bestimmt. Im Allgemeinen wird parallel dazu nach ?Ein/Aus-Schaltern? gesucht. Das sind der 35S-Promotor, eine Sequenz aus einem Blumenkohlvirus und der NOS-Terminator, einer Sequenz aus einem Pflanzenbakterium. Diese Methode ist sehr sensitiv und spürt Mengen von unter 0,1 Prozent auf. Ein gefundener Bestandteil wird mit der PCR-Methode milliardenfach vervielfältigt und quantifiziert. Ein Mengenvergleich mit der Gesamt-DNA der Probe lässt Rückschlüsse auf die Höhe des Anteils in dem untersuchten Rohstoff zu.
Insgesamt stehen dem LLB 19 verschiedene Analysemethoden zur Verfügung.
Roland Krieg