Butterbrote unter Luftballons

Ernährung

Zum neunten Tag des deutschen Butterbrotes

„Die Menschen brauche nicht Freiheit, die Menschen brauchen Brot“, heißt es bei Dostojewski. Seine Landeskollegen haben das Wort „Butterbrot“ letztlich auch in den russischen Wortschatz übernommen. Und bei uns hat das Butterbrot ein vergleichbares Image wie die Schweinshaxe und das Bier: Typisch deutsch.

Der Sattmacher für unterwegs
Früher konnte man sich nicht an allen Ecken mit Snacks versorgen und hatte immer etwas dabei: Käse oder Wurst, manchmal lugte beides Butterbrotezwischen den dunklen und kräftigen Scheiben hervor. Heute kommt das Butterbrot aber auch leicht mit Speisequark und Radieschenscheiben daher.
Das Butterbrot wurde aus den Tiefen des Rucksacks geholt und der Biss hinein setzte immer eines voraus: Pause. Auch auf dem Bau lag das Werkzeug in der Ecke, das Wachspapier wurde aufgewickelt und man freute sich auf das Brot, wie im verregneten Herbst auf eine heiße Suppe.
Früher hatte Mutter die Stullen geschmiert und später belohnt man sich selbst. Die kleine Welt zwischen den Scheiben wird morgens selbst gestaltet. In Vorfreude auf die Pause mit dem, was man heute am liebsten mag. Und als Belohnung, wenn man hineingebissen hat. Vermutlich diese innige Verbindung lässt das Butterbrot alle trendigen Pausensnacks „to go“ überleben. Dass das auch so bleibt, dafür sorgt die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft CMA mit dem mittlerweile 9. „Tag des deutschen Butterbrots“.
Über 5.000 Bäckereien bieten morgen ihren Gästen informatives, unterhaltsames und ver“kostbares“ zum Thema Butterbrot an. Alle teilnehmenden Bäckereien finden sie unter www.cma.de

Lust auf Bio-Butterbrot?
In Berlin nimmt zum ersten Mal die 1993 gegründete Bäckerei Beumer & Lutum am Tag des Butterbrots teil. Nahid Ghahnanari-Khab betreut in der Kreuzberger Bäckerei die Backstube und den Verkaufstresen. Am Montag erwartete sie noch die für den Butterbrottag extra hergestellte Bank, die morgen ab 07:00 Uhr unter den Markisen aufgebaut wird. Drei Kitas gibt es in der Nachbarschaft und sowohl morgens als auch nachmittags kommen viele Mütter mit ihren Kindern in die Bäckerei. Für Freitag werden rund neun Kilo vegetarischer Brotaufstrich vorbereitet und mit Sprossen, Salat oder Radieschen dekoriert. Grundlage werden drei verschiedene Brote sein. Welche Sorten, hat sie noch nicht verraten.
Auf jeden Fall sind es biologisch-dynamische Rohstoffe, die zum verkosten und verweilen einladen. Pro Jahr verbacken Beumer & Lutum 175 Tonnen Rohstoffe, die meist aus Brandenburg kommen und dafür sorgen, dass 54 Hektar Ackerland biologisch bearbeitet werden.
Nahid Ghahnanari-Khab hat außer backen noch viel zu tun. Die Bäckerei befindet sich in der Cuvrystraße 22 und wird morgen an den vielen Luftballons bereits von weitem, zu erkennen sein.

Brotweltmeister
Rund 86 Kilo Brot essen die Deutschen im Jahr. Das sind umgerechnet rund 1.500 Schnitten Brot. Also 750 Stullen für unterwegs. Mehr als Butterbrotezwei Butterbrote pro Tag.
Das Motto in diesem Jahr lautet „Butter und Brot – die süße Verführung“. Und dabei sind Weißbrot und abgepackte „Matsch-Sandwiches“ offenbar aus der Mode gekommen. Stullen sind die perfekte Zwischenmahlzeit mit Vitaminen, Spurenelementen und Ballaststoffen. Und machen richtig satt. Morgen gibt es die Gelegenheit, sich neue Ideen für das Butterbrot zu holen.

Roland Krieg; Fotos: CMA

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