Chinas Geflügelmarkt verändert sich

Ernährung

Geflügelfleisch gilt als gesündere Alternative zu Schweinefleisch

Chinas Nutztierhaltung ist nach wie vor auf Schweine fokussiert. Der Einbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in die Bestände hat zu einer deutlichen Verknappung des Angebots und zu mehr Importen geführt. Die Chinesen haben zwar vermehrt, aber nicht umfänglich auf Geflügelfleisch zurückgegriffen. Mit dem Aufstocken der Schweinebestände können die Menschen wieder auf ihr traditionelles Schweinefleisch zurückgreifen und China saugt derzeit alles, was verfüttert werden kann, auf dem Weltmarkt ab.

Dennoch hat die Episode des Verzehrs von Geflügelfleisch Spuren hinterlassen, die sich auf die nahe Zukunft auswirken. Die Gesundheitswelle hat Chinesen von Geflügelfleisch als gesündere Alternative überzeugt und gerade in den Städten gilt der Broiler als Fertiggericht schon ab 2022 als wachsender Nachfragetrend. Vorgekochtes oder fertig gekochte Portionen haben in der Pandemie den Chinesen neue Essgewohnheiten beigebracht. Das wird auch so bleiben, sagen die US-amerikanischen Marktexperten mit Blick auf das erste Halbjahr 2021 für Geflügelfleisch in China. Verzehrfertige Broiler haben bereits einen Anteil von 15 Prozent bei Geflügelfleisch erreicht. Die halbfertige Variante stellt mit 70 Prozent den größten Teil ein. Sie wird mit saisonalen Saucen angeboten. Die zweite Variante sind fertig aufbereitete Zubereitungen für Saucen und in der dritten Kategorie kommt der Broiler frittiert, geröstet oder als vorgeschnittene Salatbeilage in den Handel.

Weiße und gelbe Federn

Die traditionellen Geflügel (yellow feather) wachsen langsamer, haben einen größeren Reproduktionszyklus, höhere Produktions- und geringere Schlachtgewichte. Für den Markt gibt es keine definierten Qualitäten. Der Preis orientiert sich an der Färbung der Federn Das ist beim Geflügel mit „white feather“ anders. Die meist importierte Broilergenetik erobert den Markt und verdrängt im industriellen Maßstab die Kleinviehhaltung.  

Marktausblick 2022

Der Import an Geflügelfleisch im nächsten Jahr wohl drei Prozent auf 930.000 Tonnen steigen. Die Geflügelfüße werden extra gezählt und kommen beispielsweise in die Suppe. Da wird China einen Bedarf an 800.000 Tonnen haben.  China exportiert auch Geflügelfleisch nach Südostasien. Mit Überwindung der Pandemie werden es wohl 440.000 Tonnen Geflügelfleisch sein. Mit dem Handelsabkommen zwischen den USA und China bekommt der US-Export zu guten Marktanteilen. Bei Hühnerkrallen konnten die Amerikaner im ersten Halbjahr 2021 ihren Export auf 100.000 Tonnen verdoppeln.

Die eigene Fleisch-Erzeugung wird durch den Bau neuer Erzeugungskapazitäten auf 14,3 Millionen Tonnen steigen. Der Broilerboom verdrängt die „yellow feather“, weil die aus dem Markt aussteigen und zunehmend der Markt für Lebendvieh Restriktionen unterliegt. Allerdings muss China den Preiseinbruch bei Geflügelfleisch von Ende 2020 verkraften. Viele Elterntiere sind gekeult worden. Um auf das alte Bestandsniveau zu kommen hat China allein im ersten Halbjahr 2021 rund 500.000 Zuchtelterntiere importiert. Großerzeuger sind auf die Importe angewiesen und planen neue Zuchtfarmen. Importe gelten als qualitativer, schneller verfügbar und rentabler.

Handel

Der Weg zur Eigenversorgung ist noch weit. Brasilien, Thailand, Russland und Argentinien liefern ebenfalls Geflügelfleisch nach China. Die Importware ist zwischen 20 und 50 Prozent preisgünstiger als heimische Ware. Für den Konsumenten ist im Lebensmittelhandel nicht ersichtlich, woher das Geflügelfleisch stammt. Die heimischen Erzeuger müssen den Standard von importierten Krallen und Keulen erst noch erreichen, um wettbewerbsfähig zu sein. Die Importeure wissen, für den Lebensmittelhandel die Qualitäten des Importfleisches hervorzuheben.

Die Geflügelpest kann jederzeit dem Warenstrom eine Richtungsänderung geben. Die im vergangenen Winter in Europa weit verbreitete Hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) hat keine Herkunftsregion für chinesische Importe getroffen. Die USA und Russland haben Regionalisierungsabkommen getroffen, so dass selbst bei HPAI-Fällen, Fleisch aus nicht betroffenen Regionen weiter importiert werden kann. Die chinesischen Veterinäre mussten aber sechs HAPI-Fälle zwischen Januar und Juli 2021 im Reich der Mitte attestieren.

Roland Krieg

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