Das tägliche Dioxin
Ernährung
Umweltkontaminanten in Lebensmitteln
Dioxin beherrscht
derzeit die Schlagzeilen, weil offenbar zur Gewinnmaximierung ein
Futtermittelhersteller absichtlich technische Fette in Rohware für Futtermittelmischungen
verarbeitet hat.
Das mag derzeit davon ablenken, dass Dioxin eines der
Umweltgifte ist, die mittlerweile permanent in der Natur vorhanden sind und
Lebensmittel über Luft, Boden und Wasser jeden Tag kontaminieren. Das
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat am Wochenende unabhängig vom
aktuellen Geschehen den Abschlussbericht „Aufnahme von Umweltkontaminanten über
Lebensmittel“ veröffentlicht. Darin befindet sich auch eine Bewertung von
Dioxinen. Auf Grundlage der nationalen Verzehrsstudie II konnte das BfR-Projekt
„Lebensmittelbedingte Exposition gegenüber Umweltkontaminanten“ (LExUKON) bis
Ende 2010 erstmals ermitteln, wie viel Belastungen der Konsument aufgrund
seines Verzehrsverhalten tatsächlich an Umweltgiften ausgesetzt ist.
Die untersuchten Stoffe kommen natürlicherweise in der
Natur vor oder werden durch industrielle Prozesse allgemein in die Umwelt
eingetragen. Sie geraten daher unbeabsichtigt in Lebensmitteln. Diese Belastung
ist alltäglich und allgegenwärtig.
Die Exposition orientiert sich dabei nicht an der
tatsächlichen Belastung, sondern an der tatsächlichen Aufnahmemenge. So sind
Gurken mit Cadmium höher belastet als Tomaten –doch da viel mehr Tomaten als
Gurken gegessen werden, ist die körperliche Belastung mit Cadmium über Tomaten
höher als durch Gurken.
Viel und wenig
Dioxine sind langlebige chlororganische Verbindungen,
die fast ausschließlich durch den Menschen in die Umwelt gelangen. Als
häufigste Eintragsquellen galten Müllverbrennungsanlagen und die Papierherstellung.
Verfahrensumstellungen und Verbot von PCB haben die Eintragsmengen stark
verringert, doch beispielsweise in der Milch sind nur bis Ende 2000
Rückstandsrückgänge zu verzeichnen. Seitdem ist kein weiterer Rückgang der
Dioxinmengen mehr zu beobachten.
Nach Tabellen des BfR weisen Lebensmittel nicht nur
einzelne Überschreitungen der
Dioxin-Höchstwerte auf, sondern liegt ein ganzer Prozentsatz oberhalb des
Höchstwertes. So hat das BfR bereits 2007 die Empfehlung ausgesprochen, 150
Gramm Dorschleber in Öl nur noch alle zwei Monate zu verzehren. Beim Aal sind
75 Prozent der Fettproben oberhalb der Höchstwerte. Je nach Dioxinart sind
zwischen fünf und zehn Prozent der Hühnereier in den Jahren 2007 und 2008
oberhalb der Höchstgrenze mit dem allgemein verfügbaren Dioxin belastet.
Milch ist im Durchschnitt mit 1,2 Pikogramm (pg) Dioxin
je Gramm Fett belastet, was deutlich unter dem Höchstwert von sechs pg liegt.
Fast 99 Prozent der Milch weist weniger als die Hälfte der Höchstbelastung auf.
Aal wird aber ungleich weniger als Milch verzehrt und
leistet bei Durchschnittsverzehren einen geringeren Beitrag zur Dioxinbelastung
auf als Rohmilch und Milcherzeugnisse.
Dauerbelastung Umweltkontaminanten
Das Scientific Committee on Food hat einen Wert von 14
pg Dioxin je Woche ermittelt, der ohne Gesundheitsgefährdung ein Leben lang
aufgenommen werden kann.
Nach Umrechnung auf das Verzehrsverhalten in der NVS II
haben Durchschnittsverzehrer diesen Wert schon zu 90 bis 121 Prozent
ausgeschöpft. Vielverzehrer kommen auf Gesamtwerte zwischen 157 bis 195
Prozent.
Die Studie über aktualisierte Aufnahmeschätzungen
verschiedener Umweltkontaminanten zeigt, „insbesondere für einzelne
Bevölkerungsgruppen und Vielverzehrer die toxikologischen Referenzwerte für die
täglichen Aufnahmemengen bei bestimmten Umweltkontaminanten erreicht bzw.
überschritten werde.“ Darüber hinaus kann die Einnahmen von
Nahrungsergänzungsmitteln ebenso zur Exposition von Cadmium, Blei, Quecksilber,
Dioxin und polychlorierte Biphenyle beitragen.
Lesestoff:
Die Abschlussstudie „Aufnahme von Umweltkontaminanten über Lebensmittel“ können Sie unter www.bfr.bund.de einsehen.
roRo