Das Ziel ist eine gute Ernährung

Ernährung

Jubiläumsfachtagung der DGE Mecklenburg-Vorpommern

> Die Sektion Mecklenburg-Vorpommern der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) feierte gestern mit ihrer 10. Fachtagung eine Jubiläumsveranstaltung im InterCityHotel Schwerin. Wie es sich für eine Gesellschaft, die als „neutraler und kompetenter Ansprechpartner“ gilt, so Prof. Dr. Jörg Meier, Sektionsleiter der DGE in Mecklenburg-Vorpommern, gab es wissenschaftliche Vorträge zu dem Thema „Mikronährstoffe – Makrowirkung“. Die Referenten und Tagungsteilnehmer kamen aus ganz Deutschland.
Staatsekretär Kreer aus dem Mecklenburgischen Landwirtschaftsministerium legte in seinem Grußwort den Spannungsbogen von der heutigen Selbstverständlichkeit, überall und uneingeschränkt Nahrung zu sich nehmen zu können, bis zu der Schwierigkeit den „Versprechungen der Werbung kein Vertrauen zu schenken“. Lebensmittel beanspruchen nur noch einen kleinen Teil des Haushaltsbudgets, zudem bleiben die Lebensmittelpreise auf niedrigem Niveau. Der Verbraucher reagiert sensibel auf Lebensmittelskandale, wendet sich dennoch bald wieder seinen tradierten Konsumverhalten zu und generell scheint der Wurm drin zu sein, denn Kindernahrungsmittel sind „reichlich mit Fett und Zucker“ gesegnet.

Wie viel kann ich denn noch essen?
BSE, Nitrofuran und Acrylamid lassen manche Verbraucher resignieren, die Frage zu beantworten, was man überhaupt noch essen kann. Im allgemeinen Gesundheitstrend bietet die Lebensmittelindustrie fast keine „reine“ Getränke mehr an: Ohne A, C und E, angereicherten Joghurt oder den meisten Menschen unbekannte Zusatzstoffe hat ein Produkt kaum noch eine Chance wahrgenommen zu werden. Die Auswahl ist riesengroß, alles ist gesund, doch die Menschen in den Industrienationen werden immer dicker.
Dr. Helmut Oberritter, wissenschaftlicher Leiter der DGE Bonn, sieht in seinem Vortrag auch den Dschungel der unterschiedlichen Ernährungsempfehlungen für Verbraucher, der allerdings oft genug von Buchautoren verdichtet wird, die einem Trend folgen und bestehende wissenschaftliche Erkenntnisse in Frage stellen. Dieser Aufgabe stellte sich die DGE 1954 bei ihrer Gründung und gipfelte 1956 in einem ersten Standardwerk über die wünschenswerte Höhe der Nährstoffzufuhr. Diese Datenbasis soll als Grundlage zur Errechnung des Nahrungsbedarfes der Bevölkerung dienen und wird mittlerweile zusammen mit Österreich und der Schweiz publiziert. Diese langjährige Forschungsarbeit bekommt eine europäische Dimension, da nach einer englischen und französischen Übersetzung nun auch Ungarn, Polen, Slovenien, Belgien und die Niederlande an der nächsten Ausgabe mitarbeiten wollen.
Generell ist bei der Ernährung auf das Gleichgewicht zwischen Energiezufuhr und -verbrauch zu achten. Lebensmittel mit wenig Energie aber hoher Nährstoffdichte sind zu bevorzugen. Entscheidend ist dabei die körperliche Aktivität, die mit dem physical activity level (PAL) als Multiplikator für den Grundumsatz angegeben ist. Bei Menschen mit sitzenden oder liegenden Tätigkeiten wird der Grundumsatz nur mit 1,2 multipliziert. Bei Bauarbeitern wird der Grundumsatz verdoppelt. Wer drei bis vier mal die Woche Sport treibt, darf zu seinem PAL Wert noch einmal 0,3 hinzuaddieren. Die DGE hat zahlreiche Publikationen und einen Verbraucherbereich mit Grundumsatztabellen auf www.dge.de zugänglich gemacht.
Schwer haben es die Wissenschaftler wenn Diättrends aus Amerika nach Europa gelangen. Zum einen sind die Daten nicht einfach zu übernehmen, und zum anderen sind Trends nicht langfristig abgesichert, wie beispielsweise die Low Carb-Diät, die in Amerika schon zu Insolvenzen bei Nudelproduzenten geführt hat und im totalen Verzicht auf Weißbrot Hamburger ohne Brötchen anbietet.
Im Gegensatz zu den verschiedenen Ernährungspyramiden (s. Herd-und-Hof vom 18.06.2004) beschreibt die DGE die Lebensmittelanteile für eine gesunde Ernährung im Kreisdiagramm.

Was Ernährung leisten kann
Makronährstoffe sind Fett, Eiweiß, Ballaststoffe und Kohlenhydrate. Alle Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe und Vitamine gelten als Mikronährstoffe, die meist nur in kleinen Mengen gebraucht werden, aber bei Mangel große Auswirkungen hervorrufen können. Das macht es so reizvoll, diese Stoffe zu isolieren und in Lebensmittel anzureichern. Das kann durchaus Sinn machen, wie Prof. Dr. Helmut Sies verdeutlicht. Knapp 80 Milliarden Euro betragen die Kosten für ernährungsbedingte Erkrankungen in Deutschland. Darunter zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und Bluthochdruck (s. Herd-und-Hof vom 27.07.2004). Der Wissenschaftler vom Düsseldorfer Institut für Biochemie sieht daher den Einsatz von Mikronährstoffen im Bereich der präventivmedizinischen Maßnahmen.
Der Mensch ist natürlichen reaktiven Sauerstoffspezies ausgesetzt, die manchmal nur wenige Millisekunden existieren, wie das Hydroxyl-Radikal oder einen ganzen Tag, wie die Peroxynitrite. Diese Sauerstoffformen können das Erbgut schädigen und zu aggressiveren Stämmen bei Influenza-Viren führen. Aufgefangen wird dieser Sauerstoff durch Antioxydantien, die auf den Lebensmitteletiketten aufgeführt sind. Eine bekannte Gruppe davon ist die Familie der Carotinoide, von denen der rote Farbstoff der Tomate, Lycopin, auch andere Eigenschaften aufweisen kann. 40 g Tomatenpaste täglich führen dem Körper 16 mg Lycopin zu. Über einen Zeitraum von 10 Wochen lassen sich Schutzeffekte vor Sonnenbrand nachweisen.

Brauchen wir rechtliche Regelungen?
Verboten sind Werbeaussagen, das ein Kürbiskernbrötchen der Heilung von Prostatabeschwerden dient. Das bleibt Arzneimitteln vorbehalten.

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