Den letzten Fisch auf dem Teller
Ernährung
Fish Dependance Day in Berlin
Mit dem Fish Dependance Day wird an den Tag erinnert,
wann eine Nation den letzten Fisch gegessen hat, den sie aus heimischen
Gewässern hat fangen können. Ab diesem Datum müssen bis zum Jahresende
rechnerisch alle noch zu verspeisenden Fische importiert werden. Je nach Land
findet der Fish Dependance Day früher oder später im Jahr statt. Wer eine
eigene Küstenregion, Fangflotte und trotzdem viel Fisch isst, kommt länger
mit dem Fang aus, als Binnenländer. Trotzdem ist allen eines gemeinsam: Je mehr
die eigenen Gewässer überfischt sind, desto mehr wandert der Fish Dependance Day
im Kalender nach vorn. Deutschland hat seinen am Freitagabend in der Markthalle
Neun in Berlin-Kreuzberg mit einem letzten Fischmahl gefeiert, das von
Sterneköchen serviert wurde. Als Aperitif, Zwischenmahlzeit und Dessert haben
die Veranstalter Ocean 2012, die Deutsche Umwelthilfe, der Evangelische
Entwicklungsdienst und die Lighthouse Foundation Gästen und Besuchern das Thema
Überfischung und Fischkennzeichnung näher gebracht.
Handwerkliche Fischerei
Dem Bundestagsabgeordneten Hans-Christoph Ströbele blieben die markigen Worte vorbehalten: „Wir führen Krieg vor der Küste Somalias!“. Zuerst habe das Ausweichen auf fremde Fischgründe wie vor die Küste Ostafrikas wegen Überfischung der eigenen Gewässer zur Aufgabe der lokalen Fischerei geführt. Gegen die Fischer, die zu Piraten wurden, führe die EU dann den fortgesetzten Krieg.
Hans-Christoph Ströbele (Bündnis 90/Die Grünen); Dr. Ursula Hudson (Slow Food Deutschland), Francisco Mari (EED) und Dr. Nina Wolff (Ocean 2012) (v.l.n.r.)
Im Fokus der Kritik stehen die hochmodernen Trawler die
mit effizienten Sonargeräten auch noch den letzten Fisch aufspüren und den Fang
gleich handelsfertig auf dem Schiff aufbereiten.
Für die Umkehr ist die Rückbesinnung auf die
handwerkliche Fischerei notwendig. Dr. Ursula Hudson von Slow Food Deutschland
sieht Vorteile beim holistischen Blick auf die Fischerei mit Ernährung und
Kultur sowie Besinnung auf die Tradition. „Wir wünschen uns eine Politik, die
die handwerkliche Fischerei unterstützt“, sagte sie in der traditionellen
Markthalle, die sich der Direktvermarktung mit Bauern aus der Umgebung
verschrieben hat.Bereits zum vierten Mal hat Slow Food vergangenen
November in Bremen die „Slow Fish“ veranstaltet, um den verantwortungs- und
genussvollen Umgang mit Fisch zu verbreiten.
Auch Tatort-Kommissar Andreas Hoppe fand sich zum
letzten Fischmahl ein. Hoppe hat über seinen abenteuerlichen Weg, sich regional
zu ernähren das Buch „Allein unter Gurken“ geschrieben.
Lesestoff:
Sachverständigenrat für Umweltfragen zur
Fischereipolitik der EU mit Link zum vergangenen Fish Dependance Day
Roland Krieg; Fotos. roRo