Der Weg zur Ernährungs-Innovation
Ernährung
Eco-Trophelia-Network
Vom Atlantik bis zum Ural,
von Spitzbergen bis zum Sinai. Mehr als eine Billion Euro Umsatz erzielt die
Ernährungsindustrie. Fast die Hälfte wird nach Daniele Rossi von der
Forschungsgruppe Food in Brüssel von kleinen und mittleren Unternehmen
erwirtschaftet. Sie stellen zwei Drittel der Arbeitsplätze in diesem Sektor.
Doch 15 Prozent aller Firmen haben in den letzten drei Jahren keine Innovationen
auf den Markt gebracht. Viele sind zu klein, um eine Forschungsabteilung zu
unterhalten.
Es gibt aber Trends, die
neue Produkte erfordern: Convenience, Functional Food, verbessertes
Preis-Qualitätsverhältnis, religiöse und ethnische Besonderheiten und natürlich
der traditionelle Bereich der Umwelt. Die Menschen werden älter, immer mehr
leben alleine, Kunden suchen auf sie persönlich zugeschnittene Lebensmittel und
die Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit steigt. Das bietet der
Industrie eine Vielfalt an möglichen Neuerungen: Verpackung, Textur der
Lebensmittel, Geschmack, Rezepturveränderung, Außer-Haus-Verpflegung und Portionsgröße.
Damit nicht nur die Großen
der Branche Innovationen am Markt platzieren können, brauchen die „kleinen“
Hilfe. Bereits zum dritten Mal wurde der Wettbewerb Eco-Trophelia auf der ANUGA
ausgerufen und in diesem Jahr der Startschuss zu einem großen europäischen
Netzwerk gegeben.
Eco-Design in der Theorie
Hinter Innovationen im Ernährungsbereich steht oftmals die Umwelt. Der Lebenszyklus eines Produktes ist aber nicht so einfach zu bestimmen, erläuterte die italienische Beraterin Beatrice Bartolozzo. Hinter den Umwelteffekten der Milchproduktion stehen beispielsweise die Umwelteffekte des Futteranbaus, der Milchsammlung, der Verarbeitung und der Verpackung. Nicht einfach zu berechnen. Oftmals ist das aber der Beginn für eine Umstellung des Herstellungsprozesses oder dem Bezug der Rohwaren. Am Ende wollen die Firmen mit ihren Umweltaspekten beim Kunden punkten.
Eco-Design in der Praxis
SOcrock ist eines der ausge-zeichneten Produkte, wie Eco-Design in der Praxis schmecken kann. Der nur mit 88 kcal belastete Riegel besteht zur Hälfte aus einem Schokoladen-überzug, so dass er unterwegs problemlos an der anderen Hälfte festgehalten werden kann. Die Getreidebasis ist Sorghum. Prof. Lorenzo Morelli von der Katholischen Universität in Piacenza begründet die Auswahl mit dem hohen Wasserverbrauch von herkömmlichem Getreide in Norditalien. Vor dem Hintergrund des Klimawandels werde die Landwirtschaft vermehrt auf solche Aspekte achten müssen. Weißes Sorghum wurde im Riegel als Ballaststoff, Sirup und als Spelze verwendet. Genommen wurde, was bei der Industrie während der Verarbeitung von Sorghum als „Reststoff“ anfällt. Aus diesen Quellen stammt auch der Rapssamen im Riegel. Die jetzt veredelten „Reststoffe“ stammen alle aus der Region und werden in Form des Getreideriegels in einer recycelbaren Verpackung vermarktet. Der Riegel vereint Convenience, Wellness, regionale „Resteverwertung“ und die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Ernährungsindustrie. Am Ende steht ein Unternehmen, dass den Riegel auf den Markt bringt.
Forschung, Lehre und Geschäft
Was Eco-Trophelia so
besonders macht, ist die Plattform, die ein Netz das den kleinen Unternehmen Universitäten
anbietet. Die Studenten können ihre theoretische Lehre mit praktischen
Forschungen ergänzen. Damit bringt das Netzwerk Forschung, Lehre und Geschäft
zusammen.
Alexandre David vom
französischen Salatspezialisten Les Crudettes sieht nur Positives in dieser
Zusammenarbeit. Das Unternehmen hat nicht mehr als drei Mitarbeiter für
Forschung und Entwicklung. Die Herausforderungen sind aber groß. So verbrauchte
das Unternehmen früher 30 Liter Wasser für die Reinigung von 500 Gramm Salat.
Die Kühlung kostet sehr viel Geld und bei der Bearbeitung fallen rund 40
Prozent der angelieferten Ware als Abfall an. Nach drei Jahren Forschung hat
das Unternehmen eine neue Waschanlage entwickelt, spart Energie und fertigt
handliche Salate für unterwegs, die ohne Gabel verzehrt werden können.
Ein Problem wurde in Köln aber
noch sichtbar. Les Crudettes hat seine Errungenschaften gegenüber den Kunden
noch nicht kommuniziert. Das steht als nächstes an. Wie überhaupt, das Netzwerk
von Eco-Trophelia bekannt zu machen.
Lesestoff:
Roland Krieg; Foto: roRo