Deutsche lieben britische Schokolade

Ernährung

Cadburys Enkel exportieren erfolgreich Schokolade

Kakao

Keine Rückreise aus Großbritannien ohne ein Cadbury-Produkt im Koffer. Nach Mars ist Cadbury das weltweit größte Schokoladenimperium mit seinen Wurzeln in Birmingham. Dort gründete im Jahr 1824 John Cadbury in der Bull Street seine gleichnamige Schokoladenfirma. Der Quäker suchte ein Produkt, das andere vom Alkohol abhält. Heute gehört Cadbury zu Mondelez, der ehemaligen Süßwarensparte von Kraft Foods.

Cadburys Enkel

Der Firmensitz liegt zwar längst in der Schweiz, doch im südlichen Birmingham, in Bournville, wird noch immer an historischer Stelle Schokolade produziert. Mit 35 Chocolatiers im Jahr 2016 ist die britische Region West Midlands rund um Birmingham noch heute Zentrum handwerklicher Schokoladenfertigung. Die Zahl hatte sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdreifacht. Mehr Firmen gibt es nur in London und im Südosten mit jeweils 52 und 54 Chocolatiers. In den letzten Jahren explodiert das feine Handwerk. Gab es 2015 noch 180 Chocolatiers, stieg die Zahl 2016 schon auf 284 Spezialisten kakaocremiger Waren.

Die Keimzelle bleibt aber Birmingham, das im letzten Jahr im Oktober bereits zum zweiten Mal ein „chocolate festival“ gefeiert hat. Die Chocolatiers surfen auf der Welle der Street Food und Manufakturen-Bewegung in Großbritannien. Schokolade ist längst nicht mehr nur Vollmilch oder Haselnuss. Amelia Rope startete ihre Karriere 2007 in einer kleinen handwerklichen Küche in London. Sie überzog Trüffel mit in Schokolade getauchten Blüten und verkauft heute ihre Produkte bis nach Hongkong. Sie verarbeitet Kakao aus Kolumbien zu gesalzenen Butter-Karamell-Tafeln und hat seit 2011 mehrere Preise der britischen Akademie der Schokolade gewonnen. Die Zutaten sind nachhaltig erzeugt und die Verpackung ist recycelbar. „Export ist überlebenswichtig für mein Geschäft“, sagt Rope. Aktuell knüpft sie Kontakte zu US-amerikanischen Importeuren und zu Händlern im Mittleren Osten. Ihr Wettbewerber James Eccelstone gründete nordöstlich von London mit der „Grown Up Chocolate Company“ 2010 eine Manufaktur, die heute 37 Beschäftigte hat. Auch er verkauft seine Ware. Bis nach Australien.

Süßer Export

Die Briten erzielten im letzten Jahr einen Umsatz von 680 Millionen britische Pfund. Das sind 84 Prozent mehr als im Jahr 2010 mit 370 Millionen Pfund. Das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung hat der Schokoladenindustrie eine jährliche Wertschöpfung von insgesamt 1,1 Milliarden Pfund zugeordnet. Rund 149 Länder importieren Schokolade und Schokoladenprodukte aus dem Königreich. Das meiste geht in die irische Republik mit 214,2 Millionen Umsatz. Die größte Steigerung gab es jedoch im Handel mit Deutschland. Hatten die Bundesbürger 2015 britische Kakaowaren im Wert von 40,7 Millionen Pfund gekauft, waren es im letzten Jahr bereits 50,6 Millionen. Damit steht Deutschland auf dem dritten Platz der britischen Exportschokolade, hinter den Niederländern mit 70,2 Millionen Pfund Umsatz.

Als Ministerin für Handel- und Export-Marketing zeigt sich Baroness Fairhead zufrieden. Die britische Regierung könne dadurch die zahlreichen Unternehmen stützen, die in den letzten Jahren entstanden sind. Das Kreditvolumen für Exportmarketing umfasst rund 50 Milliarden britische Pfund. Zuletzt haben fünf britische Banken ihre Teilnahme an der Exportagentur zugesagt. Wer exportieren möchte, dem fehle oft das Geld und eine Ausfallversicherung. Die neuen Banken wollen den Exportmarkt vor allem für kleine Unternehmen leichter zugängig machen.

Roland Krieg, Foto: roRo

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