Deutschland, wie es isst

Ernährung

BMEL startet jährlichen Ernährungsreport

Ist es schon die erste Veranstaltung zur Grünen Woche? Oder hat das Bundeslandwirtschaftsministerium den üblichen Verdächtigen aus der Zivilgesellschaft das Grüne-Woche-Thema mit einer Positiv-Meldung geklaut? Oder ist die Zusammenfassung über das Ernährungsverhalten lediglich ein Hilfsmittel für die eigenen Aktivitäten?

Wirklich Neues kann ein kleiner Report nach ausführlicher Analyse des bundesdeutschen Ernährungsverhaltens (NVS II) und dem letzten Anuga-Trends kaum bieten. Zudem existieren Studien in spezielleren Kontexten [1]. Aber im Vorfeld zur Grünen Woche ist eine aktuelle Übersicht, aus der nach Angaben von Bundesernährungsminister Christian Schmidt die Politik Schlüsse ziehen will, nicht das Verkehrteste.

Bei bestätigenden Erkenntnissen wie einem hohen Stellenwert einer gesunden Ernährung oder der hohen Zahl an Übergewichtigen Menschen sollte die Politik Schlüsse bereits gezogen haben.

43 Prozent der Befragten lehnt „Zwangsmaßnahmen“ ab, wie es in der Broschüre heißt. Es wurde aber auch nur nach einer „höheren Besteuerung von ungesunden Lebensmitteln“ gefragt, wie ein Blick in die Langfassung der Fragen ergibt. Für die Union eine Bestätigung, auf Freiwilligkeit und Aufklärung zu setzen. Zur Anuga hingegen gab die Hälfte der Verbraucher an, mehr Regeln und Verbote zu wollen. Welcher Schluss ist zu ziehen?

Ähnlich verwegen sind Antworten, dass Verbraucher im Durchschnitt 6,50 Euro je kg Fleisch mehr zahlen wollen, stamme es aus artgerechter Haltung. Dabei traut sich Edeka derzeit noch nicht einmal das Tierwohl-Fleisch um weitere zwei Cent zu erhöhen, ohne Angst um seine Kunden zu haben.

Meinungsforscher Manfred Güllner, der im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums die Forsa-Umfrage leitete, wies angesichts der Zahl auf den Unterschied zwischen „Zahlungsüberbau“ und „Verhaltensunterbau“ hin. Konsumenten geben bei solchen Fragen immer höhere Werte an, als sie tatsächlich zu zahlen bereit sind. „Die 6,50 Euro sind mit Vorsicht zu genießen!“. Auch Minister Christian Schmidt traut der Zahl nicht, sieht darin aber ein nicht näher quantifizierbares Bereitschaftspotenzial, das Handel und Erzeuger beim „Verbraucher abholen können“.

Schmidt kündigte an, noch im ersten Quartal dieses Jahres ein Konzept für die Lebensmittelbuchkommission vorzustellen. So soll eine neue Satzung den Verbraucherschützern mehr Einfluss geben. Zum Jahresende werde ein „Grünbuch Ernährung und Landwirtschaft“ mit Spielräumen innerhalb regulativer Rahmenbedingungen erscheinen, wie die Beziehung zwischen beiden Sektoren verbessert werden kann. Es werde aber keine Alternative zum bestehenden Präventionsgesetz geben, betonte Schmidt, der dieses Gesetz zusammen mit Gesundheitsminister Hermann Gröhe im letzten Jahr auf die Beine stellte.

Einige Trends sind tatsächlich bedenkenswert: Mit steigendem Alter sinkt das Vertrauen in die Werbung und steigt das Bedürfnis an Produktinformationen. Manfred Güllner betonte, dass trotz Smartphone die neuen Medien in der Produktinformation nicht überschätzt werden sollten. Die alten Medien und Informationen vor Ort im Geschäft und am Produkt bleiben weiterhin wichtig.

Lesestoff:

Die Broschüre „Deutschland, wie es isst“ finden Sie unter www.bmel.de

[1] Die NVS II (2008) bringt differenzierte Ergebnisse und die Esstrends zur ANUGA (2015) . Oder Essen und sein Umweltabdruck

Roland Krieg

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