Die Wahrheit wird weiter gesucht

Ernährung

Zwischenbilanz Portal Lebensmittelklarheit

Nach eineinhalb Jahren des Portals Lebensmittelklarheit hat der Verbraucherzentrale Bundesverband im Vorfeld der Grünen Woche eine Bilanz gezogen.

Vorstand Gerd Billen führte zuvor aus, dass die Politik das Portal auch weiter führen will und in zwei bis drei Wochen den Bewilligungsbescheid erwartet. Die Förderphase durch das Bundeslandwirtschaftsministerium endete 2012. Klarheit, Verständlichkeit und Ehrlichkeit sollen stärker in den Fokus gerückt werden. Billen sieht dabei keinen Gegensatz zwischen Verbraucher und Industrie, denn beide verfolgten trotz verschiedener Semantik die gleichen Ziele.
Das Portal soll stärker für den Dialog mit den Unternehmen genutzt werden. Bislang prüften diese bereits vor Markteinführung die Bewerbung ihres Produktes mit den Reaktionen der Verbraucher für bestehende Waren. Sie wollen nichts falsch machen.
Die Zwischenbilanz habe insgesamt 30 Regelungslücken aufgedeckt, die demnächst mit der Politik abgearbeitet werden sollen.

Fünf Meldungen am Tag

Noch heute treffen fünf Meldungen am Tag bei der federführenden Verbraucherzentrale in Hessen ein. Bislang haben mehr als 76.000 Verbraucher an den verschiedenen Befragungen über das Portal teilgenommen, es hat 6.600 Produktmeldungen gegeben und aus dem Expertenforum wurden 3.293 Fragen beantwortet.
Mit Clean Label ist die Übereinstimmung zwischen Inhaltsstoffen und verwendeten Stoffen gemeint. Die saubere Etikettierung hat die Kunden am meisten beschäftigt, gefolgt von fehlenden Herstellerangaben und Herkunftsbezeichnung.
Die Verbraucherzentrale kann Erfolge verbuchen, weil Unternehmen ihre Rezeptur oder Beschriftung geändert haben und sogar Produkte aus dem Handel gezogen wurden, die kaum verbesserbar waren.
Der Renner bei der Verbrauchertäuschung ist nach Hartmut König, Projektleiter des Portals, die Kalbswiener-Wurst. Nach wie vor fühlen sich die Kunden von dieser Wurst am meisten getäuscht, weil sie zu wenig Kalbfleisch enthält.
Unklar aber bleibt, warum sich Kunden über die Kalbswiener aufregen und gleichzeitig dulden, dass in der Teewurst kein Tee vorhanden ist. Auf welchem Abstraktionslevel liegt die Teewurst und kann die Kalbswiener diesen auch einmal erreichen?

Forderungen

Gerd Billen hat dennoch Forderungen an die Politik gestellt: Weil Kunden im Durchschnitt lediglich 1,2 Sekunden Zeit nutzen, sich für ein Lebensmittel im Regal zu entscheiden, gehört die verbindliche Produktbezeichnung auf die Vorderseite. Maßstab für die Korrektheit soll das Verständnis des Verbrauchers sein. Die Verständlichkeit soll sich auf 80 Prozent der Verbraucher erstrecken. Deshalb sollen entsprechende Produktverordnungen daraufhin untersucht werden. Generell müsse in dem Produkt drin sein, womit es auf der Verpackung beworben wird. Milch aus einem Bundesland dürfe nicht bundesweit eingesammelt und in einem anderen Bundesland verarbeitet werden. Wo Früchte abgebildet sind, dürfen keine Aromen genutzt worden sein.
Verbraucher wollen in der Werbung nicht wissen, was nicht in den Produkten enthalten ist („Frei von…“, sondern wollen wissen, was enthalten ist.

Lesestoff:

www.lebensmittelklarheit.de

Erste Zwischenbilanz

Roland Krieg; Foto: roRo

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