Digitale Medien in der Ernährungskommunikation

Ernährung

Chancen und Risiken von Gesundheitssapps

Es gibt über 90.000 Apps im Bereich Gesundheit. Ihre Zahl steigt, ebenso wie die Anzahl der Nutzer, und das in allen Altersgruppen. Können Apps einen potenziellen Beitrag zur Prävention geben, können sie Anreize für eine gesunde Ernährung, Bewegung, Stressmanagement etc. darstellen? Diesen Fragen ging das Diet-Body-Brain Ernährungscluster (DietBB) und das Bonner Agrar- und Ernährungsnetzwerk (BAEN) in einer Expertenrunde nach, die kürzlich in der Uni Bonn stattfand.

Maria Rutz von der Hochschule Hannover berichtet von der CHARISMHA-Studie (CHARISMHA = Chances and Risks of Mobile Health Apps – Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps). Danach steht fest, dass Apps einen niederschwelligen Zugang zu gesundheitsfördernden Angeboten bieten und zwar für alle Generationen. Sie haben gegenüber Printmedien den Vorteil der schnellen Anpassungsmöglichkeiten an neue Informationen. Allerdings basieren die meisten Apps nicht auf etablierten Theorien und aktuellem Wissen. Viele Apps sind darüber hinaus vom Handling zu kompliziert. Experten müssten stärker in die Entwicklung einbezogen werden, wobei erst ein multidisziplinärer Austausch das Potenzial ausschöpfen könne, so das Fazit von Rutz.

Rebekka Wolf von der Nestlé Deutschland AG berichtet von ihren Erfahrungen aus dem Nestlé Ernährungsstudio: Solange die digitale Übermittlung von Ernährungswissen nur statisch-informativ verläuft, wird man keine großen Erfolge erwarten können. Wissensvermittlung plus Erklärungen sind notwendig, wobei auch Videos immer wichtiger werden. Erst durch die Verknüpfung mit Social Media, Food Blogs und einer regen Community wird man einen persönlich-dynamischen Prozess erreichen. Dieser führt zu einer deutlich höheren Motivation bei den Teilnehmern und es kommt zu einer Übertragung der Motivation auf andere Gruppenmitglieder, wobei der Einfluss von „Influencer“ sehr groß ist.

Jedoch: Nach dem jetzigen Stand, so Wolf, „ist die persönliche individuelle Übermittlung von Ernährungsinformation immer noch ein extrem wichtiges Medium“. Bei den hier dargestellten Betrachtungen darf man nicht übersehen, dass es sich um Anwender handelt, die pro-aktiv nach Informationen oder Problemlösungen suchen. Ob sich digitale Medien auch für die Menschen eignet, die nicht von sich aus aktiv werden, war nicht Gegenstand der Expertenrunde.

Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de

Zurück