Dosierte Fleischeslust
Ernährung
Langjährige Vegetarierstudie beendet
> Es gibt viele Gründe, fleischlos zu essen: Der Umwelt zuliebe, ökonomische Gründe oder religiös-ethische. ?Solange der Mensch Tiere schlachtet, werden die Menschen einander töten?, sagte bereits der Begründer des Vegetarismus Pythagoras. Aus der konventionellen Ernährungslehre gab es immer wieder gesundheitliche Bedenken gegen den Verzicht auf Fleisch, der allerdings nicht gerechtfertig ist, wie Wissenschaftler kürzlich belegten (Herd-und-Hof.de 06.04.2005).Nun haben Epidemiologen des Deutschen Krebsforschungszentrums ihre 21 Jahre langandauernde ?Vegetarierstudie? beendet und das Ergebnis in der Zeitschrift Cancer Epidemiology Biomarkers (April 2005; 14(4); 963-968) veröffentlicht ? so meldete das Institut diesen Montag.
Leben Fleischesser ungesünder?
Ziel der Studie war es gewesen, die Auswirkungen der vegetarischen Ernährung und des damit verbundenen Lebensstils auf das Sterberisiko zu verstehen. Bekannt ist, dass der Verzicht auf Rauchen, mäßiger Alkoholgenuss, körperliche Aktivität und die Vermeidung von Übergewicht, das Risiko früher zu sterben drastisch reduziert. Die Vegetarierstudie zeigte, dass ein mäßiger Fleischkonsum bei gesunder Lebensweise nicht zum Nachteil wird.
Ergebnisse
Unter der Federführung von Prof. Jenny Chang-Claude wurden zwischen 1978 und 1999 Vegetarier und gesundheitsbewusste Nicht-Vegetarier beobachtet. Sterbefälle bei den Studienteilnehmern wurden erfasst und mit den für die Allgemeinbevölkerung im entsprechenden Alter zu erwartenden Werten verglichen. Die Wissenschaftler haben die insgesamt 1904 Studienteilnehmer in drei verschiedene Ernährungstypen unterschieden: Veganer mit 60 Teilnehmern, die weder Fleisch noch andere tierische Lebensmittel wie Eier oder Milch zu sich nehmen, 1165 Ovo-Lacto-Vegetarier, die Fleisch meiden, aber Eier und Milchprodukte aßen und 679 Nicht-Vegetarier, die angaben gelegentlich kleine Mengen Fleisch oder Fisch zu essen. Letztere Gruppe wird in vergangenen Studien auch oft als ?moderate Vegetarier? bezeichnet ? wobei sich ?ein bisschen Vegetarier? wie ?ein bisschen schwanger? anhört.
Bis zum Studienende waren 535 Teilnehmer verstorben. Dieser Anteil von 28 Prozent liegt damit deutlich unter der Sterblichkeit der Allgemeinbevölkerung. Bei den Männern war die Sterblichkeit um fast die Hälfte reduziert, bei den Frauen um rund ein Drittel. Verringert war vor allem das Risiko, an Herzkreislauferkrankungen zu sterben. Es folgen die verminderten Sterberisiken für Krebs, Atemwegs- und Magen-Darm-Erkrankungen.
Zwischen Vegetariern und Nicht-Vegetariern zeigte sich keine Abhängigkeit des Sterberisikos vom Fleischkonsum. Vegetarier hatten allerdings ein tendenziell geringeres Risiko für koronarer Herzerkrankung. Dieser Befund erreichte zwar keine statistische Signifikanz, lässt sich aber durchaus mit der Fleischabstinenz erklären, so Prof. Chang-Claude. Damit steht diese Beobachtung in Einklang mit der Hypothese, dass tierische Fette und cholesterinreiche Kost koronare Herzerkrankungen begünstigen. Es gab nur eine geringe Anzahl Raucher unter den Telnehmern. Doch der Einfluss erwies sich als bedeutendste Größe für die Mortalität.
Regelmäßiger Konsum von Alkohol steigerte vor allem das Risiko, an Krebs zu erkranken, während starkes Übergewicht eher die herzkreislaufbedingte Mortalität in die Höhe trieb. Schützend vor nahezu allen Todesursachen wirkte sich eine mäßige bis hohe körperliche Aktivität aus.
Ein Unterschied der Mortalität bei Vegetariern und Nicht-Vegetariern ließ sich nicht nachweisen. ?Beide Gruppen unterschieden sich jedoch auf Grund ihres insgesamt sehr gesundheitsbewussten Lebensstils deutlich von der Allgemeinbevölkerung?, betont Prof. Chang-Claude. Als Rezept für ein langes Leben empfiehlt die Epidemiologin sowohl Vegetariern als auch Nicht-Vegetariern: Verzicht auf das Rauchen, regelmäßige Bewegung, eine an Obst und Gemüse reichhaltige Ernährung, moderaten Alkoholgenuss und Normalgewicht.
roRo