EFSA bewertet Tierklone
Ernährung
Fleisch und Milch von geklonten Tieren?
Die USA sind vorangegangen und haben Lebensmittel von geklonten Tieren zugelassen – auch wenn der Handel davon Abstand nimmt, weil er dafür keinen Markt sieht. Die EU hatte die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA 2007 aufgefordert, Stellung zu nehmen. Nach zahlreichen Expertisen hat die EFSA gestern in Brüssel ihre Stellungnahme veröffentlicht. Prof. Vittorio Silano, Direktor des Wissenschaftskomittees: „Es gibt eindeutige negative Effekte für Ersatzmütter und Klone, die größere Auswirkungen als bei der konventionellen Zucht aufweisen können. Bei Rinder und Schweine hingegen gibt es keine ernsthaften Bedenken für die Lebensmittelsicherheit. Es gibt keinen eindeutigen Beleg dafür, dass sich die Produkte von geklonten Tieren von denen unterscheiden, die konventionell gezüchtet wurde. Aber wir müssen feststellen, dass die Datenlage noch unzureichend ist.“
Dollys Ahnen
1996 erlangte das Dolly Weltruhm, weil es das erste geklonte Schaf gewesen ist. Es entstand aus einem somatischem Zellkerntransfer. Dabei wird einem erwachsenem Tier eine Körperzelle entnommen, der Zellkern isoliert und in eine entkernte Eizelle eines weiblichen Tieres übertragen. Der daraus entstehende Embryo weist die gleichen Erbinformationen auf, wie das Tier, dem die Körperzelle entnommen wurde. Ausgetragen wird der Embryo von einer Ersatzmutter.
Seither hat sich bei den Experten eine gewisse Routine eingestellt, die aber nur geringe Erfolge aufweisen können. Studien in Brasilien, Argentinien und den USA zeigen nach Zusammenfassung der EFSA nur geringe Erfolgschancen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren wurden 3.374 geklonte Embryos in Ersatzmütter verpflanzt. Nur 317 Kälber (neun Prozent) wurden geboren, von denen nach 24 Stunden noch 278 lebten. Den 150. Lebenstag erreichten nur 225 Kälber, was sieben Prozent der Ausgangszahl an Embryonen sind. Bei Rinder sind die Erfolgszahlen noch besonders hoch.
Ergebnisse können von diesen Zahlen abweichen. Das liegt daran, dass noch nicht alle entscheidenden Erfolgsfaktoren verstanden sind. So haben die Auswahl der Körperzelle und der weiblichen Eizelle, der Status des Zellzyklus oder die Kulturbedingungen einen großen Einfluss auf den Erfolg.
Weltweit gibt es nur eine geringe Anzahl an Klone. In der EU sind nach Angaben der EFSA lediglich 100 Rinder und wenige Schweineklone bekannt. In den USA sind es 570 Rinder und 10 Schweine. Weitere Länder, die mit Klonen experimentieren sind Argentinien, Japan, China, Australien und Neu Seeland. Die Gesamtzahl wird auf 4.000 Rinder und 500 Schweine geschätzt.
Zuchtvorteil
Klone können Vorteile haben. Die Körperzelle wird von Tieren genommen, die bereits eine gute Leistung absolviert haben. Viel Milch oder hohe tägliche Zunahmen. Oder sie sind krankheitsresistent und kommen mit den Umweltbedingungen, wie Hitze oder schlechtes Futter gut zurecht. Diese Eigenschaften soll der Klon besser weitertragen können, als der konventionell gezüchtete.
In der Natur gibt es jedoch kaum einseitige Vorteile. So schränkt auch die EFSA ein, dass epigenetische Effekte, wie dem „Gene Silence“ auftreten können. Erfolge hat die Züchtung nur bei klinischen Experimenten erlangt, bei dem die Tiere alle kerngesund sind.
Ethik
Die europäische Ethikgruppe (EGE) hat in ihrer Stellungnahme an die EU formuliert, dass keine überzeugenden Argumente ausgemacht werden können, „mit denen die Produktion von Lebensmitteln aus geklonten Tieren du ihren Nachkommen gerechtfertigt werden könnte.“ Ein wichtiger Punkt für die EGE ist die Rückverfolgbarkeit von Produkten, die von geklonten Tieren stammen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht derzeit kaum Möglichkeiten, solche Herkünfte zu entdecken.
Mit den europäischen Verträgen von Amsterdam, in denen Tiere als fühlende Wesen anerkannt werden, will die EGE die Zulassung an das Recht auf die Bewahrung normaler Verhaltensmuster gekoppelt wissen.
Klares Jein der EFSA
Prof. Silano legte dar, dass die EFSA eine wissenschaftliche Analyse vorgelegt hat und daher keine einfache Antwort geben kann. Sind die Tiere gesund, dann gibt es keine Bedenken für deren Produkte.
Aber um sie zulassen zu wollen, müssten noch mehr Daten erhoben werden. Klone sind beispielsweise noch nicht über ihre ganze Lebensspanne hinweg wissenschaftlich analysiert worden. Außer über Rinder und Schweine liegen keine Daten über andere Tiere vor, die der Lebensmittelproduktion dienen. Daher kann über Geflügel keine Aussage getroffen werden. Des Weiteren empfiehlt die EFSA die genaue Analyse von Erkrankungen und Sterblichkeiten bei Klonen während der Embryonalzeit und im Erwachsenenalter. Unbekannt sind bei den Klonen auch noch die Immunreaktionen, wenn sie in gewöhnlichen Ställen unter Alltagsbedingungen gehalten werden. Und zum Schluss, so die EFSA, müssen noch Verhaltensstudien durchgeführt werden, inwieweit sie sich von anderen Tieren unterscheiden.
Lesestoff:
Die Analyse, bald auch in deutscher Sprache gibt es unter www.efsa.eu.int. Dort gibt es auch die Stellungnahme
Das Dokument des ethischen Rates finden Sie unter http://ec.europa.eu/european_group_ethics/publications
Eine Stellungnahme des BfR gibt es unter www.bfr.bund.de
roRo