Eingebauter Sonnenschutz
Ernährung
Wie „aktive“ Verpackungen Lebensmittel länger frisch halten
Orangensaft ist ein beliebter Vitaminspender zum
Frühstück. Schon seine goldgelbe Farbe wirkt frisch und gesund. Das allerdings
ändert sich schnell, wenn er mit Licht und Sauerstoff in Kontakt kommt: Beide
zerstören den Farbstoff, die Vitamine und das Aroma des Saftes und aus dem
sonnigen Fruchtsaft wird eine ungenießbare Flüssigkeit.
Trotzdem liefern die Hersteller den empfindlichen Saft heute in PET-Flaschen
aus - ein Material, das Licht und Sauerstoff normalerweise leicht durchlässt.
Der Trick: Spezielle chemische Verbindungen in der Flaschenwand und im
Verschluss filtern die aggressiven UV-Strahlen aus dem Licht und binden den
Sauerstoff, bevor er an den Saft gelangt. Quasi eine Flasche mit eingebautem
Sonnenschutz.
Längere Haltbarkeit
Das ist nur eines von vielen Beispielen für so genannte
„aktive Verpackungen“, die inzwischen bei vielen Lebensmitteln im Einsatz sind.
Sie enthalten chemische Zusätze die Umwelteinflüsse abblocken, gezielt auf das
Lebensmittel übergehen oder ihm bestimmte Stoffe entziehen. Das Ziel: Längere
Haltbarkeit und Lebensmittel mit frischerem Erscheinungsbild.
Aktive Verpackungen gibt es inzwischen viele, oft erkennt der Verbraucher sie
aber nicht. Vor allem schnell verderbliche Produkte wie Fleisch, Wurst,
Fertiggerichte, Obst, Gemüse oder Getränke sind mit aktiven Materialien
verpackt. Die Zusätze befinden sich im Verpackungsmaterial, separat in Beuteln
verpackt oder als Gasgemisch zwischen Lebensmittel und Hülle. So ist Wurst im
Supermarkt oft in so genannten Skin-Folien vakuumverpackt. Die durchsichtigen,
sauerstoffundurchlässigen Folien liegen eng am Lebensmittel. Sie sind nicht nur
mit UV-Absorbern versehen, sondern auch mit einer antimikrobiellen
Beschichtung, die Bakterien oder Schimmelpilze abtötet. Damit die Folie wirkt,
muss sie allerdings direkt am Kotelett oder der Wurst anliegen.
Kommt eine Vakuumverpackung nicht infrage, dann werden Lebensmittel oft in
Packungen mit Sauerstoff, Stickstoff oder Kohlendioxid geschützt. Diese
Schutzgase verhindern, dass verpacktes Hackfleisch seine rote Farbe verliert,
Pflanzenöl bitter schmeckt oder dass das Fertiggericht verdirbt. Der Verbraucher
erkennt solche Verpackungen an dem Hinweis „Unter Schutzatmosphäre verpackt“.
Weintrauben in der Plastikschale wird oft eine Kunststoffmatte beigelegt die
Schwefeldioxid abgibt. Das Gas wirkt konservierend und schützt die Trauben vor
Grauschimmel. Auch die Luftfeuchtigkeit steuern aktive Verpackungen:
Salzhaltige Plastikfolien binden Wasserdampf, so dass Champignons im Regal
länger halten.
Ohne aktive Verpackungen wären viele Lebensmittel heute verdorben, bevor sie in
der Küche ankommen. Gesundheitsgefahren müssen Konsumenten dadurch nicht
befürchten: Bevor aktive Verpackungen am Markt eingesetzt werden dürfen, müssen
sie bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zugelassen
werden.
Carmen Menn, www.aid.de; Foto: aid infodiest