Energiedrinks: Überflüssig und gefährlich
Ernährung
Fade Versprechen bei Energy Drinks
Wacher, leistungsfähiger und konzentrierter dank Gummibärchenbrause? Gerade Jugendliche setzen auf den Koffein-Kick aus der Blechdose. Die Stiftung Warentest hat 25 Energiegetränke untersucht, darunter bekannte Marken von Red Bull, Coca Cola und Pepsico. Ergebnis: Die Energy Drinks sind bestenfalls überflüssig, bei literweisem Konsum aber gefährlich. Einer hätte wegen seines zu hohen Koffeingehalts gar nicht verkauft werden dürfen.
Mehr Schein als Sein
Das Geschäft mit dem Leistungsversprechen lohnt sich: Keine anderen alkoholfreien Getränke haben im vergangenen Jahr beim Umsatz so stark zugelegt wie Energy Drinks. Hipp, bunt und sportlich kommen sie daher. Aber was ist dran und wirklich drin in den vermeintlichen Powerbrausen? Die Stiftung Warentest hat 24 Energy Drinks, darunter vier zuckerfreie Produkte, und exemplarisch einen Energy Shot ausgewählt und im Labor untersucht. In ihrer Zusammensetzung unterscheiden sich die Energy Drinks selten. Exotisch anmutende Zutaten wie Taurin, Inosit oder Glucuronolacton klingen verheißungsvoll. Wissenschaftliche Belege für eine leistungssteigernde Wirkung dieser Inhaltsstoffe gibt es aber nicht. Den Effekt von Energy Drinks bewirken letztlich zwei altbewährte Zutaten: Zucker liefert Energie, die Aufputschwirkung kommt vom Koffein.
Risikogruppen und riskante Kombinationen
Die belebende und anregende Wirkung von Koffein ist bekannt und belegt. Das gilt aber nur für Koffein in Maßen. Im Übermaß macht es nervös, unruhig und führt zu Herzrasen. Die Gefahr der Überdosierung mit Koffein durch Energy Drinks ist relativ hoch. Kinder, Schwangere, Stillende und koffeinempfindliche Menschen sollten diese Getränke ganz meiden. Außerdem sollten die Koffeinbrausen von allen anderen auf keinen Fall zusammen mit Alkohol oder beim Sport getrunken werden. Diese Kombinationen sind besonders riskant, weil es zu Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen oder Nierenversagen kommen kann. Sogar einzelne Todesfälle werden mit Energy Drinks in Verbindung gebracht.
Grenzwerte meist schon eingehalten
Wie viel Koffein Energy Drinks enthalten dürfen, ist seit 2. Juni 2013 gesetzlich geregelt: 320 Milligramm pro Liter. Auch für andere Zutaten gelten jetzt Höchstgehalte – für Taurin 4 000 Milligramm, für Inosit 200 Milligramm, für Glucuronolacton 2 400 Milligramm pro Liter. Bereits jetzt schon halten die meisten Produkte die Grenzwerte ein. Bei 9 der 24 Energy Drinks haben die Tester jedoch Tauringehalte über dem Grenzwert gemessen. Das ist noch zulässig für solche Getränke, die vor dem Stichtag im Juni produziert wurden – also auch für die von der Stiftung Warentest im Frühjahr eingekauften Produkte.
US-Produkt nicht verkehrsfähig
Ein Energy Drink im Test überschreitet den zulässigen Grenzwert bei Koffein – und zwar deutlich. 560 Milligramm pro Liter wiesen die Prüfer im High Performance Energy Drink NOS nach. Ohne Genehmigung hätte der Drink in Deutschland nicht verkauft werden dürfen. Außerdem enthält das Originalprodukt aus den USA als einziges Getränk im Test synthetische Azofarbstoffe. Die stehen im Verdacht, bei Kindern zu Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefiziten zu führen. Der vorgeschriebene Warnhinweis dazu fehlt auf der Dose. Zu viel Koffein, fehlerhafte Kennzeichnung – laut Aussage des deutschen Importeurs, Americanfood4you, habe man den Verkauf mittlerweile gestoppt.
Eine ordentliche Zuckerdröhnung
Für den Geschmack der Koffeinbrausen sorgt vor allem eine Riesenportion Zucker. Die meisten Energy Drinks im Test enthalten etwa so viel Zucker wie Cola. Sie kommt pro Liter durchschnittlich auf 106 Gramm. Die zuckerhaltigsten Energy Drinks im Test enthalten fast 140 Gramm Zucker pro Liter. Alternativ bieten die meisten Hersteller auch eine zuckerfreie Variante an. Die vier Produkte im Test sind zwar aufgrund der zugesetzten Süßstoffe besser für die Figur als zuckerhaltige Energy Drinks, Verbraucher sollten aber auch sie wegen des hohen Koffeingehalts nur in Maßen verzehren.
Sonderfall Energy Shot
Das Gleiche gilt für Energy Shots. Das sind hoch konzentrierte Koffeingetränke. Die Portion ist kleiner, die Inhaltsstoffe sind dafür höher dosiert. Exemplarisch im Test vertreten ist der Shot von Red Bull. In dem kleinen 60-Milliliter-Fläschchen konnten die Tester fast genauso viel Koffein nachweisen wie in der 250-Milliliter-Dose des klassischen Red Bull Energy Drinks.
Stiftung Warentest