Ernährung beeinflusst genetische Aktivität
Ernährung
Ernährungstipps aus der Sicht unserer Gene
Tages- und Wochenzeitungen sind voll mit Tipps zur richtigen Ernährung. Meist werden die Ratschläge von medizinischen Studien hergeleitet. Doch wie sähe eine Empfehlung aus, die unsere Gene anspricht? Genau das untersuchen Wissenschaftler von der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU). Gene würden die Empfehlung abgeben: Jeweils ein Drittel Kohlenhydrate, Fett und Proteine.
Genetische Überstunden
Der genetische Code übersetzt seine Aktivitäten in der
Zelle beispielsweise in die Bildung von Proteinen. Deren Aktivitäten wiederum
sind für Struktur und Funktionsweise von Zellen wichtig.
Ingerid Arbo und Hans-Richard Brattbakk haben nun
übergewichtige Menschen mit verschiedenen Diäten versorgt und heraus gefunden,
dass ein Kohlenhydratanteil von 65 Prozent in der Nahrung eine ganze Reihe von
Genen „Überstunden machen lässt“.
Berit Johansen, Leiterin der Studie, bearbeitet dieses
Forschungsgebiet seit den 1990er Jahren. Sie war ursprünglich auf der Suche
nach Genen, die Entzündungen hervorrufen können. Doch fand sie heraus, dass
einige Gene durch hohe Kohlenhydratmengen aktiviert werden, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Diabetes-2 oder Demenz hervorrufen.
Nun, ganz überraschend ist die Forschung nicht. Aber
die Norweger können jetzt sagen, warum das so ist.
Wettrüsten im Körper
Nach Johansen verursacht eine falsche Ernährung eine
Art Wettrüsten im Körper. Das Immunsystem ist die Überwachungsinstanz und
Polizei im Körper. Wenn zu viele Kohlenhydrate hineingelangen, muss der Körper
darauf reagieren wie beim Eindringen von Bakterien oder Viren.
Das Kontrollagens des Wettrüstens ist das Insulin. Dieser
Stoff reguliert aber nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern ist auch an
zahlreichen anderen Stoffwechselprozessen beteiligt. Daher sei das Ziel, die
Ausschüttung des Insulins durch zu viele Kohlenhydrate zu minimieren. Es spiele
nach Johansen keine Rolle, ob die Kohlenhydrate aus Zucker oder Stärke stammen.
Mehr als 40 Prozent Kohlenhydrate sollten nicht in der Mahlzeit sein.
Die Norwegerin verspricht nicht, dass eine richtige
Ernährung Demenz verhindern kann, die kohlenhydratärmere Diät könne aber den
Körper in die richtige Richtung sensibilisieren.
Einfache Tipps
Nach Johansens Beobachtung ist der Körper innerhalb von
sechs Tagen in der Lage auf eine veränderte Diät zu reagieren. Wer allerdings
langfristige Effekte erzielen möchte, kommt um eine dauerhafte Umstellung der
Ernährung nicht vorbei.
Praktische Tipps hält Berit Johansen auch bereit. Sie
basieren auf Grundsatzentscheidungen und kosten kein Geld: So solle man auf
gekochte Wurzelgemüse wie Kartoffeln und Möhren verzichten und stattdessen gedämpften
Brokkoli als Beilage verwenden. Weißbrot soll durch Vollkornmehle ersetzt
werden. Roggenbrot hat sie ganz oben auf der Liste. Proteine und Fett gehören
zu allen Mahlzeiten dazu. Die sollen über den ganzen Tag hinweg eingenommen
werden. Sechs kleine Mahlzeiten am Tag hält sie für gut. Bei Obst solle man auf
Früchte mit einem hohen glykämischen Index verzichten. Sie sorgen nur für einen
schnell ansteigenden Blutzuckerspiegel. Dazu gehören beispielsweise Bananen,
Dosenobst oder getrocknete Datteln. „Light“-Produkte sind nicht notwendig, so
Johansen. Auf fetten Fisch oder richtige Mayonnaise müsse niemand verzichten –
aber nur in kleinen Mengen verzehren.