Ernährung für weniger Stickstoff in der Umwelt

Ernährung

Essverhalten und Landwirtschaft

Ein neuer Bericht holländischer Wissenschaftler hat erstmals das Essverhalten auf die Stickstoffbilanz der Landwirtschaft auf europäischer Ebene berechnet.

Spezialbericht Stickstoff

Der „European Nitrogen Assessment Special Report on Nitrogen and Food“, der am vergangenen Freitag veröffentlicht wurde [1], zeigt das Minderungspotenzial der Europäer, wenn sie nur noch halb so viel Fleisch und Molkereiprodukte verzehrten.

Hauptautor Henk Westhoek, Manager für den Bereich Ernährung und Landwirtschaft bei der niederländischen Umweltagentur: „Der Stickstoff-Footprint von Fleisch und Molkereiprodukten ist deutlich höher als bei pflanzlicher Kost. Würden alle Europäer ihren Konsum um die Hälfte reduzieren, wären die Treibhausgase aus der Landwirtschaft zwischen 25 und 40 Prozent, die von Stickstoff um 40 Prozent niedriger.“

Ein besseres Stickstoffmanagement verbessere die Luft, den Boden und das Wasser. Das verbessert nach Ansicht der „Task Force on Reactive Nitrogen“, die für Europa 2011 ihren ersten Nitrat-Einschätzungsbericht vorlegte, sowohl die menschliche Gesundheit, als auch die Biodiversität und die Nahrungssicherheit.

Demitarian

Ko-Autor Prof. Mark Sutton vom britischen Zentrum für Ökologie und Hydrologie ergänzt: „Die vom Menschen verursachten Stickstoffemissionen sind eine der größten Herausforderungen in den Bereichen Umwelt und Gesundheit.“ Prof. Sutton hatte für seinen Vorschlag der reduzierten Stickstoff-Diät mit „Demitarian“ einen eigenen Begriff geprägt [2]. Das Reduzierungspotenzial über die Nahrung ist vergleichbar hoch, wie das einer Low-Emission Landwirtschaft. Sie legt den Fokus aber auf die Verbraucher, die damit selbst etwas unternehmen können.

Italienische Schulverpflegung

Eine weitere Ko-Autorin ist Alessandra Di Marco von der Italienischen Agentur für neue Technologien, Energie und Nachhaltigkeit. Sie hat diese Verpflegung in vielen Pilotprojekten an Schulen eingeführt: „Die „Smart Food“-Projekte haben gezeigt, dass sie einen Mehrwert für Umwelt und Gesundheit hervorbringen können.. In dem neuen Konzept werden den Schülern die Vorteile einer gesunden Ernährung beigebracht, aber die Verbindung zu den positiven Umwelteffekten fehlt bislang.“

Sicht der Landwirtschaft

Die EU geht bei den Emissionen deutlich voran und will die Ammoniak-Emissionen für Deutschland bis 2030 um 39 Prozent gegenüber 2005 senken. Das sei weder realistisch noch umsetzbar“, kritisierte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV) erst kürzlich. Der Vorschlag sei von „immenser Tragweite für die Tierhaltung in Deutschland“. Krüsken vermisst die Anrechnung schon erreichter Ziel und die große Bandbreite zwischen den EU-Ländern. Irland, Polen und Österreich müssten lediglich um ein Prozent reduzieren.

Lesestoff:

[1] Im nächsten Monat ist die ganze Studie öffentlich. Westhoek, H., et al., Food choices, health and environment: Effects of cutting Europe’s meat and dairy intake. Global Environ. Change (2014) http://dx.doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2014.02.004

[2] The Barsac Declaration (France): Environmental Sustainability and the Demitarian Diet“ www.nine-esf.org/barsac-declaration

Roland Krieg

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