Ernährungsänderung allein reicht nicht
Ernährung
Diäten: Die meisten helfen, reichen aber nicht
Wissenschaftler haben jetzt im Auftrag des DIMDI analysiert, welche Diäten als Therapie bei übergewichtigen und fettleibigen Menschen erfolgreich sind. Dabei waren generell alle betrachteten Ernährungsprogramme wirksam. Neben ihrer Ernährung müssten Patienten jedoch auch Bewegungsverhalten und Lebensstil anpassen. Nur dann sei ein langfristiger Erfolg zu erzielen, so das Fazit der Autoren.
Wirksam sind alle
Nach den im HTA-Bericht [1] betrachteten Studien sind
alle untersuchten Diäten wirksam, keine war allen anderen überlegen.
Kurzfristig erzielt eine kohlenhydratarme Kost zwar den besten Erfolg, so die
Autoren. Längerfristig besser wirke aber eine fettarme Ernährung. Dabei sei es vielversprechender,
den Fettkonsum nur moderat statt radikal einzuschränken. Genauso erfolgreich
wie fettarme Diäten zeigten sich kalorienreduzierte oder proteinreiche
Programme. Weniger günstig scheinen dagegen vegane und Formula-Diäten (mit
Nährstoffmischungen, die Mahlzeiten z.B. mit Fertigdrinks oder Riegeln
ersetzen).
Allerdings verringern Schwächen der Studien ihre
Aussagekraft zur Wirksamkeit der Diäten, wie die Autoren bemängeln: So
erfassten Teilnehmer ihren Ernährungsstatus überwiegend durch Selbstauskunft,
was Ergebnisse verzerren kann. Einige Untersuchungen belegen nur
Kurzzeitergebnisse. Problematisch sei auch, dass viele Studien die körperliche
Aktivität der Teilnehmer zu wenig berücksichtigen. Denn statt der Diät könne
auch ein gesteigertes Sportprogramm maßgeblich zum Gewichtsverlust beitragen.
Ziel der Therapie
Die Therapie von Übergewicht und Adipositas soll das
Gewicht nicht maximal reduzieren (Adipositas: Body Mass Index (BMI)>30). Das
Ziel ist vielmehr, ein mäßig reduziertes Körpergewicht langfristig zu
stabilisieren. Die Leitlinie „Prävention und Therapie von Adipositas“ empfiehlt
dafür je nach Ausgangs-BMI ein Minus von 5-30 Prozent. Dies sei auf Dauer nur realistisch,
wenn Patienten neben ihrer Ernährung weitere Lebensumstände ändern, betonen die
Autoren des HTA-Berichts.
Nachhaltig angelegte Diäten verlaufen 2-phasig: Nach
dem Abnehmen (Phase 1) helfen sie in einer 2. Phase auch, das verringerte
Körpergewicht stabil zu halten. Herkömmliche Therapien versuchen daher, auch
Bewegung und Verhalten der Patienten zu verändern. Das Prinzip besteht darin,
weniger Energie aufzunehmen und gleichzeitig mehr Kalorien durch Bewegung und Sport
zu verbrennen. Wenn das keinen ausreichenden Erfolg erzielt, können Medikamente
unterstützen. Darüber hinaus gibt es chirurgische Maßnahmen, die gemäß der Leitlinie
„Chirurgie der Adipositas“ jedoch nur unter bestimmten Bedingungen angewandt
werden.
Langfristige Gewichtsstabilisierung
Nach dem erfolgreichen Abnehmen ist es für Patienten oft schwer, das Gewicht langfristig zu halten. Im Alltag treffen sie auf zahlreiche Herausforderungen: So sind kalorienreiche Lebensmittel, Fast-Food und Fertignahrung ständig präsent. Viele Menschen arbeiten zudem im Sitzen und gestalten auch ihre Freizeit mit Computer, Fernseher und Internet überwiegend passiv.
Für einen nachhaltigen Therapieerfolg empfehlen die
Autoren unabhängig von der Diätform zudem folgende Maßnahmen:
- regelmäßige körperliche Aktivität
- fettarme Ernährung
- viel Obst und Gemüse
- regelmäßige Selbstkontrolle
- kontinuierliches Verhaltenstraining
Die Autoren sehen Übergewicht und Adipositas als gesellschaftliches Problem. Nicht nur Betroffene selbst müssten aktiv werden, auch die Gesundheitspolitik sei gefragt. Sie solle die Verhältnisprävention stärken, d.h. darauf einwirken, dass verbesserte Lebensumstände nachhaltiges Abnehmen erleichtern.
Lesestoff:
[1] Die Ergebnisse fasst ein neuer HTA-Bericht zusammen
(Health Technology Assessment, systematische Bewertung gesundheitsrelevanter
Verfahren und Technologien). Der vollständige Bericht ist kostenfrei auf den
Webseiten des DIMDI abrufbar. www.dimdi.de
Dieter Korczak, Christine Kister: Wirksamkeit von Diäten
zur nachhaltigen Gewichtsreduktion bei Übergewicht und Adipositas
Sven Borowski (DIMDI)