"Es ist Scheiße im Essen"

Ernährung

Film: "Fast Food Nation" vorgestellt

>24. Oktober 2005: „Cut“ – Die erste Klappe für den Film „Fast Food Nation“ fiel in Colorado Springs, einer Stadt an den Hängen der Rocky Mountains, in der Nähe des Pike´s Peak.
24. Januar 2007: „Vorhang“ – Im Berliner Kino „Die Kurbel“ ging um 09:02 der Bühnenvorhang für einen Film mit Bruce Willis, Kris Kristofferson und Avril Lavigne auf. Der erste Fiction-Film, der sich mit dem Thema Ernährung beschäftigt, beginnt inmitten fröhlicher Menschen mit erwartungsfrohen Gesichtern in einem Schnellrestaurant, bis der Zoom, wie bei Altmeister Sergio Leone, den Zuschauer nicht nur auf, sondern in eine Scheibe Hamburger mitnimmt: Auf dunkle Seitenstraßen, in denen illegale Einwanderer ihre Passage in harten Dollars bezahlen. Sie werden unter anderem in einer Fleischfabrik arbeiten, die für Mickey´s Fleischklopse herstellt – bei denen jedoch eine Laboranalyse ein Problem mit E.coli – Bakterien entdeckt. Mickey´s Chef: „Es ist Scheiße im Essen.“

Ernährungskommunikation
2001 schrieb Eric Schlosser die Dokumentation „Fast Food Nation“, die Regisseur Richard Linklater cineastisch umgesetzt hat.
Der Film „ist sehr amerikanisch“, hat aber nach Aussagen der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Renate Künast, auch nach Deutschland übertragbare Aspekte. Es geht bei diesem Film weniger um den Hamburger, als mehr um das System der gesamten Massenproduktion. Dann ist auch die Debatte um den Mindestlohn nach Deutschland übertragbar. Bioland Vorstand Thomas Dosch war mit dem Film ebenfalls zufrieden und sagte jedoch bei der anschließenden Diskussion auf dem Berliner Messegelände, dass die Wahrheit noch viel schrecklicher sei. Eine Begutachtung der gezeigten Abläufe mit Kennern der Szene kam zu dem Schluss, dass der Film „eine milde Untertreibung ist“.
Trotz Liebesgeschichte und altbacken wirkendem Aktionismus, träge Fleischrinder alleine durch öffnen des Gatters („Warum flieht ihr nicht?“) zu befreien, hat der Film gegenüber dem Buch nicht viel verloren. Die wichtigsten investigativen Aussagen des Buches, so Bert Gamerschlag vom Ernährungsressort des Stern, sind vorhanden.
Es ist ein „Einstiegsfilm“, der zur grundsätzlichen Diskussion anregen kann. TV-Köchin Sarah Wiener sieht auch nicht den Hamburger im Vordergrund. Stark verarbeitete Lebensmittel seien ein viel größeres Problem. Sie ist keine Vegetarierin, komme aber angesichts des Films zu dem Schluss, dass wir Menschen „zu viel Fleisch essen“.

Der Film gibt Anreize
Nach der Vorstellung hatte Herd-und-Hof.de Gelegenheit mit Dr. Margareta Büning-Fesel vom aid infodienst zu sprechen, ob für die risikoorientierte Wahrnehmung der Verbraucher der Film eher hilfreich oder hinderlich sei. Als Einstiegsfilm sei er durchaus gelungen, solle aber nicht ohne weiteres Informations- und Hintergrundmaterial gezeigt werden. „Der Film gebe gute Anreize.“ Anstelle des regulären Unterrichtes, könnte der Streifen im Rahmen einer Matinee gezeigt werden. Wichtig ist ihr dabei, dass das verfilmte Problem so nicht auf Deutschland übertragen werden kann. Mit E.coli-Keimen verseuchtes Essen werde sofort aus dem Verkehr gezogen.
Auch ohne den Film zeigen Schüler ein großes Interesse an ihren Lebensmitteln. Auf der Grünen Woche hat der aid bereits mehr als 2.000 Schüler durch seine Jugendhalle 9c „Talking Food“ geführt.
Was aber der aid Expertin und Renate Künast in dem Film fehlt, ist die Rolle der Werbung. Verhaltensänderungen sind bei rund 2,7 Millionen Besuchern in deutschen Fast Food Restaurants sowieso schwierig. Das Marketing sei in Wahrheit viel perfider als in dem Film gezeigt und Künast wies dabei noch auf das Internet hin, dass Kinder und Jugendliche viel stärker umgarne, als es die TV-Werbung schafft. Das System Fast Food Nation gibt es auch in der digitalen Welt.
Der Film Fast Food Nation startet am 01. März im Kino.

roRo

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