Essen auf Reisen

Ernährung

Europas weitgereiste Mahlzeiten

Über ganz Europa wird Nahrung über große Entfernungen transportiert – und nicht immer macht es Sinn, stellte die Europäische Wissenschaftsvereinigung ESF auf einer Konferenz in Budapest fest. Beispiel Schokoladenwaffeln: Großbritannien hatte im letzten Jahr 14.000 Tonnen Schokowaffeln importiert, aber gleichzeitig auch wieder 15.000 Tonnen exportiert. Mehr denn jemals bevor wird Nahrung in die EU importiert.

Mehrtransport durch Handel mit Entwicklungsländern
Paul Watkiss, politischer Berater an der Oxford Universität beantwortet die Frage, warum immer mehr Lebensmittel in die EU kommt: „Europa ist einer der weltweit größten Nahrungsmittelimporteure.“ Rund die Hälfte des Gemüses und 95 Prozent des Obstes in England kommt heutzutage aus Überseeländern. Das liege darin, dass die EU in den letzten Jahren vermehrt Handelsbeziehungen mit Entwicklungsländern aufgenommen hat. Diese Länder haben wesentlich niedrigere Arbeits- und Produktionskosten und können sogar oftmals verarbeitete Produkte billiger anbieten, so Watkiss.
Ein anderer Grund ist der sich in Europa verändernde Geschmack durch das Wachstum der großen Supermarktketten. Lidl, Tesco und Carrefour haben sich, wie andere auch, in ganz Europa ausgebreitet und bieten globale Nahrung unabhängig von der Saison an. Aber der Politologe räumt ein: „Es ist nicht klar, ob die Supermärkte Verbrauchererwartungen geändert haben, Nahrung ganzjährig zur Verfügung zu stellen, oder ob sie nicht nur auf die Nachfrage der Konsumenten reagieren.“ Das Ergebnis sei jedoch das gleiche: Die Europäer essen immer weniger lokale Nahrungsmittel.

Größerer Verpackungsaufwand
Der Trend zu Convenience führt zu einem höheren Verarbeitungsgrad der Produkte, die mittlerweile Inhaltsstoffe aus allen Teilen der Welt aufweisen. Die Verarbeitungsprozess selbst wird sogar auf mehrere Stellen verteilt. Dabei wirken weitgereiste Produkte nach Ansicht der 75 Wissenschaftler aus 22 Ländern mit größeren Effekten auf die Umwelt als lokal hergestellte. Reise Nahrung weiter, dann steige der Verpackungsaufwand. Fünf Prozent dessen, was wir im Supermarkt kauften sei Verpackung, so Watkiss.

EU fördert Agrarexporte
Gestern hat die EU Maßnahmen gebilligt, Agrarexporte nach Drittländern zu unterstützen. Insgesamt wurden 25 Werbekampagnen eingereicht. Die 18 akzeptierten Programme kommen aus Dänemark, Griechenland, Frankreich Italien, Zypern, Ungarn, Polen, Portugal sowie Slowenien. Aus Deutschland ist ein Weinexportprogramm dabei. Andere Produkte sind Molkereiprodukte, Fleisch, Bioprodukte und Olivenöl. Die EU unterstützt die Programme mit 19,6 Millionen Euro, der Hälfte des Programmbudgets. EU-Kommissarin Mariann Fischer Boel: „Den Marktanteil dieser Produkte außerhalb der EU zu vergrößern, ist das wichtigste Anliegen. Ich sehe ein großes Absatzpotenzial in Übersee, wo die Menschen die Geschichte hinter den hohen Qualitäten der Nahrungsmittel und Weine zu schätzen wissen.“
Die EU kann auf der Basis der Verordnung EU1346/2005 bis zu 50 Prozent der Werbemaßnahmen finanziell unterstützen. Dazu gehören Hilfen bei Messen und Ausstellungen oder Informationskampagnen für Produkte mit geschützter geografischer Angabe oder traditioneller Herstellung sowie Ökoprodukte.

Lesestoff:
Die Budapester Konferenz ist der „Forward Look“ gewesen. Ein Multidisziplinärer Forschungsansatz zwischen dem ESF Standard Committee for Life, Earth and Environmental Science, dem ESF European Medical Research Council, dem Standard Committee for the Social Science und dem COST Domain Committee for Food and Agrcultural. www.esf.org.

roRo

Zurück