EU: Nährwertkennzeichnung und Gesundheitsbericht
Ernährung
EU: Nährwertkennzeichnung und Gesundheitsbericht
Das Aus für die Ampelkennzeichnung für Lebensmittel kam mit der Entscheidung des EU-Umweltausschusses bereits im März dieses Jahres. Am Dienstag haben sich die EU-Mitgliedsländer auf konkrete Vorschriften geeinigt, die dem Europäischen Parlament zur abschließenden Beratung vorgelegt werden. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner erklärte dazu nach der Sitzung: „Mit dieser neuen Verordnung werden die Kennzeichnungsvorschriften für Lebensmittel in der EU deutlich verbessert. Die Informationen auf den Verpackungen werden ausführlicher, leichter verständlich und besser lesbar. Damit erhalten Verbraucherinnen und Verbraucher alle wichtigen Informationen für ihre Kaufentscheidung und werden noch besser vor Täuschung geschützt.“
Nährwertkennzeichnung
Es wird vorgeschrieben, den Energiegehalt und die
Gehalte an Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und
Salz in tabellarischer Form auf der Lebensmittelverpackung aufzulisten. Die
verpflichtende Nährwertkennzeichnung darf durch zusätzliche
Kennzeichnungselemente ergänzt werden.
Mindestschriftgröße
Für verpflichtende Kennzeichnungselemente wird eine
Mindestschriftgröße von 1,2 mm (bezogen auf den Buchstaben „x“) festgelegt.
Lebensmittel-Imitate
Auf die Verwendung von Lebensmittelimitaten wie Käse-
oder Schinkenersatz muss zukünftig in der Nähe der Verkehrsbezeichnung
ausdrücklich hingewiesen werden.
Allergen-Kennzeichnung
Die wichtigsten Allergene müssen zukünftig auch bei
nicht verpackten Lebensmitteln gekennzeichnet werden. Beispiele hierfür sind
Eier, Fisch, Erdnüsse und glutenhaltige Erzeugnisse.
Koffein-Kennzeichnung
Koffeinhaltige Lebensmittel und Getränke wie z. B.
Energy-Drinks, werden EU-weit mit einem gesonderten Warnhinweis für Schwangere
und Kinder versehen. In Deutschland beispielsweise mit dem Aufdruck „Nicht zu
empfehlen für Kinder oder Schwangere“.
„Nano“-Kennzeichnung
Lebensmittel, die technologisch hergestellte
Nano-Partikel enthalten, müssen entsprechend gekennzeichnet werden
Herkunftskennzeichnung
Für Fleisch soll eine verpflichtende Angabe des
Herkunftslandes eingeführt werden, bezogen auf den Verpackungsort.
Lebensmittelwirtschaft zeigt sich zufrieden
Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde
(BLL) zeigt sich mit den Vorschlägen zufrieden und sieht darin sogar eine
Anerkennung seiner eigenen Bemühungen die Nährwertangaben sachlich darzustellen.
BLL-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Matthias Horst kommentiert: „Die deutsche
Lebensmittelwirtschaft ist für die neue verpflichtende Nährwertkennzeichnung
bestens gerüstet. Ihre Vorgaben entsprechen im Großen und Ganzen dem bislang
freiwillig praktiziertem System.“ Der BLL hat bereits mehrfach darauf
hingewiesen, dass rund 80 Prozent der Lebensmittel mit einer Nährwertkennzeichnung
ausgewiesen sind.
Kritik gibt es lediglich am Vorschlag der
Herkunftskennzeichnung. Der BLL hält daran fest, dass eine generelle
Herkunftsverpflichtung für Lebensmittel und Zutaten in der Praxis kaum möglich
seien, weil sich Zulieferer und Rezepturen schnell ändern können. Prof. Horst forderte
eine Folgenabschätzung, die Kosten und Nutzen der Herkunftsbezeichnung
vergleicht.
Herausforderung Übergewicht
Am Dienstag wurde der gemeinsame Gesundheitsreport von
EU und OECD vorgestellt. Der Bericht zeigt, dass in Rumänien und Italien nur
zehn Prozent der Menschen adipös sind, aber in Großbritannien, Irland und Malta
mehr als 20 Prozent. Adipositas ist die gravierende Form des Übergewichts. Auf
die gesamte EU bezogen sind 15 Prozent der Europäer adipös und ist mit einer
Vielzahl an Herz-Kreislauferkrankungen verbunden.EU-Gesundheitsminister John
Dalli kommentierte den Bericht "Health at a Glance: Europe 2010": Um
eine Wende beim Übergewicht einzuleiten brauchen wir belastbare Daten, die der
Politik unterstreichen, welche Gegenmaßnahmen getroffen werden müsse." Deshalb
sei der Bericht für die nächsten Monate und Jahre so wichtig.
Adipös und Übergewichtig sind nach dem Bericht 50,1
Prozent der Europäer. Adipositas hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt.
Auf britischen Zahlen basierend zeigt die Studie, dass die Kosten für
ernährungsbedingte Erkrankungen zwischen 2007 und 2015 um 70 Prozent ansteigen
werden. Nur eines von Kindern treibt regelmäßig Sport. In den meisten Ländern
fällt die Sportaktivität zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr ab.
Lesestoff:
Die Studie (in Englisch) finden Sie unter http://ec.europa.eu/health/reports/european/