Europas erste Siedler bevorzugten Flussmündungen

Ernährung

Siedlungsgeschichte folgte dem „Bauchgefühl“

Forscher der britischen Universität Southampton und der Queen´s University Belfast haben sich die Siedlungsgeschichte Europas angeschaut und sie mit dem damals verfügbaren Nahrungsangebot verglichen. Die ersten Europäer folgten ihrem „Bauchgefühl“ und ließen sich vorwiegend an unteren Flussläufen nieder.

Siedlungen auf wenige Plätze konzentriert

Sozialwissenschaftler Prof. Tony Brown aus Southampton und Archäologin Dr. Laura Basell sammelten zunächst einmal die Fundmeldungen über die Menschen, die weit vor dem heutigen homo sapiens in der Zeit zwischen 500.000 und 100.000 v. Chr. den Mittelmeerraum nach Norden verließen. Funde von Handäxten aus dieser Zeit verrieten, wo sich die Siedler niederließen. Mehr als 500 Handäxte wurden kartiert. Nicht mehr als 25 Fundorte kamen dabei heraus. Heute markieren Dunbridge in Hamshire, Swanscombe bei Dartford und das Somme-Tal in Frankreich die wichtigsten Siedlungsgebiete. Offenbar kamen die Menschen immer wieder an diesen Orten zusammen.

Parallel stellten sie fest, welche Tiere und Pflanzen in der Zeit zwischen 2,6 Millionen Jahren bis zur neolithischen Revolution der Sesshaftigkeit um 11.000 v. Chr. eine Rolle gespielt haben könnten. Sie orientierten sich dabei am Nährstoffgehalt. Rund 50 Nährstoffe sind für das Überleben der Menschen wichtig. Rohe Leber, Eier, Fisch und Pflanzen wie die ganzjährige Wasserkresse standen damals auf dem Speiseplan. Fett erhielten die Menschen überwiegend aus Knochenmark, Biberschwänzen und fettem Aal.

Die Flussniederungen bieten ein abwechslungsreicheres Menu als bewaldete Berghänge. „Die Landschaften nahe der Flussmündungen in den Atlantik scheinen für den Menschen mehr essentielle Nährstoffe aufzuweisen, die für den Erhalt der Population und die Fortpflanzung wichtig waren“, fasst Prof. Brwon zusammen. Diese Nahrungsgrundlage hat die Besiedlung der Atlantikküste in Warmzeiten des Pleistozäns erst ermöglicht. Die Orte haben offenbar mehrmals die Wanderung aus südlicheren Gefilden heraus ermöglicht, wo das Nährstoffangebot knapper war.

Möglicherweise galten die Orte als „gesund“ oder „gut“. Dann könnten diese Orte Knotenpunkte entlang der „Nährstoff-orientierten Wanderungsroute“ durch die Altsteinzeit gewesen sein. Die Neugierigsten unter ihnen nahmen sie als Stützpunkte für die Erkundung der mehr herausfordernden Regionen in Nordeuropa.

Lesestoff:

“Site Distribution at the Edge of the Palaeolithic World: A Nutritional Niche Approach” is published online by the journal PLOS ONE: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0081476

Roland Krieg

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