Fisch nicht überschätzen

Ernährung

Fisch ist ein Teil des gesunden Lifestyles

Untersuchungen bei den Inuit auf Grönland haben vor rund 30 Jahren die positive Verbindung zwischen dem Verzehr von fettem Fisch und der Gesundheit des Herzens begründet. Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren, vor allem Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) als Quellen der „guten n3-Fettsäuren“, gelten seitdem als Gesundmacher und werden selbst bei Fischstäbchen schon zugesetzt.
Heute erscheint eine Studie, die den Omega-3-Hype auf Normalmaß zurechtstutzt: Fisch bleibt gesund, ist ein wichtiger Bestandteil des gesunden Lebensstils, doch gibt es keine statistische Begründung zwischen den Omega-3-Fettsäuren und der Reduzierung von Herzkrankheiten.

Lebensumfeld stärker als einzelne Fettsäuren
„Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden glauben zunehmend, dass der Verzehr von Fisch – selbst in kleinsten Mengen – Schutz gegen Herzerkrankungen bietet“, sagt Dr. Marianne Geleinjse von der niederländischen Universität Wageningen. „Es gibt aber keinen zwingenden Beleg, dass Fischverzehr vor Herzerkrankungen schützt.“. Bislang hat das lediglich eine Studie aus dem Jahr 2005 aufgezeigt – kann aber in der aktuellen Studie nicht bestätigt werden.
Herzerkrankungen sind bei weitem der bedeutendste Krankheitsfaktor. Mehr als 30 Millionen Menschen sind in Europa davon betroffen und deren Zahl steigt. Das hängt vor allem mit dem älter werden zusammen, so Dr. Geleinjse. Je älter die Menschen werden, desto mehr Fälle eines überlebten Herzinfarkts mit Herzmuskelschäden gibt es auch. In der Altersklasse zwischen 65 und 74 ist jeder 35. von Herzerkrankungen betroffen, in der Altersklasse über 86 jeder siebte. Während des Alterns allerdings ist zum 40. Lebensjahr jeder vierte Mensch mit einem erhöhten Herzerkrankungsrisiko belegt. Mehr als nur statistische Feinheiten, so die Studie.

Fisch bleibt wichtig
EPA und DHA haben gezeigt, dass sie einen positiven Effekt bei Entzündungshemmungen, Rhythmusstörungen , Minderung von Triglyceriden oder Blutdruck aufweisen. Dennoch zeigen selbst hohe Verzehrsmengen von 20 Gramm Fisch am Tag keine bedeutend höheren Schutzeffekte als ein rundum gesunder Lebensstil. Die Studie wurde in den Niederlanden durchgeführt, wo die durchschnittliche Verzehrsmenge bei weniger als einer Portion Fisch in der Woche liegt. Zwei Portionen werden von Ernährungswissenschaftlern empfohlen – vor allem fetten Fisch wie Lachs, Makrelen und Hering.
„Auch wenn unsere Studie diesen Rat nicht untermauern kann, würden wir ihn nicht abschaffen wollen“, fasst Dr. Geleinjse zusammen. Neben den n-3-Fettsäuren weist Fisch weitere Inhaltstoffe auf, die positiv auf die Gesundheit wirken: Vitamin D und Selen beispielsweise.

Lesestoff:
Die aktuelle Studie aus Wageningen: Dijkstra C et al.: Intake of very long chain n-3 fatty acids from fish and the incidence of heart failure: the Rotterdam Study. Eur J Heart Fail 2009 (Oktoberausgabe) doi:10.1093/eurjhf/hfp126
Die Studie, die nach 12 Jahren Beobachtungszeit zu dem Ergebnis kommt, dass es einen positiven Effekt gibt:
Mozaffarian D et al.: Fish intake and risk of incident heart failure. J Am Coll Cardiol 2005; 45; 2015-2021

roRo

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