Fischstäbchen aus dem Bioreaktor

Ernährung

Retten Zellkulturen die Fischbestände?

Rund 90 Prozent der weltweiten Fischgründe sind überfischt. Doch Fischprotein ist für die wachsende Weltbevölkerung eine der wichtigsten Nahrungsquellen. Die Ausgründung Bluu GmbH der Fraunhofer-Gesellschaft für Forschung und Entwicklung mariner und Zellbiologie (EMB) spezialisiert sich auf die Herstellung von Fisch aus dem Bioreaktor. Damit sind die Gründer in Europa die ersten, die Fischzellen außerhalb von Wasser kultivieren wollen.

Gründer Dr. Sebastian Rakers sieht in dem Markt eine schnellwachsende Möglichkeit, den Nahrungsbedarf zu decken. Denn weltweit sind nur wenige Firmen bei den Fischzellkulturen aktiv. Schon 2023 soll der erste Kulturfisch in den Handel kommen. Tatar und Fischstäbchen sollen tatsächlich die ersten Produkte aus dem Bioreaktor sein. Sie entspringen einem Gemisch verschiedener Zellen und pflanzlichem Protein. Für ein Fischfilet brauchen die Wissenschaftler noch ein paar Jahre mehr Zeit für die Forschung. Für das Filet müssen poröse Strukturen geschaffen werden, bei denen die Zellen genug Nährstoffe und Sauerstoff erhalten.

Bluu arbeitet mit Stammzellen, die sich unendlich teilen und in einem Bioreaktor mit fünf Liter Volumen durch gezielte Ernährung heranwachsen. Der Sprung in die Marktproduktion braucht noch einen größeren Bioreaktor.

Rakers sieht viele Vorteile: Es wird kein Fisch mehr geschlachtet werden müssen und eine Gewebeentnahme müsse nur zu Beginn einmalig durchgeführt werden. Die in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaute Aquakultur habe die Versprechungen, die Fischbestände zu schonen, nicht erfüllt. Es gibt sie mittlerweile im industriellen Großmaßstab, der die Ozeane sogar noch zusätzlich verschmutzt, erklärt Rakers. Fisch aus Zellkulturen kann in kleinen Wertschöpfungsketten genutzt werden und hat einen hohen Nahrungswert.  

Der Kulturfisch muss aber, wie alle anderen Nahrungsmittel aus dem Bioreaktor noch ein Problem überwinden: Die Nährlösung ist ein Serum von Kälberfeten. Eine pflanzliche Nährlösung befindet sich noch in der Entwicklung.

Roland Krieg

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