Fish Dependance Day
Ernährung
Ab heute nur noch Importfisch
Heute haben die Deutschen ihren „Fish
Dependance Day“ erreicht. Das heißt, sie haben so viel Fisch gegessen, wie für
sie in den europäischen Gewässern gefangen wird. Für den Rest des Jahres müssen
die Konsumenten auf Importfisch zurückgreifen. Das haben die Deutsche
Umwelthilfe (DUH) und die Verbände der Ocean2012-Kampagne errechnet.
Exportierte Überfischung
Mit einer Studie über den „Fich Dependance
Day“ haben die Verbände für jeden Mitgliedsstaat der EU den Tag berechnet, an
dem der Konsum von Fisch und Meeresfrüchten nicht mehr aus heimischen Gewässern
gedeckt werden kann. Damit soll auf die Überfischung der Meere aufmerksam
gemacht und für eine nachhaltige Fischerei geworben werden.
„Die EU verfügt über die größten
Fischereigewässer der Welt – doch überwiegend werden sie nicht
verantwortungsvoll bewirtschaftet. Um unseren wachsenden Appetit auf Fische zu
stillen, exportieren wir die Überfischung in andere Teile der Welt“, sagt Nina
Wolff, Meeresschutz-Expertin der DUH. Als Konsequenz müssen die heimischen
Bestände wieder soweit aufgebaut werden, dass eine nachhaltige Fischerei
möglich ist – und es darf nur so viel verbraucht werden, wie den Beständen
entnommen wird.
Regionale Unterschiede
Die EU insgesamt erreicht ihren Fish
Dependance Day am 03. Juli 2011. Die Portugiesen haben den Ihrigen gestern
erreicht, Italien erreicht ihn erst am 30. April. Spanien am 08. Mai,
Frankreich am 13. Juni und Großbritannien am 16. Juli.
Der Tag ist aber auch vom Konsum und der nationalen
Hochseeflotte abhängig. So erreichen die Österreicher ihren Fish Dependance Day
bereits am 15. Januar, die Schweden erst am 30. Dezember.
Fisch ist nicht gleich Fisch
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ hat in der
Fischereipolitik längst Einzug gehalten. Fisch ist dabei längst noch nicht
gleich Fisch. Der Internationale Rat für Meeresforschung in Dänemark (ICES) gibt
wissenschaftliche Expertisen über die Populationsbestände verschiedener Fische
in verschiedenen europäischen Meeresgebieten an die EU-Politik weiter. Die
setzt letztlich die Fangquoten fest.
So sind die Expertisen für den Hering
wissenschaftlich verschieden. Der Nordsee Herbstlaicher wird noch nachhaltig
bewirtschaftet, sein Nachwuchs zeigt aber seit 2002 nur noch schwache Jahrgänge,
weil vermutlich die Erwärmung des Wassers in den Laichgründen durch den Klimawandel
die Überlebensrate der Larven reduziert. Die Laicherbiomasse steht daher unter
erhöhtem Risiko. Seit 2009 allerdings sind die politischen Quoten mit den
wissenschaftlichen Expertisen besser abgestimmt und die Laicherbiomasse steigt
wieder an.
Der Norwegische Frühjahrslaicher hingegen hat
zwar noch seine volle Reproduktionskapazität, wird aber derzeit nicht nachhaltig
bewirtschaftet. Lange Zeit konnten sich die betroffenen Küstenstaaten trotz Managementplans
nicht auf gemeinsame Quoten einigen und setzten sie individuell fest –
teilweise lagen sie über den wissenschaftlichen Expertisen. Erst seit 2007 decken
sich politische Quote und wissenschaftliche Empfehlung.
Für Verbraucher sind die nachhaltigen
Produkte nicht immer sofort zu erkennen. Das Fisch-Informationszentrum baut
eine entsprechende Datenbank aus den ICES-Empfehlungen auf. Auf der Packung
muss der Kunde das Fanggebiet ablesen, kann sich telefonisch beim Hersteller
oder Händler über die Fangmethode informieren. Bei loser Ware sollte der
Verkäufer die Informationen parat haben.
Das blaue Siegel des Marine Stewardship Council
ist der „Eyecatcher“ unter den Hinweisen. Es verspricht nachhaltige Fischwirtschaft
und weitet langsam seine Bestandsüberprüfungen aus. Im April wurde erstmals
MSC-zertifizierter Dorsch aus der östlichen Ostsee in Dänemark angelandet.
Lesestoff:
www.fischinfo.de
www.msc.org