Fleisch kein Stück Lebenskraft mehr
Ernährung
Vegetarier, Flexitarier und Billigfleischesser
Erst kürzlich konnte der Markt für Teilfertiggerichte zeigen, welchen Konsumtrend der Vegetarismus in der Bevölkerung hat [1]. Jetzt hat eine Befragung der Agraruniversitäten Göttingen und Hohenheim nachgelegt: Die Zahl der Vegetarier hat sich in Deutschland verdoppelt und der Trend zu weniger Fleischkonsum hält an. Weniger als 0,5 Prozent der Deutschen leben vegan. Drei Viertel der Deutschen hat mit ihrem Fleischkonsum keine Probleme.
Auch Bedarf für Billigfleisch
Mit 3,7 % hat sich der Anteil der Vegetarier in Deutschland innerhalb von sieben Jahren verdoppelt. Referenzwert ist die Nationale Verzehrsstudie II. 13,5 % der Deutschen würden dagegen mehr Fleisch essen, wenn es billiger wäre, so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung der Universitäten Göttingen und Hohenheim. Dazwischen gibt es eine große Bandbreite von Menschen, die bewusst wenig Fleisch essen (Flexitarier, 11,6%) oder ihren Fleischkonsum reduzieren wollen (9,5%). Insgesamt lässt sich bei 60 % der Deutschen eine generelle Bereitschaft für einen geringeren Fleischkonsum feststellen. Die deutsche Agrar- und Fleischwirtschaft solle daher verstärkt auf geringere Mengen und dafür höhere Qualität setzen, so der Rat der Autoren.
Hohes Einkommen, wenig Fleisch
Prof. Achim Spiller von der Universität Göttingen sieht viele Ursachen für den Trend. Fleischskandale sind einer davon. Nachhaltigkeitsmotive spielen bei der Kaufentscheidung eine wichtige Rolle. Die Gruppe, die bereit wäre, ihren Fleischkonsum einzuschränken beziffert Prof. Spiller auf 60 Prozent: „Der Trend zum weniger Fleisch essen wird wahrscheinlich auch in Zukunft anhalten, da dahinter meinungsprägende Trendgruppen unter den Verbrauchern stehen.“ „Less but better“ sei die Alternative für die Fleischbranche.
Zwei Drittel der Vegetarier sind Frauen. Einen Zusammenhang mit dem Alter haben die Experten nicht nachweisen können. Aber: Der Fleischkonsum nimmt mit steigendem Bildungsgrad und höherem Einkommen ab“, erläutert Prof. Harald Grethe von der Uni Hohenheim.
Tierwohl spielt zwar bei den Vegetariern und Flexitariern eine Rolle, das Hauptmotiv aber ist die Gesundheit. Auch Umweltschutzgedanken spielen bei den Wenigessern eine Rolle, ergänzt Anette Cordes, die an der Uni Göttingen die repräsentative Befragung koordiniert hat. Sie räumt aber auch ein: In weiten Teilen der Bevölkerung ist „kaum ein Bewusstsein für die Umweltproblematiken der Produktion tierischer Lebensmittel vorhanden.“
roRo