Freude auf den Grünkohl

Ernährung

Langsam wird es Zeit für die ostfriesische Palme

Auf Niedersachsens Feldern reckt sich der Grünkohl der Herbstsonne entgegen. Die milden Temperaturen lassen die Bestände auch jetzt im Herbst noch wachsen, schreibt der Landvolk Pressedienst. An frostige Kohltouren denkt aktuell wohl noch niemand, dennoch kommt die Kohlsaison mit ersten Angeboten in Restaurants langsam in Schwung. Grünkohlfreunde können sich auf eine tolle Saison freuen, denn die Bestände stehen sehr gut da, weiß Erich Klug, Gemüseanbauberater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Gesunde Pflanzen lassen eine reiche Ernte bei hervorragender Qualität erwarten. Bundesweit wird auf rund 1.000 Hektar Grünkohl angebaut, fast die Hälfte davon wächst auf Feldern in Niedersachsen mit dem Schwerpunkt im Südoldenburger Land. Wem es für das typische Wintergemüse noch zu früh ist, der kann aktuell aus einem großen Angebot heimischer Gemüsesorten auswählen. So werden aktuell verschiedene Salate, Weiß-, Rot- oder Rosenkohl, Kohlrabi, Porree oder Sellerie frisch in Niedersachsen geerntet.

Erst wenn die Temperaturen sinken, entfaltet auch der Grünkohl seinen vollen Geschmack. Neue Sorten sind zwar auch bekömmlich, wenn sie bei milden Temperaturen geerntet werden, zumal Nachtfröste nicht mehr zwingend erforderlich sind. Gleichwohl bleibt der Grünkohl ein echtes Wintergemüse. Wird es kälter, dann bereiten sich die Pflanzen auf den Winter vor und wandeln Stärke in Zucker um. Dadurch entwickelt der Kohl seinen milden Geschmack und wird noch bekömmlicher. Da Grünkohl winterhart ist, kann er auch in der kalten Jahreszeit stets frisch vom Feld geerntet werden. Für einen langsamen Start in die Grünkohlsaison bieten sich leichte Rezepte an, denn erst die Beilagen wie Speck und Pinkelwurst machen den Kohl zum deftigen Winteressen. Als Alternative bieten sich Grünkohl-Lasagne, Grünkohl-Auflauf mit Pistazien oder ein frisches Grünkohl Pesto mit gerösteten Mandeln, Hartkäse, Knoblauch und Öl an. Als Renner erwies sich im Sommer in Hannover der Leine-Griller, eine mit Grünkohl, geräuchertem Speck, Zwiebeln und Senf würzig abgeschmeckte Grillwurst. Das sonnige Wetter lädt auch zu ausgedehnten Spaziergängen, um die ersten Kohl-Routen zu erkunden. Für Kohl-Freunde, die bei der nächsten Kohltour mit Wissen glänzen wollen, hat die Stadt Oldenburg unter www.kohltourhauptstadt.de im Bereich „Akademie“ jede Menge Informationen und einen Wissenscheck parat.

Das grüne Gemüse ist ein wahrer Energiespender: Beta-Karotin, Eiweiß, Kohlenhydrate und Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium, Phosphor, Magnesium, Natrium und Eisen machen aus ihm eine Vitamin- und Mineralienbombe. Natürlich darf man Vitamin C als „Abwehrspezialist“ gegen die freien Radikale nicht vergessen.
Der Grünkohl aus der Dose oder der Tiefkühlpackung ist allermeist im Sommer geernteter Industriekohl. Der hat den Frost nicht gespürt. Wer zu Hause Grünkohl als ganze Pflanze zubereitet, muss mit 50 Prozent Abfall rechnen. Die Blätter werden abgetrennt und zerteilt und sollten mehrmals gründlich gewaschen werden, denn zwischen seinen krausen Blättern haftet oft noch Erde vom Bauern. Die gebräuchlichste Zubereitung ist das blanchieren in Salzwasser und das anschließende grobe oder feine Zerhacken. Je nach Region gibt es traditionelle Rezepte: Die Bremer nehmen Pinkel, eine mitgekochte, herzhafte und körnige Grützwurst , die Holsteiner Kassler, Mettwurst und Schweinebauch. Hauptsache deftig mit Senf für die Wurst und vor allem Fett: Fett hebt den Geschmack, was dem Grünkohl das besondere Aroma verleiht. Vor allem wenn der Regen an das Fenster prasselt und der kalte Wind die Fahnen knattern lässt.
Grünkohl-Saatgut gibt es mittlerweile kaum noch im Handel zu kaufen. Auf der EU-Sortenliste ist es nicht mehr vertreten. Dagegen helfen aber die vielen Gartenbesitzer, das traditionsreiche Gemüse als Winterkohl zu erhalten.

In Ostfriesland gibt es verschiedentlich immer noch Gemeinden, die einen winterlichen Kohlkönig wählen. Dort wird der Grünkohl auch ostfriesische Palme genannt. Das Hauptanbaugebiet ist allerdings das Rheinland geworden. Auf dem flachen Vorgebirge zur Eifel wird Wintergemüse bei jedem Wetter mit der Hand geerntet. Deshalb: ein Rezept der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen „Rahm-Grünkohl rheinisch“ (für vier Personen):

Zutaten:
800 g Kartoffeln; 1000 g geputzter Grünkohl; ? l Brühe; 30 g Gänseschmalz; 100 g magerer Speck; 2 Zwiebeln; 25 g Mehl; 1/8 l Sahne; 1 Tl Senf; salz, Pfeffer; geriebene Muskatnuss

Zubereitung:
Kartoffeln waschen, schälen und würfeln; dann mit dem Grünkohl in der Brühe 30 Minuten garen lassen; Gänseschmalz schmelzen, Speck in Würfel schneiden, Zwiebeln schälen, würfeln und alles zusammen anrösten; Mehl mir Sahne verrühren und in das Gemüse geben; kurz aufkochen lassen und mit den Gewürzen abschmecken; die geröstete Zwiebel-Speckmasse unter das Gemüse heben.
Dazu Kasseler oder Mettwurst reichen.

Guten Appetit wünschen

LPD; Roland Krieg

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