Fruktane sind gut für Mensch und Weizen
Ernährung
Beim Weizen auf mehr Fruktangehalt züchten?
Ein neues Züchtungsziel könnte sich für den Weizen bezahlt machen: Die Erhöhung des Fruktangehaltes. Wissenschaftler um die US-Saatgutexpertin Lynn D. Veenstra von der Cornell University hat einen Artikel in der Zeitschrift „Crop Science“ den Fruktanen gewidmet.
Was sind Fruktane?
Fruktane sind nicht neu und kommen bei vielen Algen, Bakterien und Pilzen vor. Inulin oder Phlein sind beispielsweise zwei Vertreter der Fruktane, die sich durch die Mischung aus einem Saccharose- und mindestens einem Fructosemolekül auszeichnen. Sie gelten als Reserverkohlehydrate, die innerhalb einer Zelle auf- und wieder abgebaut werden. Hintergrund ist, dass Zellen keine größeren niedermolekularen Verbindungen wie Glucose oder Fructose speichern können, ohne dass das osmotische Gleichgewicht der Zelle aus den Fugen gerät. Enzyme bauen die Einzelmolekülen zu Fruktane zusammen und halten das Gleichgewicht aufrecht.
Wozu dienen Fruktane?
Fruktane sind auch bei Roggen und Weizen bekannt und stehen in Verbindung mit dem Lebenszyklus des Getreides. Die Vakuolen der Zellen sammeln Fruktane bis zum Abschnitt der Anthese. Das ist die Zeit der Knospenentfaltung bis zum Beginn des Verblühens. Dann schnellt der Energiebedarf der Pflanzen nach oben. Sie gewinnt sie durch den Abbau der Fruktane. Sie verschwinden aber nicht ganz, denn zwischen 0,7 und 2,9 Gramm pro 100 Gramm Trockengewicht sind in reifen Weizenkörnern noch immer vorhanden.
Eigentlich könnten die Pflanzen für ihren Energiebedarf ganz auf Stärke zurückgreifen. Offenbar aber besitzt der osmoregulatorische Effekt aber einen Vorteil, den die Natur nicht aufzugeben gewillt ist. Fruktane können die Zellmembran bei Trockenstress stabilisieren. Pflanzenfossilien zeigen, dass Arten aus Regionen mit wenig Wasser und Niederschlägen viel höhere Fruktangehalte aufweisen.
Vor diesem Hintergrund rückt Fruktan in den Fokus der Züchtung auf Trockentoleranz.
Was hat der Mensch davon?
Eine Züchtung auf Fruktanreichen Weizen erfreut möglicherweise nicht nur die Landwirte in Trockenregionen. Auch die Verbraucher profitieren von Fruktanen. Sie landen nahezu unbeschädigt im Darm und dienen Bifido- und Milchsäurebakterien als Nahrung. Aufgrund der stimulierten Darmflora erhöht sich die Aufnahme von Calzium und anderen Mineralien, wie Kupfer und Eisen. Der hohe Weizenanteil in unserer Nahrung reicht aus, dass ein Großteil des täglichen Fruktanbedarfes von 10 Gramm über Weizen und Roggen gedeckt wird.
Und: Fruktane sind an der Ausschüttung von Sättigungshormonen beteiligt. Allerdings gibt es auch einen weiteren Verdacht: Glutenhaltige Nahrungsmittel sind in der Regel fruktanreich. Die „Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität“ steht im Verdacht, durch eine stimulierte Darmflora verursacht zu werden. Dann würden Fruktane beim Menschen auch ihre Schattenseiten zeigen.
Da besteht noch viel Forschungsbedarf.
Lesestoff:
Veenstra, L. et al. (2017): Wheat Fructans: A Potential Breeding Target for Nutritionally Improved, Climate-Resilient Varieties. In: CROP SCIENCE, Vol. 57, doi:10.2135/cropsci2016.11.0955.
Lee, T. et al. (2017): WheatNet: A genome-scale functional network for hexaploid bread wheat, Triticum Aestivum. In: MOLECULAR PLANT. doi:10.1016/j.molp.2017.04.006.
Roland Krieg