Für eine Handvoll Nüsse mehr
Ernährung
Ist auch die geröstete Nuss gesund?
Woher das „schlechte Image“ der Nuss herrührt ist unbekannt. Möglicherweise ist es der hohe Fettanteil, der die Menschen vom Nussgenuss abhält. Pro-Kopf verzehrt der Durchschnittsdeutsche lediglich zwei Gramm am Tag, wobei die Ernährungswissenschaftler eine tägliche Dosis von 40 Gramm empfehlen. Da ist noch viel Luft nach oben.
Viele gute Eigenschaften
Erst der Blick auf die
Details enthüllt die positiven Faktoren, die von den harten Schalen verborgen
werden. So sind die meisten Nussfette mono- und polyungesättigte Fettsäuren und
wirken der Bildung von schädlichem LDL-Cholesterin entgegen. Das schützt vor
Herz-Kreislauf-erkrankungen. Die Universität Jena mit den Instituten für
Ernährungstoxikologie und Ernährungs-wissenschaften kennt noch mehr positive
Eigenschaften der Nuss. Die Bildung von LDL-Cholesterin führt über eine
Oxidation zur Bildung von so genannten Schaumzellen, über deren
Lipideinlagerungen in den Gefäßwänden Entzündungen entstehen. Nussinhaltsstoffe
können das Verhindern.
Nüsse können auch einen Teil
der täglich empfohlenen Menge an Ballaststoffe liefern. 30 Gramm stehen auf der
Liste der ausgewogenen Ernährung. Nüsse können zwischen fünf und 12 Prozent
beitragen. Die Nahrungsfasern fördern die Darmgesundheit und gelten als
„Chemoprävention“ gegen Darmkrebs. Nach einigen Studien können Nüsse sogar
kurzkettige Fettsäuren im Darm und nützliche Milchsäurebakterien stärken.
Es gibt also keinen Grund,
auf Nüsse zu verzichten. Vor allem die Weihnachtszeit wäre ein guter Ansatz,
den täglichen Speisezettel zu bereichern.
Noch offene Fragen klären
Die Jenaer Forschungsteams
um Prof. Dr. Michael Glei und Prof. Dr. Stefan Lorkowski prüfen für den
Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie und dem Getreidenährmittelverband
unter dem Dach des Forschungskreises der Ernährungsindustrie (FEI) noch weitere
Fragen. So könnten verschiedene Nüsse unterschiedlich auf die Darmgesundheit
wirken und weil Nüsse auch geröstet werden, wollen die Experten prüfen, ob das
Röstverfahren einen Einfluss auf die positiven Eigenschaften hat. Rösten ist einer
der hitzigen Prozesse, über die Acrylamid gebildet wird, von dem zu viel
wiederum ungesund ist.
Im nächsten Jahr soll die
Forschungsarbeit abgeschlossen sein und drei Fragen beantworten: Einfluss der
Röstung auf physiologisch wertvolle und toxische Inhaltsstoffe, der Einfluss
der Röstung auf die positiven Effekte der Darmgesundheit und auf die Gefäße
schützenden Eigenschaften.
Die Ergebnisse sind von
grundlegender Natur und könnten auf ein ganzes Bündel entlang der Prozesskette
Einfluss haben. So hat die Bewertung der durch Röstung entstehender Metabolite
Einfluss auf die Lebensmitteltechnologie und kann den Röstprozess optimieren.
Neue wissenschaftliche Belege könnten in die Gesundheitsprävention einfließen,
der Vergleich von Nüssen und Röstgraden führt eventuell zu neuen
Produktentwicklungen und am Ende steht eine mögliche neue
Verbraucherinformation über Nüsse und führt diese wertvollen Lebensmittel aus
ihrem Nischendasein heraus. Für eine Handvoll Nüsse mehr.
Apropos Nuss
Was ist eigentlich eine Nuss?
Sprachlich werden Pflanzenteile gerne als Nuss bezeichnet, die botanisch keine
sind. Und die beliebteste Sammelnussfrucht in Deutschland wird gar nicht als
Nuss wahrgenommen. Eine harte Nuss.
Die Nussfrüchte sind
Schließfrüchte, die einen Samen mit der ganzen Fruchtwand umschließen, die im
Zeitverlauf verholzt und daher schwer zu knacken ist. „Echten Nüsse“ sind
Buchecker, Haselnuss, Mandel, Macademianuss, Steinnuss oder Wassernuss. Auch
die Eichel und die Esskastanie gehören zu den echten Nüssen.
Die Erdnuss ist keine echte
Nuss, weil die Ummantelung von einer Hülse abgeleitet ist, die aber während der
Reife ebenfalls wie bei der echten Nuss geschlossen bleibt. Daher gehört sie
morphologisch zu den Nüssen, botanisch aber zu den Hülsenfrüchten wie Bohnen und
Erbsen.
Die beliebteste Frucht in
Deutschland besitzt viele kleine Nüsschen, die auf dem hochgewölbten
Blütenboden sitzen und der Frucht ihre markanten „Punkte“ verleihen. Die
Erdbeere ist botanisch gesehen eine Sammelnussfrucht und nicht Gegenstand der
Jenaer Forscher.
Lesestoff:
Walnüsse: Knackig und gesund
Zedernusskerne aus Sibirien (Keine Nüsse, aber ähnlich wohltuend und dennoch eine schöne Geschichte)