Gaumarjos Germania
Ernährung
„Wiege des Weins“ im Kaukasus
Seit mehr als 7.000 Jahren wird im Kaukasus Wein gekeltert. Georgien weist mehr als 500 autochthone Rebsorten auf. Bei den Namen „Saperavi“ und „Rkatsiteli“ schnalzen Rot- und Weißweinliebhaber die Zunge. „Gaumarjos“ heißt „Prost“.
Die Georgier bauten bis in die 1980er Jahre auf mehr als 120.000 Hektar Wein an. Dann gebot „Generalsekretär Mineralwasser“, wie Michael Gorbatschow bald genannt wurde, dem Alkoholkonsum Einhalt. Vor allem die Georgier litten darunter und verloren die Hälfte ihrer Rebflächen.
Heute verzeihen sie den historischen Einbruch mit einem charmanten Lächeln und blicken lieber nach vorne. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. Klima und Geologie geben dem Weinbau eine relative Vorzüglichkeit. Davon können sich die Besucher in der Halle 7.2 c überzeugen.
Die Beziehungen zum großen Nachbarn sind nicht besser geworden und das Land sucht neue Absatzmärkte für seinen göttlichen Trank. Das ist nicht einfach, denn der Gaumengenuss muss meist über löchrige Landstraßen transportiert werden. Wein gibt es auf dem Weltmarkt im Überfluss. Da wollen die Georgier mit Qualität und weniger süßen Wein Nischen erobern.
Dazu gehört die Wiederentdeckung des traditionellen Kelterns. Mehr als mannshohe tönerne Gefäße werden bis zum Hals ihn den Boden eingegraben und mit Reben, Haut und Stielen gefüllt. Im Bild unten links sind die eingegrabenen Gefäße zu sehen. Qvevri heißen sie, was mit der Übersetzung Amphore stark untertrieben wäre. Das alte Verfahren wurde von der europäischen Weingärung nahezu verdrängt. Viele Winzer hatten Angst vor dem Loch im Boden, in dem sie alles hineinwerfen und verschließen sollten. Sie mussten erst wieder Vertrauen in die mikrobiologischen Vorgänge unterhalb des Erdbodens fassen.
Nach fünf Gärungen wird der Wein bis zu zwei Jahren in den Gefäßen aufbewahrt. Auf den Flaschen ist verzeichnet, wann die Lese und wann die Flaschenabfüllung war. Für diesen Prozess ist viel Erfahrung notwendig. Bei einem Gärfehler muss der gesamte Inhalt verworfen werden. Daher keltern nicht alle Winzer ihren Wein auch die vollen zwei Jahre.
Sie nutzen eine kürzere Zeit auch für schnellere Umsätze. Qualität aber braucht seine Zeit.
Roland Krieg; Foto: roRo
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