Gen beeinflusst Nutzen des Vollkornbrots
Ernährung
Ballaststoffe im Vollkornbrot: Auf das Gen kommt es an
Generell gilt: Wer viele Ballaststoffe aus Getreideprodukten isst, hat ein vermindertes Typ-2-Diabetesrisiko. Eine Analyse der großen Potsdamer Bevölkerungsstudie EPIC durch das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) hat die Aussage präzisiert.
Genvariante senkt das Risiko
Das DIfE hat Zusammenhänge zwischen Variationen im Erbgut, der Ernährungsweise und dem Diabetesrisiko untersucht. Die Basis waren frühere Forschungen, dass Vollkornprodukte das Erkrankungsrisiko mindern.
Die Forscher um Studienleiter Matthias Schulze konnten die Abhängigkeit der Diabeteserkrankung von einer bestimmten Punktmutation im Gen TCF7L2 aufzeigen. Mehr als die Hälfte der Probanden hatte diese Veränderung und konnte vom Verzehr des Vollkornbrots profitieren. Bei diesen Trägern der so genannten CC-Variante sank das Diabetesrisiko um 14 Prozent pro täglich verzehrten 50 Gramm eines Vollkornbrotes. Diese Menge entspricht in etwa einer Scheibe Vollkornbrot. Dagegen hatten Träger der T-Variante nicht nur ein um 51 Prozent erhöhtes Risiko an Diabetes zu erkranken – der Verzehr von Vollkornprodukten blieb bei ihnen im Hinblick auf das Diabetikerrisiko auch ohne positive Wirkung.
Das DIfE lässt aber keinen Umkehrschluss zu: Die generelle Empfehlung, mehr Vollkornprodukte zu verzehren, sei aber keineswegs überholt. Selbst wenn einige Menschen aufgrund ihrer Erbanlagen nicht vom Vollkornbrot gegen Diabetes zu profitieren scheinen, so wird aber auch bei diesen Menschen der Verzehr das Risiko für Darmkrebs und Herz-Kreislauferkrankungen Positives beitragen.
Individuelle Ernährungsempfehlung
Träger der T-Variante müssen dann mehr auf ihr Gewicht achten und mehr Sport treiben.
Im Bereich der Diabetes haben die Potsdamer erstmals einen Zusammenhang zwischen Erkrankung und genetischer Ausstattung gefunden. „Je öfter es gelingt, solche Zusammenhänge aufzudecken, desto eher werden wir in der Lage sein, individuelle Ernährungsempfehlungen zu geben“, erläutert Matthias Schulze. Die heutigen Ernährungsempfehlungen seien zu allgemein gehalten und würden deshalb nicht aufgenommen. Eine maßgeschneiderte Ernährungsempfehlung hingegen könnte dazu beitragen, dass sich die Menschen entsprechend ihrer Erbanlagen gesünder ernähren, so das DIfE.
Lesestoff:
Die aktuelle Studie wurde veröffentlicht: Fisher E. et al.: Whole-grain consumption and TCF7L2 rs 7903146: Gene-diet interaction in modulating Type 2 diabetes risk. British Journal of Nutrition. 2008
Weitere Diabetes-Forschungen des DIfE:
Schulze MB et al.: Fiber and magnesium intake and incidence of type 2 diabetes: a prospective study and meta-analyses. Arch Intern Med 2007; 167: 956-965
Schulze MB et al.: An accurate risk score based on anthropometric, dietary, and lifestyle factors to predict the development of type 2 diabetes. Diabetes Care. 2007; 30:510-515
roRo; Fotos: DIfE