Gesundes Schulessen in Brandenburg

Ernährung

Brandenburger Schulessen uneins über nächsten Schritt

Ende März feierte die Vernetzungsstelle Schulverpflegung in Brandenburg fünfjähriges Jubiläum mit Verbraucherschutzminister Helmuth Markov und Projektleiterin Dr. Maren Daenzer-Wiedmer [1].

So viel Harmonie nutzte das Verbraucherschutzministerium und preschte kurz nach Ostern mit der Meldung vor, dass ein „neues System zur Qualitätssicherung des Schulessens“ im Aufbau sei. Im so genannten „QBra“ sollen Formfleisch, künstliche Aromen oder Geschmacksverstärker“ keinen Platz mehr haben. Solchen Wünschen steht oft noch ein nicht flächendeckendes Angebot für Schulessen im Wege. Anne Quart, Staatssekretärin im Verbraucherministerium weiß das auch, denn „trotz zahlreicher Leitlinien und Empfehlungen“ gibt es bei der Umsetzung des Schulessens Schwierigkeiten.

Als zusätzliche Hilfe soll QBra den Schulträgern ein „einfaches, günstiges und offenes System“ an die Hand geben, den richtigen Caterer auszusuchen. Dafür gibt es einen konkreten Kriterienkatalog für ein Gesamtkonzept.

Die offenen Fragen: Es geht über die „bereits bestehenden Konzepte, zu Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), hinaus“, und „im Gegensatz zur Vernetzungsstelle Schulverpflegung, die vor allem motivieren und Anregungen geben soll, ist QBra ein konkreter Kriterienkatalog, also eine Art Gütesiegel.“

Der im letzten Jahr erstmals in Berlin durchgeführte Bundeskongress Schulverpflegung hat gezeigt, das noch Luft nach oben ist, aber kein Anlass zum Frust besteht, wie es Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zusammenfasste [2]. Gibt es denn bald in Brandenburg ein zweites System?

Das Ministerium wiegelt ab. Die DGE-Standards haben weiterhin Bestand, doch die Schulleiter sollen die Möglichkeit haben, darüber hinaus gehende Qualitätsregeln definieren und das über das Gütesiegel erkennen zu können. „Demnach gibt es also kein zweites System“ teilte der Sprecher gegenüber Herd-und-Hof.de mit. Die Arbeit der Vernetzungsstelle bleibe unberührt und es werde weder personelle noch finanzielle Ressourcen aufgeteilt. Die spätere Zertifizierung soll ein externer Dienstleister übernehmen.

Die Vernetzungsstelle wurde mit dieser Ankündigung jedoch „kalt erwischt“, wie Herd-und-Hof.de per Telefon erfuhr. Die Meldung sei ohne Absprache mit ihr ausgesandt worden. In dieser Woche werden sich Ministerium und Projektleitung noch zusammen setzen. Unklar ist einerseits das Zeitfenster für die Absprache über das Handbuch, und andererseits die Rolle der Vernetzungsstelle.

Könnte es in Brandenburg künftig ein teureres, zertifiziertes Schulessen über DGE-Standard und ein „Billigmenü“ auf Niveau der DGE-Standards geben? Berlin, auch nicht flächendeckend mit reichen Eltern gesegnet, hat einen Höchstsatz festgelegt, wie teuer ein Mittagsmenu sein darf. Die Caterer kochen vor und eine einfache Kontrolle durch das Land überprüft, ob die Qualität nach der Bewerbungsphase auch nicht nachlässt. Wer die Standards nicht einhält, dem darf vorfristig gekündigt werden. Für 3,25 Euro sind Menus mit bis zu 40 Prozent Bio-Anteil dabei. Geld wird für die Schüler ausgegeben, deren Eltern das nicht aufbringen können.

Lesestoff:

[1] Fünf Jahre Vernetzungsstelle Schulverpflegung

[2] Erster Bundeskongress Schulverpflegung

Roland Krieg

Zurück