Gewohnheit GVO-Lebensmittel

Ernährung

Englische Studie sieht geringere Zurückhaltung

Beim Thema gentechnisch veränderter Lebensmittel überwiegt der gefühlte Widerstand, weil die Materie für viele Verbraucher nicht mehr transparent ist. Die in Deutschland eingeführte neue Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ hilft dem Verbraucher nicht wirklich, denn es gibt jetzt zwei Sorten Lebensmittel ohne Gentechnik: Die aus der Prozesskette, die von vornherein auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO) verzichtet, und jene, die aus einer Prozesskette stammen, in der GVO erlaubt sind. Die Grenzen erodieren. Die Saatgutfirmen diskutieren mittlerweile lieber mit den Bauern, die positive Effekte unmittelbarer erfahren, als mit Konsumenten, die mit der Warenvielfalt sowieso schon überfordert sind.
Der Streit zwischen Befürwortern und Gegner wird auf akademischer Studienebene ausgetragen. Eine neue Studie aus dem englischen King´s College kommt zu dem Schluss, dass Verbraucher auf die Produkte zurückgreifen, wenn sie erst einmal in den Regalen vorhanden sind.

Kaufen Kunden gentechnisch veränderte Lebensmittel?
Die Studie aus London hat Käufer von Lebensmitteln mit gentechnisch veränderten Bestandteilen in sechs Ländern untersucht. Die Forscher fanden in Tschechien 27 solcher Produkte, in den Niederlanden 18, in Estland 13, sechs in Spanien, drei Großbritannien und eines in Polen. Meist war es Soja-Öl, doch auch Margarinen, Chips, einige Süßwaren und Schokoriegel landen in den Einkaufstaschen. Obwohl gekennzeichnet, kauften 13,7 Prozent der Tschechen und 11 Prozent der Holländer diese Waren. Damit kaufen Kunden gentechnisch veränderte Waren, wenn sie auch im Angebot der Geschäfte sind, folgert die Studie. Obwohl doch bei der begleitenden Verbraucherbefragung die üblichen 75 Prozent der Befragten angeben, keine gentechnisch veränderten Lebensmittel kaufen zu wollen.
Die Studie leitet aus ihren Ergebnissen ab, dass die Kaufentscheidung weniger anhand der Kennzeichnung der Produkte getroffen wird, denn über die generelle Entscheidung des Geschäftes, solche Lebensmittel zu listen.
Eine große Kennzeichnung auf der Vorderseite des Produkts beeinflusst die Kaufentscheidung mehr als die Kennzeichnung auf der Zutatenliste oder der Webseite des Händlers.
Der einzige deutsche Händler, der an der Befragung teilgenommen hat, fragte seine Kunden noch zusätzlich, warum sie gerade das Produkt „ohne Gentechnik“ gekauft haben. Nur für 20 Prozent der Kunden war dieses Siegel kaufentscheidend. Für 80 Prozent der Konsumenten standen andere Qualitäten im Vordergrund. Im Umkehrschluss: Gentechnik ist nicht mehr so wichtig.

Nichtwissen oder Unwichtig?
Ein Ergebnis der Studie ist, dass Kunden gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen, sind sie einmal in den Regalen vorhanden. Je mehr Produkte, desto mehr Käufe. Wenn gekennzeichnete Produkte gekauft werden, dann auch, weil die Konsumenten beim Kauf nicht aufmerksam sind. Ein Drittel wusste nicht, was sie gerade gekauft haben. Weil Konsumenten nicht aktiv diese Produkte meiden, interpretiert die Studie, dass das Interesse an der Thematik schwindet.
Die Studie reiht sich ein in Vorgängerforschungen, die einen tieferen Blick in die Konsumentenwelt geworfen haben und andere, nicht mehrheitliche Ergebnisse ans Tageslicht bringen. Es nicht populär, dass Invertase in Europa nur ein Beispiel ist, ausschließlich gentechnisch hergestellt zu werden.
Der Lebensmittelzeitung ist die Studie suspekt, weil Studienkoordinatorin Prof. Vivian Moses gleichzeitig auch Vorsitzende der Organisation www.cropgen.org, einem Befürworter der Gentechnik, ist.
Dafür sind die meisten Studien gegen die Gentechnik von Kritikern erstellt.

Lesestoff:
Die Studie „Consumer Choice“ wurde am 14. Oktober der EU vorgestellt. Den kompletten Download und eine Zusammenfassung in deutscher Sprache finden Sie auf www.kcl.ac.uk /schools/biohealth/research/nutritional/ consumerchoice/download/html

roRo

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