Grünes Wasser für die Ernährungssicherheit

Ernährung

Wassermanagement als Schlüssel der Nahrungssicherheit

Etwa 110.000 km3 Niederschlag fallen weltweit vom Himmel. Rund 70.000 Kubikkilometer versickern im Boden und werden über die Pflanze wieder verdunstet. Die Wasserexperten bezeichnen dieses Wasser als „grünes“ Wasser. Die anderen 40.000 km3 gelten als wiederverwendbares „blaues“ Wasser, von denen allerdings drei Viertel unkontrolliert in die Meere fließen. Lediglich 14.000 km3 gelten als Wasserressource für die Gewinnung von Frischwasser. Da ist noch Nutzungspotenzial.

Blaugrüne Reserven nutzen
Die jährlichen Wasserkonferenzen zeichnen wiederkehrend auf, dass in Zukunft noch mehr Menschen unter Wasserknappheit leiden werden. Ein Team deutscher und schwedischer Wasserexperten zieht aber die Berechnungsgrundlage in Zweifel. Meist wird nur das blauen Wasser für die Nahrungsproduktion und Trinkwasserversorgung einberechnet. Angesichts der Klimaänderung werden dann künftig rund drei Milliarden Menschen unter Wasserknappheit leiden. Der neue Ansatz des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Schwedischen Forschungsrates bezieht hingegen das grüne Wasser in die künftige Wasserversorgung mit ein und kann damit die Anzahl der Menschen, die unter Wassermangel leiden, auf eine Milliarde reduzieren. Umgekehrt kann also eine intelligente Wassernutzung Milliarden Menschen aus der Wasserknappheit helfen.
„Das eröffnet einen neuen Tätigkeitsbereich der Klimaanpassung und ein neues Fenster für die grüne Revolution in den Entwicklungsländern. Unsere Analyse zeigt, dass manches Land, knapp an Wasser, dann doch in der Lage ist, genug Nahrungsmittel für die Bevölkerung zu produzieren, sofern das grüne Wasser genutzt wird“, fassen die Forscher zusammen.
Meist werde im Zusammenhang mit der Wasserversorgung von fehlenden Ressourcen ausgegangen, doch fehle in der Diskussion die Verknüpfung zu den noch möglichen Ressourcen, meint Johan Rockström vom Stockholmer Umweltinstitut hat mit den letzten Klimadaten und hydrologischen Modellen berechnet, wie viel Wasser den Bauern auf der Dorfebene zur Verfügung steht.

Die Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) der jemenitisch-deutschen Entwicklungszusammenarbeit konzentriert sich auf die Bereiche Wasser und Bildung. Dies soll die Lebenssituation der Menschen unmittelbar verbessern. Die drohende Verschärfung der Wasserknappheit durch unkontrollierte Übernutzung, hohes Bevölkerungswachstum und die Folgen des Klimawandels ist eine Herausforderung für den Jemen, teilte das BMZ mit. Bei den Regierungsverhandlungen in Berlin ermutigte die deutsche seite Jemens Vize-Premierminister Al-Arhabi, die jemenitische Wasserstrategie und Reformen im Wassersektor umzusetzen.

Wasserrückhaltung verbessern
Es geht vor allem um das grüne Wasser. Eine verbesserte, also verringerte, Wasserverdunstung der Pflanzen ist eine Effektivitätssteigerung auf dem Feld. Daneben kann mit einer Zusatzvegetation der Verlust des das aus dem Boden verdunstenden Wassers minimiert werden. Das würde den Wasserspeicher im Boden füllen und den Ackerbau intensivieren, ohne neues Land erschließen zu müssen.
Außerdem zeigt die Studie eine verbesserte Wasserrückhaltungstechnik, um Fluten und Dürren besser auszugleichen. „Wir zeigen, dass Investitionen in neue Technik und eine verbesserte Nutzung der grünen Wasserressourcen, bessere und klimarobustere Anbautechniken erlaubt, die mehr Nahrungsgüter erzeugen“, fasst Holger Hoff vom PIK zusammen.
Kenia beispielsweise hat große und nicht genutzte grüne Wasserreserven und gilt als eines der Länder, die als wasserknappes Land gelten, wenn nur die blauen Ressourcen betrachtet werden. Das blaugrüne Wasserpotenzial reicht für die Ernährungssicherheit in Kenia aber aus. „Selbst bis 2050 wird Kenia trotz Klimawandels ausreichend Wasser haben“, ist sich Hoff sicher.

Kein Freispruch
Unter Berücksichtigung der blauen Wasserkapazitäten werden 2050 etwa 59 Prozent der Menschen Wasserknappheit erleiden. Bei zusätzlicher Berücksichtigung der grünen Wasser werden dann immer noch 36 Prozent der Menschen nicht genug Wasser haben. „Unglücklicherweise“, so Rockström, „werden trotz der neuen Erkenntnisse immer noch große Teile der Menschheit unter Wasserknappheit leiden.“

Lesestoff:
Rockström, R., Falkenmark, M, Hoff, H. et al. Future water availibility for global food production: The potential of green water for increasing resilience to global change. Water Ressources Research 45, W00A12, doi:10:1029/2007WR006767

roRo

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