Grundwasserbericht BW

Ernährung

Grundwasserbelastung durch Pflanzenschutzmittel rückläufig

Zusammen mit Umweltministerin Tanja Gönner hat Landwirtschaftsminister Rudolf Köberle aus Baden-Württemberg den Grundwasserbericht des Landes vorgestellt. Der Bericht setzt sich aus Ergebnissen von 2.000 Messstellen der Grundwasserüberwachung und weiterer 1.800 Messstellen der Wasserversorger zusammen. „Der Schutz und die dauerhafte Überwachung von Boden und Grundwasser sind wichtige Aufgaben der Daseinsvorsorge“, so Umweltministerin Gönner. Köberle: „Etwa drei Viertel des baden-württembergischen Trinkwassers wird aus Grundwasser gewonnen, ein Viertel aus Oberflächengewässern wie dem Bodensee.“

Vorräte
Die Niederschläge im Jahr 2009 waren regional sehr unterschiedlich. Während im mittleren Neckarraum viel regen fiel, war es im Hochschwarzwald relativ trocken. Im Mittel allerdings entsprechen die Grundwasservorräte des Landes dem Durchschnitt. Doch sind Auswirkungen durch den Klimawandel zu erwarten. Insbesondere durch die innerjährliche Niederschlagsverteilung. Möglicherweise steht künftig während der Vegetationsperiode zwei bis drei Wochen länger zu wenig Wasser zu Verfügung, heißt es aus dem Ministerium.

Hauptbelastung Nitrat
Sorge bereitet immer noch die Belastung des Grundwassers mit Nitrat. „Die Qualitätsnorm der EU von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Grundwasser wird an jeder neunten Landesmessstelle überschritten“, so Umweltministerin Gönner. „Seit Mitte der 1990er Jahre stellen wir aber insgesamt einen fallenden Trend fest, der sich 2009 fortgesetzt hat.“ Für die kommenden Jahre bestehen nach Ansicht von Gönner und Köberle gute Aussichten, sofern nicht wieder Extremwetterereignisse wie 2003 auftreten. „Erfreulich ist, dass durch die Anstrengungen des Landes zur Verminderung des Nitrateintrags in den hoch belasteten Gebieten ein Rückgang der Nitratkonzentrationen zu beobachten ist“, sagte Köberle. Die regionalen Belastungsschwerpunkte seien nach wie vor die Räume Markgräfler Land, Bruchsal - Mannheim - Heidelberg, Kraichgau, Stuttgart - Heilbronn, Main-Tauber-Kreis und Oberschwaben.

Ergebnisse der Nmin-Bodenwerte
Im Herbst 2009 wurden landesweit wieder rund 20.000 landwirtschaftlich genutzte Flächen in Wasserschutzgebieten auf den Nitratgehalt im Boden untersucht. Der Profilwert aller in Problem- und Sanierungsgebieten Baden-Württembergs beprobten Standorte liegt für die Herbstkontrollaktion 2009 bei 45 kg N/ha und damit um vier kg N/ha über dem Vorjahreswert und um zwei kg N/ha höher als das Mittel der letzten fünf Jahre. Mögliche Ursachen sind die geringe Auswaschung und die starke Trockenheit, die das Wachstum der Zwischenfrüchte verzögert haben dürfte. Die starke Trockenphase von August bis Ende Oktober führte zunächst zu geringen N-Entzügen der Winterungen beziehungsweise Zwischenfrüchte und zu einer starken Austrocknung der Böden, so dass kaum Nitratverlagerungsprozesse auftreten konnten.

Weniger Pflanzenschutzmitteleinträge
Die Gehalte an Pflanzenschutzmitteln seien in den vergangenen Jahren erfreulicherweise insgesamt deutlich zurückgegangen, so Umweltministerin Gönner und Landwirtschaftsminister Köberle. „Bei den Funden handelt es sich meist um Wirkstoffe, die teilweise schon seit Jahrzehnten verboten sind, die man aber wegen ihrer Langlebigkeit im Untergrund immer noch findet.“ Wirkstoffe, deren Abbauprodukte in den letzten Jahren vermehrt im Grundwasser festgestellt wurden, seien entweder verboten worden oder man habe freiwillig auf deren Einsatz verzichtet. So würden die Berater von Behörden und Industrie empfehlen, das Rübenherbizid Chloridazon nicht mehr in Wasserschutzgebieten einzusetzen. Eine Gefahr für den Menschen gehe bei den gefundenen Konzentrationen von diesen Abbauprodukten nicht aus. „Aus Vorsorgegründen wollen wir die Konzentrationen dieser Stoffe im Grundwasser aber verringern. Daher wird die weitere Entwicklung sorgsam verfolgt“, betonten Gönner und Köberle.
Belastungen mit Leichtflüchtigen Halogenkohlenwasserstoffen sind in erster Linie im Einflussbereich von Industrie und Siedlung zu finden. Dort wurde der Schwellenwert der EU-Grundwasserrichtlinie an zwölf Prozent und acht Prozent der Messstellen überschritten, im Gesamtmessnetz hingegen an 4,5 Prozent. Die Konzentrationen in den höher belasteten Messstellen haben in den letzten Jahren dank zahlreicher Sicherheitsmaßnahmen von Industrie und Gewerbe merklich abgenommen. Verbindungen wie Benzol und Toluol wurden in den Jahren 2007 bis 2009 nur vereinzelt im Grundwasser nachgewiesen, wobei man die Verursacher eindeutig zuordnen konnte. Die Benzinzusatzstoffe Methyltertiärbutylether (MTBE) und Ethyltertiärbutylether (ETBE) sind im Grundwasser ebenfalls nur ein punktuelles Problem im Bereich von Tankstellen, Benzinlagern und Altlasten. Gegenüber der Messkampagne 2006 sind die Belastungen zurückgegangen. MTBE wird zunehmend durch ETBE ersetzt, wobei dies aus Sicht des Grundwasserschutzes keine Verbesserung darstellt, da beide Stoffe durch ihren unangenehmen Geruch schon in niedrigen Konzentrationen auffallen und die Trinkwasservorräte gefährden können.

Lesestoff:
Der Bericht „Grundwasser-Überwachungsprogramm - Ergebnisse der Beprobung 2009“ kann unter www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/2695 als PDF-Datei abgerufen werden. Es gibt eine Kurzfassung und einen ausführlichen Fachbericht.

MUNV / roRo

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