Hammelmöhre für den Winter

Ernährung

Pastinakenzüchtung im Biolandbau

PastinakenFranzosen und Engländer haben die Hammelmöhre in ihrer Kultur bewahrt. In Deutschland hat sie über die Beete des Ökolandbaus wieder zurück in die Küche gefunden. Zwischenzeitlich hatten im 18. Jahrhundert Möhren und Kartoffeln die Pastinake aus dem Kulturbeet verdrängt. Zu Unrecht, denn bereits die Römer schätzten den aromatisch süßen Geschmack. Zwischenzeitlich nahm das Wurzelgemüse, das auch Moorwurzel und Pestnache genannt wird, den Rang eines Hauptnehrungsmittels ein. Die Pastinake ist mit einem hohen Gehalt an Stärke und Zucker sehr nahrhaft.
Schafe und Ziegen wissen das zu schätzen und naschen die Wildform, die noch fast überall in Europa wächst, vom Wegesrand.

Pastinake (Pastinakawurzel, wilde Möhre und welsche Petersilie, Pastinaca L., frz. panais, engl. parsnip, holl. pastinak,, ital. pastinacca), Pflanze aus der Familie der Umbelliferen, zweijährig und ausdauernd, wovon P. sativa, die Gartenpastinake oder gemeine P., in Europa und Nordamerika, er aromatisch riechenden, süßlichen und wohlschmeckenden Wurzel wegen, aber nur lokal, kultiviert wird und zwar in mehreren Sorten, lange P. runde Zucker- oder Königs- und Jersyepastinake als die beliebtesten. In England und Holland werden P. am häufigsten als Gemüse genossen, bei uns mehr nur mit Möhren zusammen gekocht oder nur als Wurzelwerk zu Fleischbrühen benutzt. Man macht auch Liköre und eine Art Wein aus P. aber ebenfalls nur im Ausland; häufiger ist die Verwendung als Futtermittel oder als Surrogat zu Brot. Für Deutschland spielt die P. keine bemerkenswerte Rolle.
Q: Merck´s Warenlexikon; Autorenkollektiv, Verlag von G.A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Jetzt selber anbauen
Die Pastinake kann ab September den ganzen Winter über aus dem eigenen Garten geerntet werden und gilt als frosthart. Frost macht sie erst so richtig aromatisch. Der Boden ist außerdem der beste Lagerplatz, denn im Keller, an der Luft, wird das Gemüse schnell welk. Entnahme also nach Bedarf. Sie wächst praktisch überall dort, wo auch Möhren und Kartoffeln gedeihen. Lediglich auf ausreichenden Humusgehalt sollte geachtet werden. Mit drei Liter Kompost je Quadratmeter ist das Frühjahrsbeet ausreichend bestellt.
Die Saat sollte dicht ausgebracht werden, denn auch das aus dem Handel stammende Saatgut keimt nicht besonders gut. Nach dem Auflaufen lohnt sich dann die Vereinzelung auf 15 bis 20 cm Abstand innerhalb der Reihe. Der optimale Abstand liegt zwischen 30 und 35 Zentimeter. Bis Ende Mai können Sie sich noch den Wintervorrat anpflanzen. Aber Geduld – die Keimung der Pastinake dauert mit 20 Tagen recht lange.
Damit die Rübe bei der Trockenheit keine Risse bekommt, ist ausreichendes Wässern Pflicht. Ansonsten brauchen Sie nur aufkeimendes Unkraut wegzuhacken. Damit das auch so bleibt, sollten Doldenblütler wie Möhren, Sellerie und Pastinaken nur alle vier Jahre auf das gleiche Beet kommen.

Ab in die Küche
Wegen des hohen Stärkeanteils wurde aus Pastinaken früher Wein und Bier gemacht. Der Pastinakensaft wurde zum Sirup gekocht und als süßer Brotaufstrich verwendet. Heute allerdings wird das Gemüse wie Möhren oder Sellerie roh genossen – oder gekocht zu Wild und Rindfleisch serviert.
Die Vielfalt ist damit aber nicht zu Ende. Mit Kräuter versehen kann man Pastinake als Suppe reichen und Pastinakenbrei schmeckt dem Baby. Engländer schwören auf mashed parsnips, eine ähnliche Zubereitung wie Kartoffelpüree – jedoch aromatischer.
Zubereitet wird die Pastinake ähnlich wie die Möhre. Mit einer Bürste unter fließendem Wasser reinigen oder schälen. Da sie weicher sind, garen sie schneller als Möhren. Die Blätter können Sie in der Küche zum Würzen verwenden.

Auf Geschmack gezüchtet
„Pastinaken sind kaum züchterisch bearbeitet worden. Während in der EU offiziell über 400 Sorten von Möhren zugelassen sind, gibt es nur wenige anbauwürdige Pastinakensorten. Das versuchen wir nun zu ändern. Neben den agronomischen Werten setzen wir vor allem auf den Geschmack. Pastinaken müssen nicht abstoßend bitter sein, sondern können – im Gegenteil – mit kräftigem aromatischem Geschmack und einer feinen Nelkennote auch diejenigen Gourmets überzeugen, die bisher nicht wussten, dass die Pastinaken-Fans sind“, sagt Michael Fleck von Kultursaat e.V.
Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau wurde die Sorte „Aromata“ ausschließlich im Bioanbau entwickelt. Über mehrere Jahre hinweg wurden jeder neuen Generation Geschmacksproben entnommen und nur die mild-aromatischen Exemplare ohne Bitterstoffe zur Weiterzüchtung verwendet.

roRo; Foto: Landwirtschaft-bw.info

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