Her mit dem Ballast

Ernährung

DIfE: Unlösliche Ballaststoffe senken Blutzucker

> Wenn es mit dem Stuhlgang nicht mehr klappt, dann sollen wir mehr Ballaststoffe essen. Der aid Infodienst weiß auch warum:

Ballaststoff-Kunde
Die Stoffgruppe bezeichnet die Stütz- und Struktursubstanz der Pflanzenzellen, die als Bestandteil pflanzlicher Nahrungsmittel unverdaulich sind und keine Energie liefern. Ballaststoffe sind unterschiedliche chemische Verbindungen, meistens Kohlenhydrate. Hiervon sind Hemicellulosen, Cellulose, Pektin und Lignin die wichtigsten. Das Getreidekorn ist er wichtigste Lieferant für Ballaststoffe und beherbergt den größten Teil in seinen Randschichten. Für eine ausgewogene Ernährung und zur Erhaltung der Gesundheit sollten täglich 30 bis 40 g Ballaststoffe aus Getreide aber auch aus Obst und Gemüse zu sich genommen werden.
Da sie nicht verdaut werden, gelangen sie zusammen mit anderen unverdauten Nahrungsresten in den Dickdarm. Hier binden sie auf Grund ihrer chemischen Struktur Wasser, quellen und vergrößern sich und füllen dabei den Darm aus. Ein Teil des „Ballasts“ dient den im Darm angesiedelten nützlichen Bakterien als Nahrung, weswegen sie sich schnell vermehren können und ebenfalls durch Zellvergrößerung den Darm ausfüllen. Das ist ein Anreiz für die Darmmuskulatur, die Nahrungsreste schneller abzutransportieren. Dadurch erhöht sich das Stuhlgewicht, der Stuhl ist weicher und kann leichter abgesetzt werden. Damit verhindert eine Ballaststoffzufuhr Verstopfung auf natürliche Weise und macht in den meisten Fällen den Gebrauch von Abführmitteln überflüssig.

Ballast senkt den Blutzuckerspiegel
Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) aus Potsdam-Rehbrücke hat unter der Leitung von Prof. Andreas Pfeiffer in der Zeitschrift Diabetolologia eine Arbeit veröffentlicht, das 30 Gramm unlösliche Ballaststoffe aus Weizen oder Hafer den Blutzuckerspiegel senken, ohne die Insulinzufuhr zu erhöhen (Weickert et al. Nov; 48: 2343-53). Dadurch verbessert sich der Glucosestoffwechsel.
Mehrere epidemiologische Studien haben bereits gezeigt, das unlösliche Ballaststoffe das Risiko für Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt und Typ-2-Diabetes (Altersdiabetes) senken. Ebenso ist bekannt, dass der Glucosestoffwechsel, aber auch die Insulinwirkung auf den Blutzuckerspiegel eine wesentliche Rolle für das Entstehen von Herz-Kreislauferkrankungen und Altersdiabetes spielen. Je besser die Insulinwirkung ist, umso weniger steigt der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit an und umso geringer scheint das Erkrankungsrisiko zu sein.

Forschungsergebnisse
Die DIfE-Wissenschaftler untersuchten den Blutzucker- und Insulinspiegel von 14 jungen und gesunden Probanden nachdem diese Testmahlzeiten mit und ohne unlösliche Ballaststoffe verzehrt hatten. „Direkt am Tag nach der Ballaststoffaufnahme konnten wir noch keinen Effekt auf den Glucosewechsel feststellen, was im Einklang mit anderen Studien ist, die die Wirkung unlöslicher, nicht-visköser Ballaststoffe untersuchten. Ein deutlicher Effekt zeigte sich aber 24 Stunden später, dann verringerte sich der nach einer Mahlzeit gemessene Blutzuckerspiegel um ca. 30 Prozent, während der Insulinspiegel im Blut im Vergleich zum Vortag unverändert blieb oder tendenziell sogar etwas absank. Dieses lässt vermuten, dass unlösliche Ballaststoffe die Insulinwirkung deutlich verstärken und hierüber das Risiko für Gefäßerkrankungen senken können“, fasst Martin Weickert zusammen.
Um über die Wirkmechanismen Details zu gewinnen und die Studie zu untermauern sind noch längerfristige Forschungen geplant. Prof. Pfeiffer: „Beispielsweise wollen wir zukünftig auch Personen untersuchen, die unter Zuckerstoffwechselstörungen leiden. Vor allem in der Prävention des Typ-2-Diabetes sind Ballaststoffe außerordentlich vielversprechend und können in der täglichen Ernährung verfügbarer gemacht werden.“ Die Daten zeigen bereits jetzt, dass der Glucosestoffwechsel auch ohne Einnahme von Medikamenten verbessert werden kann.

roRo

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