„Im Sinne der Fische“

Ernährung

Datenbank nachhaltiger Fischeinkauf

Die Ausgangsposition: Ein- bis zwei Mal die Woche gehört Seefisch auf den gesunden Speiseplan . Doch Meere, Flüsse und Seen sind überfischt. Verbraucher zweifeln: Darf ich noch Kabeljau essen?

Datenbank für nachhaltigen Fischeinkauf
Sie dürfen, wenn auch nicht jeden. Für welchen sie sich entscheiden, können sie seit Sonntag in einer Datenbank nachschauen. Nicht nur Verbraucher, sondern auch der Handel kann sich dort informieren.
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner listete auf der Anuga drei Punkte für die nachhaltige Fischerei auf: Nur selektierter Fisch aus mehrjährig gemanagten Beständen, Vermeidung von Beifang und keine illegale Fischerei. Das muss lückellos nachgewiesen werden und steht jetzt im Internet.
Prof. Dr. Folkhard Isermeyer vom Johann Thünen-Institut für Fischerei in Braunschweig weiss, dass so etwas nicht dem freien Markt überlassen werden kann. Daher sind die Daten wissenschaftlich fundiert, wenn auch schwer zu erhalten. Während im Stall und auf den Feldern alle verfolgen können, was dort geschieht, zeigt auch der Blick durch die Taucherbrille immer nur einen kleinen Ausschnitt. Für die Ressortforschung eine große Herausforderung. Aber es hat sich gelohnt.
So sind beispielsweise für den Kabeljau 13 Fanggebiete ausgewiesen und die Datenbank zeigt, das der Bestand in der Barentssee, wenn ach als einziger, mit ruhigem Gewissen verzehrt werden kann. Dort gibt es seit 2004 einen Managementplan und der Bestand wird vom Internationalen Meeresrat als gesund bezeichnet. Ein großer Vorteil, denn die bisherigen Kennzeichnungen der Umweltorganisationen bezogen sich meist nur auf den Fisch als Ganzes.
Der Handel kann die Datenbank auch für eine freiwillige Kennzeichnung bieten, den die ICES gleich mit vorgeschlagen hat. In diesem Beispiel: „Kabeljau gefangen im Nordostatlantik (Nordost-Arktis und Norwegische See)“

Aktion des Handels
Der Handel sei sich durchaus bewusst, dass „nicht wenige Fischbestände in einem kritischen Zustand“ sind, führte Dierk Frauen vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVL) aus. Weil Verbraucher immer wieder nach nachhaltig gefangenen Fisch fragen, konnte er hier proaktiv tätig werden und nutzt die Informationen für die Kundenkommunikation.

Kleine Datenbank mit großer Wirkung
In den nächsten drei Jahren soll die Datenbank weiter ausgebaut werden. Doch welche Wirkungen haben die Informationen des deutschen Handels für den deutschen Konsumenten auf das weltweite Problem? Wäre es nicht multilateral als verpflichtender Standard sinnvoller, wollte Herd-und-Hof.de wissen?
Ilse Aigner sieht sich, den Handel und die Verbraucher in der Pflicht, eine Vorleistung einzugehen. Sie wolle die Verantwortung nicht auf andere schieben, wobei gerade multilaterale Verhandlungen sehr zeitaufwendig sind. Der Handel ist in Deutschland „im sinne der Fische“ vorangegangen, so Aigner.
Dr. German Jeub aus dem BMELV ergänzt, dass ab dem 01. Januar in ganz Europa nur noch Fisch angelandet werden darf, dessen Fang rückverfolgbar ist. Damit will die EU der illegalen Fischerei einen wichtigen Markt abschneiden und Vorbild für andere Regionen sein.
Die deutsche Fischereiflotte ist auch nicht das ärgste Problem für die Fische. Die mediterranen Flotten sind zu groß und andere Länder halten sich nicht an die Quotenvorgaben. Doch noch in diesem Monat soll eine neue EU-Kontrollverordnung Strafzölle für diejenigen möglich machen, die sich den Kontrollen verweigern.

Lesestoff:
Die Datenbank können Sie unter www.fischinfo.de nutzen.

roRo (Text und Foto)

Zurück