Importeure fürchten Knappheit bei Bio-Orangen
Ernährung
Zitrus-Geschäft in Südafrika vor neuer Herausforderung
Seit 1992 schwelt der Streit zwischen Südafrika und der EU, vor allem den spanischen Zitrusproduzenten, wegen der Schwarzfleckenkrankheit von Zitrusfrüchten. Der Citrus Black Spot (CBS) ist eine Pilzinfektion der Schale und gilt als Quarantäneschädling in der EU. Nach Ansicht der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA darf Phyllosticta citricarpa nicht eingeschleppt werden, weil die Gefahr der Etablierung in europäischen Anbaugebieten besteht. Ein anderer Schädling ist die False Codling Moth (Cryptophlebia leucotreta (FCM)), die neben Zitrusfrüchten auch bei anderem Obst große Schäden verursachen kann.
CBS und FCM beschäftigen die Zitrusindustrie in Südafrika, die aufgrund der Lage auf der Südhalbkugel Mandarinen und Orangen zeitlich komplementär zur europäischen Saison anbieten kann. Der Sektor hat sich prächtig entwickelt und erzielte 2015 rund 98 Millionen Euro Umsatz. 92 Prozent davon stammen aus dem Export. Südafrika ist der weltgrößte Zitrusexporteur und beschäftigt alleine auf den Plantagen 71.500 Arbeiter.
Der Aufwand, CBS- und FCM-freie Ware zu exportieren, ist groß. Im letzten Jahr hat die Trockenheit im südlichen Afrika den Sektor getroffen. In diesem Jahr stimmen die Ernteprognosen wieder. Der niederländische Importeur Andres Ribas von Vientosur, sagte Mitte Mai, dass die europäische Saison früher als geplant endet und die Ware aus Südafrika ohne Marktstörung komplett nach Europa exportiert werden könnte.
Sein Kollege von Eosta hat das mittlerweile für den Bio-Bereich korrigiert. Im April hat Pieter de Keijzer Plantagen besichtigt und von ungewöhnlichen Vorfällen berichtet. Die Orangen fallen vor der Reife von den Bäumen. Die Schale platzt auf. Die Beobachtungen im Sundays River Valley werden aktuell vom Citrus Research Institute überprüft. Derzeit führen sie die Vorfälle auf Temperaturschwankungen während der Zeit des Fruchtansatzes zurück.
Die Zitrusbauern im Norden Südafrikas sind davon nicht betroffen, mussten aber schwere Hagelschläge hinnehmen. de Keijzer rechnet mit nur noch der Hälfte an Bio-Mandarinen und Bio-Orangen aus Südafrika. Ersatzlieferungen sollen aus Chile kommen. Ein erster Container wurde bereits in den Niederlanden entladen. Bei Bio-Zitronen und Bio-Grapefruits gibt es keine Einschränkungen in diesem Jahr.
Roland Krieg